Deutschlands größte Firmen schreiben freie Stellen am häufigsten auf der eigenen Homepage aus. Neun von zehn nutzen diesen Weg, um neue Mitarbeiter anzuwerben. Fündig werden Bewerben auch auf Stellenbörsen im Internet, wo fast zwei Drittel der Unternehmen um neue Mitarbeiter werben.
Das zeigt die Umfrage "Recruiting Trends 2010" des Centre of Human Resources Information System der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main. Angeschrieben haben die Autoren die 1000 größten deutschen Unternehmen. 110 haben den Fragebogen beantwortet.
In Printmedien inserieren laut der Studie mittlerweile nur noch zwei von zehn Firmen - das sind sogar noch etwas weniger als die, die Vakanzen der Agentur für Arbeit melden. Ausschreibungen im Internet führten 2009 zu knapp drei von vier Neubesetzungen in den befragten Unternehmen. Jede zehnte Stelle wurde nicht über einen der genannten Kanäle ausgeschrieben, sondern mit Hilfe von Personalberatern, Zeitarbeitsfirmen oder über persönliche Netzwerke besetzt.
Die klassische Bewerbungsmappe scheint langsam auszusterben. Nur noch sieben Prozent der Firmen bevorzugen es, wenn sich potenzielle neue Mitarbeiter in Papierform vorstellen. Die meisten Firmen bevorzugen Bewerbungen über standardisierte Formulare im Netz. Bei mehr als jedem vierten Unternehmen punkten Interessenten am ehesten mit einer Mail-Bewerbung. Bisher ist bei den eingehenden Bewerbungen der Anteil der Anschreiben per Mail noch höher als der der Formular-Bewerbungen.
Web 2.0 und Suchmaschinen haben mittlerweile ihren festen Platz bei der Anwerbung neuer Mitarbeiter. Am häufigsten nutzen und vertrauen Personalverantwortliche dabei auf das Netzwerk Xing. Fast jeder Dritte sucht dort Informationen über mögliche Kandidaten für eine Stelle. Jeder Fünfte googelt nach Bewerbern, gut zwölf Prozent nutzen das Netzwerk LinkedIn.
Die IT-gestützte Suche nach neuen Mitarbeitern hat bei den Befragten insgesamt einen guten Stand. Zwei Drittel finden die von ihnen genutzten Stellenbörsen im Netz effektiv, sechs von zehn sagen dies von ihrer Karriere-Website.
IT-Branche sucht neue Mitarbeiter
In den Ergebnissen der Umfrage spiegelt sich auch die Wirtschaftskrise wider. Letztes Jahr sagten noch 58 Prozent der Befragten, sie würden im kommenden Jahr die Mitarbeiterzahl erhöhen. In der Vorausschau auf 2010 plant das nur noch jeder Dritte. Allerdings halten die Studienautoren angesichts der Wirtschaftslage auch diesen Wert noch für hoch.
Neben den 1000 größten Firmen Deutschlands haben die Wissenschaftler auch die 300 größten Betriebe einzelner Branchen unter die Lupe genommen, darunter die IT-Branche. Im Unterschied zur Gesamtlage sind die wirtschaftlichen Aussichten dieser Firmen nach deren Angaben größtenteils positiv, was sich auch in ihrer Einstellungspraxis zeigt. Mehr als drei Viertel der Firmen wollen 2010 Stellen besetzen.
Formularbewerbungen am beliebtesten
Vier von zehn IT-Unternehmen erwarten sogar, dass sie Probleme haben werden, einige Stellen zu besetzen, und 8,5 Prozent vermuten, dass sie für einige ausgeschriebene Stellen keinen geeigneten Bewerber finden werden.
IT-Branche setzt auf digitale Bewerbungen
Wenig überraschend erscheint, dass digitale Rekrutierungswege in der IT-Branche noch häufiger genutzt werden als im Durchschnitt aller Firmen. Höher als 94 Prozent ist der Anteil der Betriebe, die freie Stellen auf der Firmen-Website ausschreiben, 86 Prozent tragen sie in Internet-Stellenbörsen ein. Bewerbungen über Internet-Formular bevorzugt jeder zweite Personaler aus der IT-Branche, 37,5 Prozent lesen am liebsten Mail-Bewerbungen.
Gleichzeitig genießt allerdings auch die Papiermappe hier mit 8,5 Prozent Nennungen einen besseren Ruf als im Durchschnitt aller Firmen. Die Anzahl der IT-Personaler, die keine eindeutige Präferenz angaben, ist dagegen besonders klein.