Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise und der stark eingetrübten Konjunkturaussichten werde das Interesse deutscher Unternehmen an einer flexiblen und kostengünstigen Bereitstellung von IT-Ressourcen deutlich zunehmen. Das jedenfalls erwarten die Marktforscher von IDC, die genau für diese Situation Cloud Computing als Mittel der Wahl ansehen.
In einer aktuellen Umfrage unter IT-Fach- und Führungskräften deutscher Unternehmen jedweder Größe findet IDC eine Bestätigung für seine Prognosen: Cloud Computing sei mehr als ein kurzfristiges Modethema; die weltweiten Ausgaben für Cloud Services würden sich in den nächsten fünf Jahren verdreifachen.
Cloud Computing, darunter versteht IDC Techniken und Bereitstellungsmodelle, mit denen Cloud Services (Produkte, Services, Lösungen) für Unternehmen oder Konsumenten über das Internet in Echtzeit angeboten und genutzt werden. Der Betrieb solcher Anwendungen erfolge dabei extern bei einem Provider. Beispiele für diese Technologien sind externe Mailboxen, Medienspeicherdienste (Google Picasa), VoIP-Telefonie (Skype) oder Office-Dienste wie Google-Apps.
Mehr als 1000 Interviews haben die Marktforscher von IDG für ihre Studie mit Unternehmen geführt, die wenigstens 100 Mitarbeiter haben. Zwei Drittel der Befragten zählen ihren Arbeitgeber zum Mittelstand, ein Drittel von ihnen arbeitet in Großunternehmen.
Cloud Computing nur was für Großunternehmen
Gerade mal jeder vierte Gesprächspartner hat sich schon mit Cloud Computing beschäftigt; für 75 Prozent ist das bis jetzt kein Thema. Auf besonderes Interesse stößt Cloud Computing bei Großunternehmen mit mehr als 5000 Beschäftigten, während sich der Mittelstand in der Umfrage mehrheitlich gegen Cloud Computing ausspricht.
Die Weltwirtschaftskrise spielt für 69 Prozent aber keine Rolle bei der Entscheidung, ob sie konkret über Cloud Computing nachdenken oder nicht. Immerhin 12 Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen sich gar wegen der Krise damit, während ganze drei Prozent aus demselben Grund die Entscheidung darüber vertagt haben.
Wer sich konkret mit den extern bezogenen Services auseinandersetzt, tut das vor allem wegen möglicher Kosteneinsparungen (32 Prozent). Auf den Plätzen folgen die Anforderungen durch eine Fachabteilung (30 Prozent) und durch das Management (29 Prozent).
Auf die Frage, welche Cloud-Services sie nutzen würden, antworteten 42 Prozent mit "Geschäftsanwendungen", 37 Prozent mit "Server (Rechnerkapazität), 30 Prozent mit "E-Mailing-Tools" und 25 Prozent mit "Office-Anwendungen".
Cloud Computing: Weder Revolution noch Buzzword
So durchwachsen die Ergebnisse der aktuellen Umfrage auch sein mögen: Dass sich Cloud Computing in zwei bis fünf Jahren als Ergänzung bei der Beschaffung von IT etablieren werde, sagen immerhin 45 Prozent der Befragten. Weitere 26 Prozent stimmen dem mit der Einschränkung "jedoch nur für temporäre Einsätze" zu. Ganze neun Prozent dagegen finden, dass Cloud Computing auch in den kommenden Jahren unbedeutend bleiben wird. Daraus schließen die Marktforscher von IDC, dass Cloud Computing weder ein bloßes Buzzword ist, noch dass demnächst die Cloud Revolution vor der Tür steht.
Dennoch: Die Aussichten sind einigermaßen rosig. Immerhin knapp die Hälfte der Befragten findet nämlich, dass die Informationen zum Thema "übersichtlicher und präziser" werden. Jeweils ein Drittel bemängelt aber (Mehrfachantworten waren zugelassen), dass konkrete Infos zum Nutzen, konkrete Anwendungsszenarien sowie technische Informationen zum Cloud Computing fehlen. Eine qualifizierte Minderheit von 27 Prozent meint angesichts dieser Defizite aber, es sei "fast unmöglich, einen Überblick zu bekommen".
"Die Hausaufgaben sind noch zu erledigen"
Das legt den Schluss nahe, den IDC dann auch zieht: "Die Hausaufgaben sind noch zu erledigen". So erwarten die Befragten zu 89 Prozent, dass Cloud Computing seine Praxistauglichkeit noch beweisen muss. Eine Integration in bestehende Systeme erhoffen sich 85 Prozent der Interviewpartner, während sich 78 Prozent bessere Informationen über Referenzmodelle wünschen.