In ihrer aktuellen BI-Studie - der ersten seit drei Jahren - wagen die Unternehmensberater von Steria Mummert einen Ausblick in die nähere Zukunft. Demnach wird sich die BI-Welt zwar fachlich, technisch und organisatorisch verändern. Allerdings dämpfen die Autoren der Studien allzu hochtrabende Erwartungen mit Blick auf ältere Prognosen. Diese hätten sich nur "teilweise bewahrheitet", die Herausforderungen von 2006 seien auch heute noch nicht bewältigt.
Beispielsweise hält die Unzufriedenheit der Anwender mit den in BI-Systemen bereitgestellten Informationen an. Steria Mummert verweist darauf, dass die Ursache des Unmuts meist nicht bei den BI-Lösungen selbst läge, sondern in den fehlenden fachlichen Grundlagen. So bleibt oft unklar, welche Daten tatsächlich von Belang sind. Kennzahlen sind allzu häufig nicht standardisiert, Berichtswege entweder lückenhaft oder verstopft von überflüssigen Informationen. Die Verfasser der Studie gehen davon aus, dass die Unternehmen dieses Problem nun verstärkt angehen werden - auch weil Dashboards oder Cockpit-Anwendungen sie dazu zwingen. Wer Informationen in bunten und einfachen Grafiken verdichten will, muss zwangsläufig die wesentlichen Kennzahlen, die als fachliche Basis der Dashboards dienen, transparent machen.
Anwender bewältigen Informationsflut nicht mehr
Immer noch legen Unternehmen ihr Augenmerk darauf, möglichst viele Informationen bereitzustellen. Steria Mummert geht davon aus, dass sich hier das Gewicht von der Quantität in Richtung Qualität verschieben wird. Die einzelnen Anwender könnten die Menge an verfügbaren Daten längst nicht mehr verarbeiten. Es gilt, die relevanten Daten leichter auffindbar zu machen. Eine immer größere Rolle spielt dabei auch der Ausbau des Metadaten-Managements. Derzeit verschwenden die Mitarbeiter allzu viel Zeit mit Grübeleien darüber, wie eine Information zu interpretieren ist. Umso mehr ist es von Belang, im Data Warehouse Herkunft, Aufbau und Qualität der einzelnen Daten zu beschreiben. Der Ausbau der Metadatendokumentation zu einem zentral verfügbaren Repository steht laut Steria Mummert auf der Agenda vieler Firmen.
Jäger- und Sammlermentalität
Einen deutlichen Ausbau erwarten die Analysten beim Information Lifecycle Management (ILM).Gefragt ist der Mut, unnötigen Daten-Ballast auch wirklich über Bord zu werfen. Die Wirtschaftskrise hat beispielsweise gezeigt, wie schnell Geschäftsdaten aus dem Vorjahr plötzlich jegliche Aussagekraft als Vergleichswert zu aktuellen Entwicklungen verlieren können. Noch tun sich Firmen allerdings schwer damit, ihre Datensammlungen systematisch zu entrümpeln. Steria Mummert diagnostiziert eine "Jäger- und Sammlermentalität". Sie habe zur Folge, dass Kennzahlen, Reports und Analysen immer wieder ohne kritische Überprüfung reproduziert werden. Sie belegen Speicherplatz belegen und sorgen für Unübersichtlichkeit. ILM löse dieses Problem nicht durch die plumpe Löschung von Informationen, sondern durch die Aufteilung auf unterschiedliche Speichermedien und intelligente Archivierungsstrategien.
Auf der technischen Ebene beantwortet Steria Mummert die Frage nach integrierten oder agilen Architekturen mit einem klaren Sowohl-als-auch. Einerseits gebe es durchaus einen Trend zu einer einheitlichen Architektur mit möglichst wenigen Medienbrüchen, klar definierten Schnittstellen und durchgängigen Metadaten. Andererseits bestehe auch ein verstärkter Bedarf, auf veränderte Anforderungen flexibel reagieren zu können. Die einzelnen Anwender wollen also auch am zentralen Data Warehouse vorbei Informationen aus externen Quellen für ihre Analysen nutzen. Damit dies nicht zu einem heillosen Datenchaos führt, ist nach Ansicht der Berater eine starke Metadatenbasis vonnöten. Es müsse ersichtlich bleiben, woher die benutzten Informationen kommen und wie verlässlich sie sind.
Im organisatorischen Bereich ist eine weitere Verselbständigung der BI von der sonstigen IT zu erwarten. "Der Anteil der Unternehmen, die künftig spezielle BI Governance-Strukturen einsetzen, wird signifikant zunehmen", meint Steria Mummert. Das bedeutet zum Beispiel, dass ein "Data Ownership"-Konzept klärt, welche Rechte und Pflichten die einzelnen Anwender für die Unternehmens-BI haben. Um die BI besser auf die Bedürfnisse der Fachabteilungen zuschneiden zu können, erkennt die Studie insbesondere zwei Wege. Zum einen verlassen sich die Unternehmen künftig verstärkt auf interne "Business Analysten". Es handelt sich dabei um Spezialisten, die nicht nur in der BI des Unternehmens zu Hause sind, sondern auch Bescheid über Informationen und Daten jenseits dessen wissen. Die Business Analysten verschaffen sich Kenntnis über die Belange der fachlichen Anwender und bringen dieses Wissen in die Feinjustierung der BI ein. Einem ähnlichen Zweck dient die prototypische Entwicklung. Weil es in der Kommunikation zwischen Fachbereich und IT oft an der präzisen Formulierung der Bedürfnisse hapert, bietet sich die Arbeit mit Prototypen an. Erst wenn sich diese im Praxistest tatsächlich als hilfreiche Neuerung erweisen, ergibt die Integration in Standardrelease- und Entwicklungszyklen Sinn.
Eine große Herausforderung stellt nach Ansicht von Steria Mummert auch die genaue Beschreibung von Dienstleistungen dar, die etwa von BI-Kompetenz-Zentren erbracht werden sollen. "Insbesondere die dynamische Veränderung von Anforderungen wirft die Frage auf, welche Leistungen überhaupt standardisierbar bzw. zentralisierbar sind", heißt es in der Studie. Es lasse sich ein klarer Trend erkennen, die Datenbereitstellung in Form sauber definierter Services voneinander abzugrenzen.
An der "biMA-Studie 2009" nahmen 127 Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum teil.