Bei deutschen Systemhäusern stehen IT-Betreibermodelle aus der Cloud ungebrochen hoch im Kurs – obgleich große Softwareanbieter die Konkurrenz schüren, indem sie eigenen Cloud-Produkte direkt vertreiben, und Umsätze mit Cloud-Diensten hierzulande gerade einmal die Fünf-Prozent-Hürde nehmen.
Auch von den Überwachungsskandalen der US-amerikanischen und britischen Geheimdienste lassen sich die Systemhäuser von ihrer Meinung nicht abbringen:
Wachsen mit Betriebsdiensten
Zum dritten Mal in Folge bewertet die Mehrheit der Systemhäuser Cloud Computing als Top-Trend, gefolgt von Virtualisierung und Managed Services. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren schrumpfte die Zahl der Cloud-Verfechter allerdings um mehr als ein Viertel.
Ein Anhaltspunkt dafür, dass in der Systemhauslandschaft die Skepsis gegenüber diesem Bereitstellungsmodell wächst, ist das jedoch nicht: Immerhin erwarten mehr als die Hälfte der Dienstleister in den Bereichen Managed Services (61 Prozent) und Cloud (58 Prozent) im laufenden Jahr die höchsten Wachstumssteigerungen.
Obendrein sind 77 Prozent der Systemhäuser bereits als Provider, Berater oder Architekt von Cloud-Lösungen aktiv – zunehmend auch kleinere und mittelständische Dienstleister. Mit ihren hierzulande ansässigen Rechenzentren sehen sie sich angesichts des Prism-Skandals zunehmend im Vorteil gegenüber großen Public-Cloud-Playern.
„Kunden und Interessenten hören so aufmerksam zu wie noch nie, weil der Bedarf an sicheren Cloud-Lösungen groß ist. Durch die Tragweite dieser Enthüllungen ist Unternehmen mehr denn je bewusst, dass sie ihre Daten einem Partner geben möchten, dem sie hundertprozentig vertrauen können und der in ihrer Nähe ist“, berichtet Joachim Opper, Leiter Cloud-Services bei der Concat AG. Deutschland habe angesichts seiner hohen Datenschutzstandards die Chance, für Cloud-Lösungen eine Rolle einzunehmen, wie sie die Schweiz einst für Banken innehatte.
Der Cancom-Vorstandsvorsitzende Klaus Weinmann pflichtet ihm bei: „Wir profitieren von der breiten öffentlichen Diskussion über Datensicherheit, die die Nachfrage nach unseren Private-Cloud-Lösungen noch stärker beflügelt.“
Schwergewicht Infrastruktur
Als Spitzenreiter unter den Systemhausangeboten hat sich dieses Jahr das Infrastrukturgeschäft behauptet – unabhängig vom Betriebsmodell. Knapp 77 Prozent der Systemhäuser bieten inzwischen Cloud-basierte Infrastruktur- und Rechenzentrumsleistungen an (IaaS), knapp zwei Prozent mehr als im Vorjahr.
Das verwundert nicht, steht doch auf der Wunschliste der Anwender an erster Stelle die Modernisierung ihrer Infrastruktur. So plant rund ein Drittel der von unserer Schwestermedienmarke Computerwoche befragten Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten Projekte im Bereich PCs, Server, Netzwerk, Storage und Security.
Hoffnungsträger Big Data
Das könnte erklären, weshalb sich integrierte Infrastrukturlösungen („Data Center aus der Box“) und Referenzarchitekturen großer Beliebtheit erfreuen. Sie bündeln Server-, Storage-, Netzwerk- und Virtualisierungskomponenten in einem vorkonfektionierten System und verringern somit den Aufwand für Tests und Integration.
Bei Storage und IT-Security, die auf der IT-Agenda der Unternehmen die Ränge drei und vier belegen, rechnen auch die Systemhäuser im laufenden Jahr und danach mit starken Zuwächsen. Unter den großen Trends, die die Dienstleister nennen, rangieren Storage und Big Data auf Rang fünf, Security auf Platz sechs.
Software as a Service punktet
Aktiver als noch im Vorjahr zeigen sich die Systemhäuser außerdem bei der Vermietung von Anwendungen aus der Cloud (Software as a Service = SaaS).
Der Anteil der SaaS-Dienstleister unter den Systemhäusern kletterte um nahezu zwölf Punkte auf 58 Prozent, gefolgt von Platform as a Service (PaaS), was mittlerweile jedes zweite Systemhaus anbietet: Die Häuser stellen nicht nur Server- und Storage-Ressourcen bereit, sondern betreiben auch Infrastruktursoftware und Betriebssysteme.
Managed Services holen auf
Auch Cloud-basierte Lösungen für das Sicherheits- und Print-Management sowie für die medienübergreifende Kommunikation und Zusammenarbeit (Unified Communications and Collaboration) kommen nach einer Delle im vergangenen Jahr offenbar wieder in Fahrt: UCC als Service bieten heute mehr als 21 Prozent der Systemhäuser an, das sind elf Prozent mehr als im Vorjahr.
Um 9,8 Prozent wuchs die Zahl der Dienstleister, die für ihre Kunden das IT-Sicherheits-Management übernehmen (51 Prozent). Selbst das Thema Managed Print Services, das Systemhäuser lange Zeit nur mit spitzen Fingern anfassten, legte um 7,7 Punkte auf 21 Prozent zu. Offensichtlich rüsten sich die Systemhäuser weiter für das Cloud-Geschäft.
Die Anwender dagegen zögern noch beim Weg in die Wolke, wie die Umfrage unserer Schwestermedienmarke Computerwoche ergab: Nur zehn Prozent der Unternehmen planen in den kommenden zwölf Monaten ein Cloud- oder Managed-Services-Projekt. Verglichen mit den Vorjahren stieg die Nachfrage allerdings nur leicht: 2012 bildeten Cloud-Projekte mit 8,4 Prozent noch das Schlusslicht in der Projektplanung der Unternehmen.
Mobility bewegt den Markt
Hohe Umsatzsteigerungen erwarten die Systemhäuser auch in der Mobility, die imTrend-Ranking auf Rang vier liegt. Mehr als 80 Prozent der Dienstleister bieten dafür bereits Lösungen an. IT-Administratoren sind zunehmend gefordert, Mitarbeitern Daten, Dienste und Applikationen auf den zahlreicher werdenden Clients zur Verfügung zu stellen. Rund 19 Prozent der von der CW befragten Unternehmen planen, in den kommenden zwölf Monaten ein Mobility-Projekt zu betreiben, das sind 5,5 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.