IT-Vision 2025 für Versicherungen

Die Cloud spielt im digitalen Zeitalter die zentrale Rolle

08.02.2019 von Ingolf Zies und Uwe Schmid
Perspektivisch gehören eigene Rechenzentren ebenso der Vergangenheit an wie proprietäre Software-Systeme. Mit Cloud-Lösungen können Versicherer deutlich effizienter und wettbewerbsfähiger werden.

In Zukunft stammen 100 Prozent der neu in Betrieb genommenen Rechenleistung und des Speicherplatzes aus der Cloud. Ausnahme im Versicherungssektor sind kritische Daten, beispielsweise Sozialdaten. Darüber hinaus laufen sämtliche der neu eingesetzten, nicht-geschäftskritischen Prozesse über mandantenfähige Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS). Das sind zwei wesentliche Zielvorgaben der IT-Vision 2025 von Bain für die Versicherungswirtschaft. Legacy-Applikationen werden sukzessive in die neue Architektur überführt.

Auch Versicherungsunternehmen setzen zunehmend auf Cloud Computing und lösen Legacy-Anwendungen ab.
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Globaler Cloud-Markt wächst rasant

Die Cloud hat sich inzwischen weltweit als die Infrastruktur schlechthin für das digitale Zeitalter etabliert. Der Cloud-Markt wird sich bis 2020 noch einmal verdoppeln, auf ein Volumen von dann 390 Milliarden US-Dollar. Damit entfallen auf Cloud-Technologien 60 Prozent des gesamten Wachstums im IT-Sektor in den kommenden Jahren.

Cloud-Umsätze verdoppeln sich bis 2020
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Diesem Trend können sich die Versicherer hierzulande nicht entziehen - zu groß sind die wirtschaftlichen Vorteile. Die Server in firmeneigenen Rechenzentren sind im Durchschnitt nur zu etwa 15 Prozent ausgelastet. Große Cloud-Anbieter kommen im Schnitt auf 65 Prozent. Und während es lediglich einige Stunden dauert, neue Server in der Cloud hochzufahren, kann deren Integration in traditionelle Infrastrukturen schon einmal sechs Monate und mehr in Anspruch nehmen.

Strenge Sicherheitsstandards

Gegen eine großflächige Auslagerung von Rechenleistung spricht in den Augen vieler deutscher Manager allerdings das Thema Datensicherheit. Doch die etablierten Public-Cloud-Anbieter wissen längst um diese Sensibilität und haben reagiert. So implementierte beispielsweise Amazon Web Services mehr als 1.800 Kontrollen. Zudem achten die Aufsichtsbehörden mittlerweile bei externen Anbietern auf strenge und einheitliche Compliance- sowie Sicherheitsstandards. Und noch etwas darf nicht außer Acht gelassen werden: Im Cloud-Zeitalter setzen sich zunehmend hybride Lösungen durch. Sie kombinieren die Effizienzvorteile der Public Cloud mit dem Betrieb geschäftskritischer Prozesse auf eigenen Servern.

Erste US-Unternehmen wie Netflix, Hertz oder Intuit setzen bereits auf die Effizienzvorteile von Amazon, Microsoft & Co. Sie betreiben ihr gesamtes Geschäftsmodell über externe Server. Einblicke in die Dimensionen möglicher Einsparungen gab kürzlich der Nahrungsmittelhersteller Kellogg's. Das Unternehmen spart durch die Nutzung von Amazon Web Services in fünf Jahren fast eine Milliarde US-Dollar bei Software, Hardware und Maintenance. Angesichts solcher Größenordnungen könnte auch der eine oder andere Versicherer an einer 100-Prozent-Cloud-Lösung interessiert sein.

Mammutaufgabe Migration

Ganz gleich, welche Lösung gewählt wird, die Verlagerung der IT-Infrastruktur in die Cloud ist eine Mammutaufgabe, die es sorgfältig zu planen und eng zu steuern gilt. Nur dann profitieren Unternehmen von den Vorteilen der neuen Welt in vollem Umfang. Je früher damit begonnen wird, desto besser. Denn die bestehenden Systeme geraten mit dem Siegeszug des Internets der Dinge und der Nutzung künstlicher Intelligenz endgültig an ihre Grenzen.

Rechenleistung wird damit in Zukunft wie Strom sicher und zuverlässig zu jeder Zeit an jeden Ort kommen. Gleiches gilt für Software. Die Zukunft gehört mit Ausnahme geschäftskritischer Prozesse mandantenfähigen SaaS-Lösungen. Auch hier sprechen die ökonomischen Vorteile für sich. So kosten Cloud-basierte ERP-Systeme bis zu 50 Prozent weniger als Lösungen vor Ort und ihre Installation funktioniert zwei- bis viermal schneller. Die Softwarehersteller haben sich auf den Wandel längst vorbereitet. Rund 85 Prozent der typischen ERP-Funktionen laufen heute bereits über mandantenfähige SaaS-Systeme.

Das gilt nicht nur für Branchenriesen wie SAP, sondern auch für Spezialisten entlang der Wertschöpfungskette von Versicherern. Mittlerweile gibt es vom Kundenmanagement über das Underwriting bis hin zum Schadenmanagement ausgefeilte Softwarelösungen. Während vor allem US-Versicherer die verschiedenen Angebote bereits kombinieren, zögert die Assekuranz im deutschsprachigen Raum noch. Sie kämpft nicht nur mit Altlasten. Auch fällt ihr häufig der Abschied von den liebgewonnenen Eigenentwicklungen schwer.

Entwicklungsgeschwindigkeit erhöhen

Die Versicherer, die schnell und wandlungsfähig sind, haben einen spürbaren Wettbewerbsvorsprung gegenüber der Konkurrenz. Auf allen Wertschöpfungsstufen sollte das Prinzip "SaaS first" gelten. Neue Anwendungen müssen agil entwickelt werden, tägliche oder wöchentliche Sprints ersetzen die langwierige Arbeit an neuen Releases.

Jede noch so intelligente SaaS- und Cloud-Lösung bleibt indes ohne Wirkung, wenn der Input mangelhaft ist. Wie Versicherer künftig das Maximum aus ihren internen und externen Daten herausholen, beschreibt der abschließende vierte Teil dieser Artikelserie.