Als Barack Obama Anfang März Vivek Kundra zum ersten amerikanischen Chief Information Officer ernannte, war die Begeisterung groß. Der amerikanische Präsident, der das Internet und Technologien zu einem essenziellen Bestandteil seines Wahlkampfes gemacht hatte, zollte mit dem CIO-Posten auf höchster Ebene der Technologie nun eine weitere Ehre.
Kundra ist erst 34, aber kein unbeschriebenes Blatt. Mit nur 27 Jahren wurde der Sohn indischer Eltern Technologieverantwortlicher von Washington. Im vergangenen Jahr war er zum IT-Manager des Jahres im Bereich öffentliche Verwaltung gewählt worden. Schon während Obamas Wahlkampf zählte Kundra zum Kreis der engeren Berater des heutigen US-Präsidenten. Nachdem er im März kurzzeitig freigestellt worden war, weil ein ehemaliger Mitarbeiter unter Bestechungsverdacht stand, ist er mittlerweile wieder als US-CIO tätig.
Auch Deutschland besitzt so einen Bundes-CIO, wie Amerika ihn jetzt erstmals bekommen hat. Seit Januar 2008 ist Hans Bernhard Beus Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik.
Schon vor seiner Ernennung wurde ihm allerdings die Machtlosigkeit vorhergesagt. Denn Beus darf gegenüber den mit Ressorthoheit ausgestatteten Ressort-CIOs aus den Bundesministerien nicht das Machtwort im Führungsrat sprechen. Hans Bernhard Beus hatte nach seiner Promotion zum Dr. jur. zunächst in der Finanzverwaltung von Nordrhein-Westfalen gearbeitet, bevor er 1979 ins Bundesinnenministerium wechselte. Seine letzte Station war das Bundeskanzleramt, in dem er als Staatssekretär tätig war.
US-CIO Kundra soll auf Kanada wirken
In Kanada hofft man darauf, dass der US-CIO auch frischen Wind ins Nachbarland pustet. Dort ist der CIO-Posten im Finanzministerium verankert. Nur ist er seit Ende vergangenen Jahres unbesetzt. Im April soll voraussichtlich ein neuer CIO für Vorgänger Ken Cochrane kommen, der seit Januar in der freien Wirtschaft arbeitet. Die Kanadier hoffen auf einen zweiten Kundra. In den Medien regen sich Stimmen, die fordern den CIO, nicht wieder im Finanzministerium anzusiedeln, sondern separat ins Kabinett aufzunehmen.
USA
Titel: CIO
Name: Vivek Kundra
Alter: 34
Herkunft: Geboren in Delhi; aufgewachsen in Tansania; kam mit seinen indischen Eltern mit elf Jahren in die USA
Vorher: Wurde mit nur 27 Jahren Technologieverantwortlicher der US-Hauptstadt Washington; leitete mehrere Start-Ups
Amt: neu geschaffen
Ziel: Umgang der Regierung mit Computerdaten sicherer, transparenter und effizienter machen; E-Government
Budget: 71 Milliarden US-Dollar
Wissenswert: Antwortete vor zwei Jahren in einem Fragebogen seiner Universität, dass er am liebsten mal mit Bill Gates zum Essen gehen würde. Vergangenes Jahr war Kundra zum IT-Manager des Jahres im Bereich öffentliche Verwaltung gewählt worden.
Deutschland
Titel: Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik
Name: Hans Bernhard Beus
Alter: Jahrgang 1949
Herkunft: Hamm (Westfalen)
Vorher: promovierter Jurist, u. a. Staatssekretär im Bundeskanzleramt des Inneren
Amt: seit 2008; neu geschaffen
Ziel: ressortübergreifende IT-Koordinierung zu einer ressortübergreifenden IT-Steuerung ausbauen
Budget: drei Milliarden Euro
Wissenswert: Beus lebt Datenschutz. Als er seine Tätigkeit im Bundeskanzleramt beendete, habe er die Handynummer der Kanzlerin gelöscht, sagte er kürzlich in einem Interview.
Österreich
Titel: Chief Information Officer des Bundes
Name: Reinhard Posch
Alter: Jahrgang 1951
Herkunft: Graz
Vorher: Studierte Technische Informatik an der TU Graz, später Universitätsprofessor
Amt: seit 2001
Wissenswert: Gemeinsam mit Hermann Maurer hat Posch den österreichischen Bildschirmtextterminal MUPID erfunden; seit 2007 leitet er den Verwaltungsrat von ENISA, einer von der EU gegründeten Europäischen Agentur für Netz- und Informationssicherheit
Die CIOs von Australien, Indien und Österreich
Indien
Titel: Union Cabinet Minister, Communication and Information Technology
Name: Shri Andimuthu Raja
Alter: Jahrgang 1963
Herkunft: Velur, Indien
Vorher: Vor seinem jetzigen Amt war er als Minister für Umwelt und Wälder zuständig
Amt: seit 2007
Ziel: u. a. nationaler E-Governance Plan
Wissenswert: Shri Andimuthu Raja schreibt Gedichte in der dravidischen Sparache Tamil
Australien
Titel: Australian Government Chief Information Officer
Name: Ann Steward
Vorher: u. a. Engagement beim International Council for IT in Government Administration
Amt: Steward leitet das Australian Government Information Management Office seit 2005; neu geschaffene Position
Ziel: Australiens führende Position im E-Government halten und weiterentwickeln
Wissenswert: Steward soll mit ihrer Abteilung dazu beitragen, in den kommenden zehn Jahren Milliarden einzusparen.