Virtualisierung, IT-Infrastruktur

Die besten Rechenzentren

30.05.2011 von Werner Kurzlechner
Die Rechenzentren deutscher Unternehmen sind einer Studie zufolge besonders gut gerüstet, um IT als Grundlage der Geschäftsstrategie wirksam einsetzen zu können.
Die Studie bewertet die Qualität und Zukunftsfähigkeit von Rechenzentren auf einer Skala von Null bis Zehn.

Ein Blick in die Rechenzentren der europäischen Unternehmen verrät, dass die Chancen zur Realisierung von Business-Vorteilen durch die IT oft nicht ausgeschöpft werden. Immerhin schneiden die deutschen Unternehmen - ähnlich wie jene aus der Schweiz - im internationalen Vergleich mehr als ordentlich ab. Das ist das Ergebnis der Studie "Next Generation Data Center Index" von Oracle.

Platz Eins vor Skandinavien

Die Studie bewertet die Qualität und Zukunftsfähigkeit von Rechenzentren auf einer Skala von Null bis Zehn. Firmen aus Deutschland und der Schweiz wurden dabei zusammen bewertet und erreichten den Spitzenwert von 6,09. Platz Eins also vor den skandinavischen Ländern, die ebenfalls gemeinsam die Marke 5,95 erzielen. Dahinter reihen sich die USA mit 5,79 ein, vor den Benelux-Staaten mit 5,64 und England mit 5,43.

Nachholbedarf im Süden Europas

Deutlichen Nachholbedarf in ihren Rechenzentren haben die Unternehmen aus Frankreich, der Iberischen Halbinsel und Italien, die jeweils unter dem Indexwert 5 blieben: Frankreich mit 4,91, Spanien und Portugal mit 4,73 und Italien mit 4,50. Noch schlechter schnitten die Rechenzentren im Nahen Osten mit 4,41 ab. Der globale Durchschnittswert liegt somit bei 5,28; alleine in Europa beträgt der Mittelwert 5,32.

Business-Vorteile nicht ausgeschöpft

"Einerseits zeigt die Studie ganz klar, welche Rechenzentrumsbetreiber welcher Länder führend und innovativ sind und Verständnis für die Nutzen neuer Technologien zeigen", kommentiert Dermot O’Kelly, Senior Vice President EMEA Hardware Sales bei Oracle. "Andererseits deckt die Studie auch auf, dass viele Unternehmen noch nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen, um klare Businessvorteile mit ihrer IT zu schaffen."

IT oft zu komplex und teuer

Die IT-Infrastruktur in europäischen Unternehmen sei häufig extrem komplex und teuer zu verwalten. Eine ressourcen- und kostenaufwändige Skalierbarkeit erschwere die Lage. In der Folge leiste die IT-Abteilung oft keinen Wertbeitrag fürs Geschäft. "Wenn hier keine Veränderung eintritt, wird vielen Unternehmen die Agilität fehlen, um schnell auf Geschäftsanforderungen zu reagieren", so O’Kelly. "Die Studie zeigt, dass noch viel Arbeit in den Rechenzentren wartet."

Offenkundig besser aufgestellt sind hier die Firmen aus Deutschland und der Schweiz. In zwei von drei Unterkategorien der Umfrage verbuchten sie Bestwerte. Demnach sind die deutschen und Schweizer Rechenzentren am nachhaltigsten konstruiert und sind fähiger als alle anderen, das Kerngeschäft zu unterstützen. In Punkto Flexibilität - der dritten Kategorie - reichte es für den dritten Rang.

Eindrucksvoll erscheint der Vorsprung, den Deutsche und Schweizer bei der Nachhaltigkeit innehaben. Mehr als ein Drittel der Befragten gab an, für ihre Rechenzentren einen vollständigen Nachhaltigkeitsplan zu haben und diesen auch umzusetzen. Im europäischen Durchschnitt sagen das lediglich rund 17 Prozent.

Über ein weiteres Viertel der Firmen in der Bundesrepublik und der Schweiz hat immerhin einen grundlegenden Nachhaltigkeitsplan auf dessen Basis eine Umsetzung vorgesehen ist. Lediglich knapp fünf Prozent der Unternehmen mussten zugeben, dass die Nachhaltigkeit ihrer Rechenzentren nicht formal festgeschrieben ist. Im europaweiten Vergleich gilt das für etwa 13 Prozent.

Virtualisierung

Als weitere Ursache für das hervorragende Abschneiden von deutschen und eidgenössischen Firmen zeigen sich die intensiven Virtualisierungs-Anstrengungen, die international lediglich in den USA übertrumpft werden. Über ein Viertel aller Unternehmen in Deutschland und der Schweiz betreibt bereits 30 bis 50 Prozent der Server-Hardware virtualisiert.

Knapp ein Viertel gibt sogar an, 50 bis 70 Prozent der Server mit Virtualisierung einzusetzen. Lediglich knapp sieben Prozent der Befragten lassen weniger als 10 Prozent ihrer Server-Hardware virtualisiert laufen. Damit liegen Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz rund 20 Prozent über dem europaweiten Durchschnitt an der Spitze des Vergleichsfeldes, gefolgt von Skandinavien und England.

Weiternhin Investitionsbedarf im Rechenzentrum

Wer schon gut dasteht, braucht weniger zu verändern als andere - davon profitieren die Firmen hierzulande. Während anderswo die Hälfte der Firmen in den kommenden zwei Jahren Bedarf für neue Rechenzentren sieht, gilt das im deutschsprachigen Raum lediglich für 30 Prozent. Knapp 35 Prozent sehen hingegen erst innerhalb der kommenden fünf Jahre größeren Handlungsbedarf.

Die Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz investieren in ihre Rechenzentren laut Oracle meistens, um Speicherkapazitäten auszubauen oder zu konsolidieren. "Wir können den Unternehmen in Deutschland und der Schweiz ein großes Kompliment machen", konstatiert höchst erfreut Rolf Kersten, Hardware Product Marketing Manager bei Oracle Deutschland. "Wer in moderne Rechenzentrums-Infrastrukturen investiert, kann markante Einsparungen machen und klare Businessvorteile mit der IT schaffen."

Schlusslicht Behörden und Einzelhandel

Die Oracle-Studie differenziert übrigens nicht nur regional, sondern auch nach Branchen. Europaweit verfügen demnach Telekommunikationsunternehmen über die ausgereiftesten Rechenzentren. Dahinter folgen Energieunternehmen, Finanzdienstleister und Firmen aus dem Gesundheitswesen. Die beiden letzten Plätze im Branchenindex belegen der öffentliche Sektor sowie die Einzelhandelsbranche. (CFOworld)