Der Run auf mobile News-Aggregatoren und so genannte "Soziale Magazinen” ist im vollen Gange. Denn aus Flipboard, einer innovativen und herausragenden iPad-App, die den Publishing-Markt auf den Kopf gestellt hat, ist ein attraktives Marktsegment entstanden, das bei Softwareherstellern, Verlagen, High-Tech-Investoren und vor allem Endverbrauchern immer mehr Interesse weckt.
Heute gibt es bereits einige anspruchsvolle Apps, die Flipboard den Kampf angesagt haben und nun um die Gunst der mobilen Anwender buhlen, egal ob sie ein Android-Gerät nutzen, iPhone, iPad, Windows Phone, Blackberry, Kindle oder Web OS. Dazu zählen Applikationen wie "Zite” von der CNN, "News.me” von der New York Times oder "Currents”, Googles Vorstellung eines digitalen Magazines. Diese und eine Handvoll weitere News-Apps werden auf den folgenden Seiten näher beschrieben und miteinander verglichen.
1. Flipboard: Die Social-News-App, die den Ton angibt
Bei Flipboard handelt es sich um die Software, mit der das Konzept des "Social Magazine” erfunden wurde. Die Idee dahinter ist so einfach wie genial: Inhalte aus den verschiedenen Sozialen Netzwerken werden zusammengeführt und in einem ansprechenden, schicken Magazin-Layout auf dem iPad präsentiert. Dadurch entsteht ein personalisiertes Magazin, bei dem die Interessen und Vorlieben des Anwenders in den Vordergrund gestellt werden.
Zu den Sozialen Netzwerken, die sich in die App integrieren lassen, zählen neben Twitter und Facebook auch LinkedIn, Tumblr, die Foto-Sharing-Dienste Flickr und Instagram, sowie die Musikplattform SoundCloud. Zusätzlich können beliebige RSS-Feeds eingebunden werden. Eine weitere Möglichkeit, lesenswerte Artikel auf Flipboard zu finden, bietet sich mit den Partnerseiten von Verlagen und Publikationen, die ihre Nachrichten speziell für Flipboard bereitstellen. Zwei Jahre nach dem Erscheinen der App findet man allerdings immer noch keine Inhalte aus Deutschland. Nachdem lokalisierte Flipboard-Editionen für Japan, China und Frankreich bereits veröffentlicht wurden, kann man nur hoffen, dass Deutschland bald folgt.
Eine Magazin-App wäre schließlich nicht als "social” zu bezeichnen, wenn Anwender die Inhalte nicht bequem kommentieren und mit anderen teilen könnten. Dies ist bei Flipboard besonders gut umgesetzt. So kann man während des Lesens den Artikel direkt empfehlen und gleichzeitig sehen, wie sich andere User zu dem Thema geäußert haben.
Flipboard ist als Universal-App für iPhone und iPad im App Store kostenlos erhältlich. Eine (lang erwartete) Android-Version soll nach Herstellerangaben in den kommenden Monaten folgen.
Fazit
Wer ein iPad besitzt, gerne liest und auf einem oder mehreren Sozialen Netzwerken unterwegs ist, für den ist die kostenlose Flipboard-App ein absolutes Muss. Nicht umsonst hat die Anwendung eins der begehrten Apple Design Awards als beste iPad-App erhalten.
2. Pulse News: Ernstzunehmender Flipboard-Herausforderer
Eine der ersten Alternativen, die nach dem massiven Erfolg von Flipboard auf den Markt gekommen ist, ist die App "Pulse News”, angeboten von der Softwareschmiede Alphonso Labs aus Palo Alto, in Kalifornien. Was die Funktionalität angeht, gibt es zwischen beiden Apps kaum Unterschiede. Beide erlauben es dem User, seine Social-Media-Accounts als News-Stream umzufunktionieren und bieten ihm ein Katalog mit zahlreichen populären Magazinen und Publikationen, die von einer Redaktion ausgewählt und in verschiedenen Kategorien gruppiert werden - von Politik und Humor über Kunst und Technologie bis hin zu Unterhaltung und Mode.
