Ulrich Assmann war nicht glücklich über den Titel "Beraten und verkauft". Der Vorstand von SAP SI kann sich zwar nicht über den Aufmacher unseres März-Hefts beklagen, bei dem sein Beratungshaus in der Wertung der CIOs auf Platz zwei landete. Trotzdem bemängelt Assmann, pauschal als Teil einer überteuerten Branche abgebürstet worden zu sein. "Bei uns wollte ein Kunde nach Lektüre Ihres Artikels alles 20 Prozent billiger haben." Assmann räumt ein, dass einige Beratungshäuser um Aufträge buhlen müssen; SAP SI zähle aber nicht dazu.
Der ewige Streit ums Geld
Dass CIOs im Zusammenspiel mit Consultants am meisten über den Preis klagen, hält Michael Schulte, Vice President bei Cap Gemini Ernst & Young (CGEY), für "normales Einkaufsspiel". Auch das bestbewertete Haus erntete in der Umfrage seine schlechteste Note beim Preis. Schulte schiebt das zum Teil auf ein falsches Verständnis der Beratungsleistung von CGEY. "Wenn ein Kunde Body Leasing will, dann kann er das bei einem lokalen Anbieter billiger haben." Der Preis für CGEY begründe sich durch die Fähigkeit, auch große Projekte managen zu können.
Einen weiteren Grund für das Geplänkel um den Preis nennt Peter Körting, Partner bei Deloitte Consulting: "CIOs, die sich als traditionelle IT-Leiter begreifen, werden in ihren Unternehmen als Kostenverursacher angesehen." Und weil Kostenverursacher unter stetem Rechtfertigungszwang leiden, würden sie auch da sparen, wo es den Geschäftszielen möglicherweise schadet. "Ein CIO darf aber nicht daran gemessen werden, ob er im Budget geblieben ist", sagt Körting. Der Deloitte-Partner rät den Kunden, den Wert ihrer Arbeit zu quantifizieren, sodass die IT-Abteilung wie ein Profitcenter wahrgenommen wird. "Ein CIO achtet dann auch darauf, die eine oder andere Abkürzung besser nicht zu nehmen, damit dem Unternehmen keine Benefits entgehen."
Die schlechtesten Noten in puncto Preis fing sich in der Umfrage Accenture ein. Mit 4,2 auf einer Schulnoten-skala schrammte das Beratungshaus nur knapp am Sitzenbleiben vorbei. Marketing-Direktor Ulf Henning reagiertdiplomatisch und sagt, er sei "verblüfft" über dieses Urteil. "Dass wir nicht der billige Jakob sind, ist bekannt. Aber wenn es um Qualität geht, stehen wir immer weit oben in den Rankings." Henning verweist dabei auf eine Erhebung des Magazins Capital, bei dem Führungskräfte Accenture die höchste Kompetenz bei der Beratung in Sachen E-Business zusprachen. Feiner Unterschied in der Befragungsmethode: In dieser Studie bewerteten 189 Manager das Image der Consultants, zum Großteil ohne persönliche Erfahrung. In die CIO-Studie flossen dagegen nur die Urteile der Auftraggeber, die auch mit Accenture gearbeitet haben. Das sind zugegebenermaßen nur sechs Manager, die allerdings mit hautnaher Erfahrung.
Klarer Ansprechpartner gesucht
Auf die Frage, was CIOs im Umgang mit Consultants besser machen können, antwortet Henning: "Die Frage muss doch lauten: Ist überhaupt ein CIO da?" Accenture arbeite im Augenblick an rund zehn Projekten, bei denen mehr als 100 Mitarbeiter im Spiel seien. "Da brauchen Sie einen klaren Ansprechpartner", so der Marketing-Direktor. Der zuständige Vorstand müsse ein eindeutiges Commitment abgegeben haben, darin sind sich alle Berater einig. Wo Ziele und Verantwortliche für ein Projekt nicht klar benannt sind, könnten Consultants über den Beratungsbedarf der CIOs nur sagen: "Erraten und verkauft."