Dass IBM die Beratungssparte von Pricewaterhouse Coopers kaufen will, macht schon aufgrund der Größe des Deals (3,5 Milliarden Dollar) Schlagzeilen. Der Weltmarktführer für IT-Beratung steigt in die Strategieberatung ein, und die Großen in diesem Markt wie Accenture werden sich warm anziehen müssen. Das gilt umso mehr, da die meisten Strategieberater ihrerseits IT-Kompetenz aufgebaut haben, um über das reine Beratungsgeschäft hinaus auch im Projektgeschäft mitmischen zu können.
Der Trend in der Consulting-Branche geht - abgesehen von der Trennung zwischen Wirtschaftsprüfung und Beratung als Enronitis-Symptom - offenbar zur großen Klammer: Strategieberatung und Projektgeschäft unter einem Dach. Die Consulting-Riesen wollen an die Ansprechpartner und Umsatztöpfe auf allen Ebenen im Unternehmen heran.
Nicht unwahrscheinlich, dass diese Strategie aufgeht. Große Namen, die schon lange bekannt sind und die Stabilität signalisieren, haben es heute einfacher. Startups wird aus vielen guten Gründen Misstrauen entgegengebracht. Wer IBM, Accenture und Konsorten als Berater ins Haus holt, hofft, damit auf der sicheren Seite zu landen. Und die einschlägigen Analysten prophezeien, dass nur Berater mit vollständigem Leistungsportfolio auf Dauer eine Chance hätten, weshalb wir in naher Zukunft sicher noch mehr Zusammenschlüsse erleben würden.
Dazu will indes nicht so recht passen, dass allzu viele Kunden mit den Leistungen der großen Beratungshäuser nicht zufrieden sind - vor allem nicht im Verhältnis zu den geforderten Preisen. Unsere Beraterumfrage vom März ist noch frisch in Erinnerung. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählte die Kritik der Kunden an den zu hohen Preisen der großen IT-Beratungshäuser. Und in puncto Qualität der Mitarbeiter vor Ort waren die Aussagen über kleinere, oft auf Branchen oder Regionen spezialisierte IT-Consultants deutlich positiver.
Ganz wichtig auch: Die befragten CIOs wollen die Dauer der Beratungsaufträge so weit wie möglich reduzieren, dafür lieber selbst die langen Fäden in der Hand behalten. Der Grund sind zwar meist, aber nicht ausschließlich die Kosten. Die Rolle der Consultants würde so tendeziell reduziert auf die von Entwicklungshelfern, die Hilfe zur Selbsthilfe leisten und dann wieder ihrer Wege gehen.
Den Riesen wird es nicht gefallen, aber in so ein Häppchen-Szenario passen kleine Berater besser hinein als die Giganten aus der Liga von IBM Global Services mit mehr als 100 000 Mitarbeitern, die allesamt einträglich beschäftigt werden müssen. Mittelständische und kleine Consultants sind sich dagegen nicht zu schade für Kleinprojekte auf Abteilungsebene. Und über den Erfolg eines Beratungsprojekts entscheidet am Ende nicht die Größe des Consulting-Partners. Den Ausschlag geben Branchenkenntnis, IT-Kompetenz und Flexibilität.