Was bei Pulse besonders clever gemacht ist, ist die Präsentation der Beiträge. So werden die News-Feeds der verschiedenen Quellen innerhalb einer Kategorie untereinander aufgelistet (siehe Screenshot). Durch horizontales Scrollen lassen sich die einzelnen Nachrichten durchstöbern. Ein Tap auf einem der Vorschaubilder genügt, um den gewünschten Artikel in einem lesefreundlichen Format zu öffnen. Ähnlich wie bei Flipboard kann man hier auch per E-Mail, Twitter, Facebook, und so weiter, den Beitrag mit anderen teilen. Wer einen kostenlosen Account anlegt, kann zudem die Später-Lesen-Tools Instapaper und ReadItLater in der App nutzen.
Gegenüber Flipboard kann Pulse mit seiner Plattformunabhängigkeit punkten. Denn die App ist nicht nur für iPhone und iPad (App Store-Link), sondern auch für Android-Tablets und für die E-Book-Reader Kindle Fire und Nook erhältlich.
Fazit
Ob es Flipboard oder Pulse sein soll, ist schon fast eine reine Geschmacksfrage. Denn was die Funktionalität angeht, gibt es zwischen den beiden Alternativen kaum Unterschiede. Über UI-Design und User Experience lässt sich bekanntlich streiten. Bei beiden Apps merkt man jedenfalls, dass dabei auf jedes Detail geachtet wurde.
3. Taptu: Für Deutschland lokalisiert
Wer von dem Nachrichten-Layout von Pulse angetan ist, wird sicherlich auch "Taptu” mögen. Die App, entwickelt von der gleichnamigen Firma aus England, kommt nämlich in dem gleichen Design daher, das zugleich schick und funktionell ist. In Puncto Funktionalität sind sich beide Anwendungen ebenfalls sehr ähnlich. So bietet auch Taptu die Möglichkeit, Content aus Social-Media-Diensten, beliebigen Webseiten und RSS-Feeds in die App einzubinden. Die üblichen Sharing-Funktionen fehlen hier natürlich auch nicht.
Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Apps besteht darin, dass Taptu für Deutschland lokalisiert ist. Zwar kann man sich auch mit Pulse deutsche News anzeigen lassen. Dazu ist aber der Umweg über die Suchfunktion erforderlich. Bei Taptu kann man dagegen viele der populärsten Publikationen aus der deutschen Medienlandschaft auswählen und in seinen News-Stream leichter hinzufügen. Ein weiteres, nettes Features, mit dem Taptu punkten kann: Unterschiedliche Quellen lassen sich in einen einzigen News-Stream zusammenfügen, was bei Pulse nicht möglich ist. Auch das optische Layout der News-Streams lässt sich nach eigenen Vorstellungen anpassen.
Taptu steht als Universal-App im App Store zum kostenlosen Download bereit. Neben iOS ist die App auf allen wichtigen mobilen Plattformen präsent, darunter Android, Nook, Blackberry und Kindle.
Fazit
Taptu steht in direkter Konkurrenz zu Pulse News, und zwar auf allen wichtigen mobilen Plattformen. Was das Design und Features angeht, schenken sich beide Apps nichts. Ein wichtiger Vorteil von Taptu besteht allerdings darin, dass es für Deutschland lokalisiert ist.
4. Flud: Soziales Netzwerk rund ums Nachrichtenlesen
Angeboten von der Firma Made by Rabbit, Inc., einer kleinen Softwareschmiede aus dem kalifornischen San Diego, stellt sich "Flud” als ein Soziales Netzwerk für News dar. Hinter dem Slogan "News mit Freunden lesen” und mit einem modernen UI-Design, das sofort an App-Hits wie Instagram und Pinterest erinnert, versucht sich die App als eine virtuelle Community für News-Fans zu etablieren. Als News-Quellen dienen in erster Linie Twitter und Facebook. Zudem kann man aus zahlreichen vorgeschlagenen (englischsprachigen) Quellen diejenigen auswählen, die einem interessieren, sowie beliebige News-Feeds einbinden.
Was die Sharing-Funktionalität angeht, geht die App einen Schritt weiter als die meisten Konkurrenzprodukten. So kann man mit Flud Artikel nicht nur auf LinkedIn, Tumblr, Twitter, Facebook und Co. teilen. Die Entwickler haben die Konzepte rund um Following und Follower aus Twitter in ihr Produkt vollständig übernommen. Die News, die der Anwender interessant findet, erscheinen auf seiner Timeline, wenn er sie markiert. Damit verfolgt die App das ambitionierte Ziel, ein eigenes Social Network aufzubauen.
