"Damit hatte ich nicht gerechnet," hörte das Publikum oft von den strahlenden CIOs des Jahres. Die CIO-Community kam am 25. November zum ersten Mal in einem hybriden Event zusammen - einige Gäste waren vor Ort im Münchner Studio, andere virtuell aus dem (Home-)Office zugeschaltet. Das Konzept ging auf: Die Gewinnerinnen und Gewinner ernteten jede Menge Applaus und begeisterte Chat-Kommentare. Auf der Bühne wie auch in der Video-Zuschalte waren die Emotionen zu spüren.
Bereits zum 19. Mal verliehen eine hochkarätige Jury, die Redaktion von CIO-Magazin und Computerwoche sowie der IT-Anwenderverband VOICE e. V. am 25. November den begehrtesten Preis für deutsche IT-Verantwortliche.
Großes Lob von der Bundesregierung
"Die Heldinnen und Helden der IT haben auch dieses Jahr wieder Großes geleistet," sagte Dorothee Bär in Ihrem Grußwort an die Gäste. Die Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung bekräftigte, dass IT nicht mehr Kostenpunkt, sondern strategische Säule sei. Sie bereitete damit die Bühne, um die besten IT-Projekte Deutschlands zu küren.
Zuerst aber galt es, künftigen IT-Managern den Weg zu bereiten. So ging der CIO Young Talent Award dieses Jahr an Darya Novik von Siemens Healthineers. Später überreichte IDG-COO Stefan Huegel Philipp Lauber den CIO Executive Award für Nachwuchs-Manager, die bereits Führungserfahrung gesammelt haben. Beide erhalten neben ihrer Sieger-Trophäe Stipendien der WHU - Otto Beisheim School of Management.
Als erster Höhepunkt des Abends wurden die Sieger in der Kategorie "Public Sector" gekürt. Platz eins ging an das Führungsduo der Uniklinik Frankfurt. CIO Jens Schulze und CMIO Michael von Wagner setzten während der Corona-Pandemie 14 zentrale IT-Projekte abteilungsübergreifend um. Tobias Schmitt von der NRW-Bank errang den zweiten Platz mit seinen Projekten für mehr Kundennähe durch bessere Online-Angebote. Der dritte Platz ging an Thomas Rössler, der mithilfe von Big Data und KI die Stadtwerke Gießen klimaneutral machen will.
In der Kategorie "Mittelstand" wurde es international: Sieger Tobias Lange von EagleBurgmann schaltete sich aus Texas zu. Sein Team habe "alles über den Haufen geworfen", um die IT bis 2023 nah am Business zu transformieren. Den zweiten Platz belegte Thomas Henkel, der das Einkaufsbüro Deutscher Eisenwarenhändler (EDE) digitalisiert hat. Dritter auf dem Siegertreppchen ist LSH-CIO Karsten Rösener mit einem großangelegten SAP S/4 HANA-Projekt.
In der Kategorie "Großunternehmen" setzte sich Axel Schell von Allianz Deutschland durch. Sein Team hat den Versicherer in die Lage versetzt, sehr schnell neue Produkte zu entwickeln und weltweit auszurollen, um so auf Umbrüche im Markt reagieren zu können. Platz zwei erreichte Paul Meyer von der Meyer-Werft, der den Bau von Kreuzfahrtschiffen mithilfe von Digital Twins digitalisierte. Lufthansa-Cargo-CIO Jochen Göttelmann ergatterte den dritten Platz. Sein Team verbesserte unter anderem Vertriebsprozesse und senkte IT-Kosten.
Darüber hinaus vergab die Jury eine Reihe von Sonderpreisen für herausragende Leistungen in speziellen Disziplinen. Ingo Wolf hat es nach eigenen Worten "fast vom Stuhl gehauen" als er den Cyber Resilience Award für das ausgeklügelte Security-Konzept von Rödl & Partner erhielt.
Auch Khaled Bagban hatte nicht erwartet, mit dem Transformation of Work Award ausgezeichnet zu werden. Doch sein Talentförderprogramm bei Olympus hatte die Juroren auf ganzer Linie überzeugt.
Der Innovation Award ging an CIO Alexander Bradel von Tegut für den komplett digitalen Lebensmittel-Kleinstladen "teo".
Eine besondere Ehrung wurde Frank Riemensperger von Accenture zu Teil: Für seine 10-jährige Mitgliedschaft in der Jury zum "CIO des Jahres" überreichte ihm die Redaktion einen Sonderpreis - den "Jury Excellence Award" als Dank für die langjährige Unterstützung.
Das digitale Momentum nutzen
Wie schon im Vorjahr wurde die Preisverleihung durch eine virtuelle Fachkonferenz begleitet. Unter dem Motto "Keep pushing - das Momentum für digitale Innovationen nutzen" kam die CIO-Community am Vortag der Gala zusammen und diskutierte aktuelle Herausforderungen.
Den Auftakt machte Thomas Kleine, Country Lead von Pfizer Digital. In seiner Keynote berichtete er, wie der Konzern gemeinsam mit BioNTech in weniger als zehn Monaten einen COVID-19-Impfstoff entwickelte, ein Prozess der normalerweise eher zehn Jahre dauert.
Auch die zweite Vortragende kam aus der Pharma-Industrie: Sandra Rauch, CDO von Omnicare Pharma, referierte über Erfolgsfaktoren, Hürden und Learnings auf ihrem Weg, die IT durch einen ganzheitlichen Ansatz zu einem Mehrwertstifter für das Unternehmen zu machen.
Khaled Bagban komplettierte die Runde mit seiner Keynote zum Thema Talent Management. Der CIO erläuterte, wie Olympus Europa seine "DigITalents" befähigt, die Transformation entlang von Kunden-, Mitarbeiter- und Partner-Journeys voranzutreiben. Das zahlt sich offenbar aus: 80 Prozent der derzeitigen Führungskräfte stammen aus den eigenen Reihen.
In Interviews, Diskussionsrunden und Breakout-Sessions tauschten sich die CIOs immer wieder mit ihren Peers aus. Zu den zentralen Themen gehörten Agilität, Security, die Zukunft des Arbeitens und die Rolle des CIO. Über die Aufgabenverteilung zwischen CIO und CDO sprachen Sami Awad-Hartmann (CIO) und Stefan Borggreve (CDO) vom Logistikkonzern Hellmann im Live-Interview mit Moderator Wolfgang Herrmann.
Otto-CIO und VOICE-Präsidiumsmitglied Michael Müller-Wünsch diskutierte unter anderem mit Carsten Engelbrecht, EVP der KION Group IT, und Hartmut König, CTO Central Europe von Adobe. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob der CIO durch die Pandemie mehr wertgeschätzt wird und größere Entscheidungsspielräume gewonnen hat. BayWa-CIO Tobias Fausch und Paul Meyer, CIO der Meyer Werft, stellten Branchentrends auf den Prüfstand. Aus den Einreichungen für den "CIO des Jahres"-Wettbewerb leiteten die Manager IT-Prioritäten ab. Dazu gehören etwa Security, digitale Geschäftsmodelle, Business-IT-Alignment und insbesondere Change-Management. Denn ohne Mitarbeiter, die mitziehen, bringe die beste Technologie nichts.