Flud steht als Universal-App für iPhone und iPad im App Store zur Verfügung. Zusätzlich bietet der Hersteller native Versionen für Android (Google Play-Link) und Windows Phone (Download-Link) im Bereich Mobile, sowie eine Web-App, die einen sehr guten Eindruck macht.
Fazit
Man kann Flud als das Instagram für News beschreiben. Nicht nur die Kernkonzepte der App, sondern auch das Design ist stark an die populäre Foto-Sharing-App angelehnt. Ob es auch Flud irgendwann mal gelingen wird, für rund eine Milliarde Dollar übernommen zu werden? lässt sich heute schwer sagen.
5. Zite: Ein Magazin, das den Nutzer immer besser kennenlernt
Eine weitere, sehr populäre News-App ist "Zite”. Auf dem ersten Blick scheint die Software Flipboard sehr ähnlich. Doch der erste Eindruck täuscht. Zwar kommt auch Zite in ein schickes Magazin-Design daher, dass sofort ins Auge sticht und an Flipboard erinnert. Doch nachdem man eine Weile die App genutzt hat, merkt man, dass beide Apps komplett unterschiedlich sind und sich nicht gegenseitig ausschliessen. Während Flipboard Nachrichten aus bekannten Quellen unter einem Hut bringt, lernt Zite die Interessen des Anwenders und schlägt immer wieder neue Quellen vor.
Hierzu wird der User in die Lage versetzt, Artikel als gut beziehungsweise schlecht zu bewerten, und Themen, die ihm besonders interessieren, zu markieren. Ferner können RSS-Feeds angegeben und die eigenen Social-Media-Accounts integriert werden, damit sich das System ein besseres Bild von den Vorlieben und Interessen des Anwenders machen kann. Das Ganze klappt überraschend gut, es gibt aber auch einen Hacken: Zeit eignet sich nur für Content in englischer Sprache. Die Algorithmen, die hinter den Kulissen arbeiten, um relevanten Content an die User zu liefern, funktionieren nur mit englischen Texten.
Zite ist kostenlos und für iPad, Android und Web OS erhältlich.
Fazit
Optisch mag Flipboard die Nase vorn haben. Doch was die Funktionalität und die Benutzererfahrung angeht, muss sich Zite überhaupt nicht vor dem Marktführer verstecken. Im Gegenteil. Mit seinem tollen Content-Discovery-Funktionen weist Zite einen klaren Vorteil gegenüber Flipboard, Pulse und Taptu auf. Man muss sich aber nicht für das eine oder das andere entscheiden. Beide Apps können sich eigentlich gegenseitig ergänzen.
6. Google Currents: Das Web im schlichten Magazin-Format
Google konnte natürlich nicht tatenlos zusehen, wie Flipboard, Zite und Co. einen direkten und einfacheren Weg zu Web-Content angeboten haben, auf den die User früher in der Regel über seine Suchmaschine gelangten. Genauso wie Google also Android als Antwort zu dem iPhone und Google+ als Facebook-Rivale entwickelt hat, so ist "Currents” die Google-Version eines virtuellen, sozialen Magazins, das in direkter Konkurrenz zu Flipboard steht.
Die App wurde erst vor wenigen Wochen weltweit gelauncht und setzt Online-Inhalte in einem Magazinformat um, das mit dem von Flipboard vergleichbar ist. Die Verleger erstellen für ihre Publikationen speziell für mobile Geräte optimierte Ausgaben. Nach Angaben des Internet-Riesen sollen rund 400 Verlagseditionen und über 14000 Publikationen über seine neue Zeitungs-App zugänglich sein. Neben so gut wie allen populären US-Publikationen steht bereits eine recht große Auswahl europäischer Titeln bereit. Die aus Deutschland populärsten Nachrichtenmagazine, etwa Der Spiegel oder Focus, sucht man allerdings vergeblich. Als kleiner Trost können Anwender die RSS-Feeds beliebiger Webseiten einbinden. Hier wird in den meisten Fällen jedoch nur der Vorspann angezeigt, den ganzen Artikel gibt es nur im Web.
Google Currents ist für iPhone und iPad verfügbar, und selbstverständlich auch für Android-Tablets (Google Play-Link).
Fazit
Im direkten Vergleich zu den Konkurrenzprodukten ist Google Currents weder innovativ noch besonders hübsch oder benutzerfreundlich. Ein klarer Pluspunkt gibt es für die vergleichsweise hohe Anzahl an Publikationen aus dem deutschsprachigen Raum, die die App zur Verfügung stellt. Aber allein auf Grund der Machtposition von Google ist diese App automatisch eine ernstzunehmende Alternative, die man im Auge behalten soll.
7. News.me: Lesen, was Twitter-Promis empfehlen
Einen etwas anderen Ansatz als die bereits beschriebenen Apps verfolgt die Software "News.me”, die ursprünglich in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der New York Times entwickelt wurde. Anstatt News darzustellen, die aus bekannten Quellen - seien es soziale Netzwerke oder Webseiten - stammen, zeigt die App an, was Experten, Prominente und Freunde auf Twitter selber lesen. Damit werden Experte und Persönlichkeiten, die man aus irgendwelchen Gründen Glauben schenkt, zu hilfreichen News-Kuratoren.
Um von der App wirklich profitieren zu können, benötigt man also einen aktiv betreuten Twitter-Account. Die Twitter-User, die man folgt, werden in einer übersichtlichen Leiste oben auf dem Bildschirm dargestellt (siehe Screenshot). Wenn man auf eins der User-Portraits klickt, werden die beliebtesten Artikel aus der Timeline dieses Users in einem eleganten Design präsentiert. Um die Beliebtheit und Popularität der von den Twitter-Usern geposteten Links zu bewerten greift die App nach Herstellerangaben auf Daten von dem URL-Verkürzungsdienst Bit.ly zurück, dessen Macher an der Entwicklung von News.me mitbeteiligt waren.
News.me ist mittlerweile kostenlos und ausschließlich für iPad erhältlich (App Store-Link).
Fazit
News.me gibt sich nicht so vielseitig wie die anderen iPad-Newsreader, die in diesem Beitrag aufgeführt wurden. In Sachen Personalisierung hinkt die App auch etwas hinterher. Doch als leichtgewichtige und kostenlose App mit klarem Fokus auf einem praktischen Feature lässt sich die App als praktisches Ergänzungstool neben Flipboard, Pulse, Taptu oder Currents einsetzen.
8. News360: Rundum-Sicht auf das aktuelle Nachrichtengeschehen
Ein weiteres herausragendes News-Tool bietet sich mit "News360” an. Die kostenlose App sammelt aktuelle Meldungen und Beiträge von über 1500 Quellen im Internet und stellt sie als News-Stream dar, thematisch-sortiert und übersichtlich. Um irrelevante News auszufiltern kann der Anwender eingeben, welche Themen ihm besonders interessieren. Die Software sorgt dann dafür, dass nur passende News angezeigt werden. Per GPS-Tracking lassen sich zudem lokale News finden. Wie bei vielen anderen News-Apps auch der Fall ist, müssen Anwender bei News360 leider auf deutschsprachigen Content verzichten.
Das Besondere an dieser App liegt jedoch darin, dass sie einen 360-Grad-Blick auf das aktuelle Nachrichtengeschehen ermöglicht. Zu jeder Geschichte zeigt die App viele weitere Quellen, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Das ist besonders beim Recherchieren sehr praktisch, da man die Stimmen und Meinungen verschiedener Publikationen analysieren kann, ohne die entsprechenden Beiträge umständlich via Google ausfindig machen zu müssen. Außerdem ist das Tool in der Lage, weiterführende Hintergrundinformationen zu den im Artikel vorkommenden Personen, Unternehmen etc. anzubieten. Als Sharing-Medien unterstützt das Tool Facebook, Twitter, Google+, E-Mail, Evernote, Instapaper und ReadItLater.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von News360 ist, dass es als Web-App und als Browser-Extensions für Chrome, Firefox und Safari verfügbar ist. Im Bereich Mobile ist die App für iOS, Android, Windows Phone und Blackberry Playbook, jeweils als native App, kostenlos verfügbar.
Fazit
Bei News360 handelt es sich um eine interessante und sehr nützliche Anwendung, von der nicht nur Journalisten und Researchers profitieren können. Sehr schade, dass es ausschließlich mit englischsprachigem Content funktioniert. (Computerwoche)