Der größte Vorteil des Cloud Computing sei „Elastizität“, sagte Hal Stern, Oracle-Vice President und ehemaliger CTO für IT-Services von Sun Microsystems. „Wenn man heute Applikationen mit der exakt identischen Auslastung wie im eigenen Rechenzentrum in einer Cloud-Umgebung betreibt, wird das vermutlich teurer, als die eigene IT-Infrastruktur.“
Denn das wichtigste Argument für Cloud-Services sei die Möglichkeit, IT-Ressourcen bei Bedarf hinzuzumieten – um sie nach der Bedarfsspitze wieder abzugeben. „Alle Beispiele, die als Vorzeigeprojekte für erfolgreiche Public Clouds hochgehalten werden, basieren darauf, dass Ressourcen für eine gewisse Zeit genutzt – und dann wieder zurückgegeben werden. Das ist es, was ihre Kosteneffizienz ausmacht“, erläuterte Stern auf der Cloud Computing Expo Ende April in New York.
Tägliche Routine-Funktionen dagegen, wie Lohn und Gehaltsabrechnungen oder Supply Chain Management, würden kaum von einer Cloud-Umgebung profitieren. Als SaaS-Modell in einer Public Cloud eines Providers könnten sie aber zu einer Reduzierung der Komplexität der Enterprise-IT beitragen.
Die Unternehmen stünden deshalb vor der Herausforderung, die Unternehmens-IT in Richtung auf ein hybrides Modell zu entwickeln, das in der Lage ist, die IT-Aufgaben, die auch zukünftig inhouse abgewickelt werden sollen, mit Cloud-Services zu verzahnen.
Oracle hat deswegen die Cloud Computing Expo zum Anlass genommen, mehrer Produkte anzukündigen. Dazu gehörten unter anderem der Oracle Virtual Assembly Builder (OVAB), der es erlaubt, vorkonfigurierte Virtual Appliances für häufig genutzte Infrastruktur-Programme zu erzeugen, die dann bei Bedarf gleichsam von der Stange und ohne weiteren Aufwand eingesetzt werden können.
Die Oracle WebLogic Suite Virtualization Option soll dazu dienen, virtualisierte Java-Applikationen zu beschleunigen. Kern dieses Features ist die Möglichkeit, unter Verzicht auf das bisher nötige Gast-Betriebssystem Applikationen in virtualisierten Containern zu betreiben. „Wenn man das Gast-Betriebssystem herausnimmt, lassen sich mehr virtuelle Maschinen auf einem Server betreiben, die außerdem schneller laufen“, sagte Erik Berkenholtz, Leiter des Oracle Produkt-Managements. Interne Tests bei Oracle hätten ergeben, dass sich mit der neuen WebLogic-Suite die Performance eines Referenz-Systems im Vergleich zu herkömmlichen Systemen um 33 Prozent verbessern ließ.
Cloud Computing als "natürliche Erweiterung der Inhouse-IT"
Während Oracle Produkte und Tools für die Private Cloud in den Vordergrund stellte, betonte Microsoft vor allen sein Angebot an Public Cloud-Services. Aber auch die Gates-Company rechnet damit, dass hybride Strukturen in Zukunft das Geschehen bestimmen werden: „Wir nehmen Cloud Computing sehr ernst und sehen es als natürliche Erweiterung der Inhouse-IT. Wir glauben an ein hybrides Modell, dass das gesamte Spektrum der IT abdecken wird“, sagte Manager Yousef Khalidi von Microsofts Azure Cloud Team während seines Vortrags.
Cloud Computing unterscheide sich aus verschiedenen Gründen wesentlich vom reinen Hosting: „Die Software muss auf einem Dienst-basierten Betriebsmodell aufsetzen, nicht auf einem Server-basierten. Wenn man sich noch Gedanken um Modifikationen an virtuellen Maschinen oder die Firewall machen muss, dann ist es nicht Cloud Computing, sondern eher Hosting“, sagt der Microsoft-Mann.
Auf der Hardware-Seite verlange Cloud Computing „sehr große einheitliche Systeme“. Nur damit ließe sich der Aufwand für die Konfiguration und das Aufsetzen neuer Cloud Services verringern. Und nur so könne gewährleistet werden, dass die Services überall lauffähig seien.
Der Microsoft-Manager wies auch auf die Enterprise Cloud Angebote seiner Company hin: So seien bereits Versionen von Windows Server, SQL Server, Microsoft Exchange und weitere Microsoft-Programme als Cloud-Services erhältlich. Mit dem Microsoft Windows Azure „Operating System in the Cloud” stehe den Unternehmen darüber hinaus eine Plattform zur Verfügung, auf der sie ihre eigenen Cloud-basierten Applikationen entwickeln und betreiben könnten – abgerechnet nach einem Pay-per-use Zahlungsmodell.
Azure-Tools auch für Private Clouds
„Wie wollen dem Anwender die freie Wahl lassen. Er selbst soll entscheiden, welche Option für seine geschäftlichen Anforderungen am besten geeignet ist. Er kann die Software kaufen und auf der eigenen Infrastruktur betreiben, sich für ein Hosting-Konzept, ein Cloud-Modell oder ein hybrides Modell entscheiden“, verspricht Khalidi.
Nicht näher ging der Microsoft-Mann auf Private Clouds ein. Auf Nachfrage versicherte er allerdings, dass Microsoft die Azure-Tools zu einem nicht näher bezeichneten Zeitpunkt für den Gebrauch in Private Clouds freigeben werden. „Microsoft wird nicht nur seine Software im Rahmen von Cloud-Angebote auf den Markt bringen, sondern auch die Technologien, die das Unternehmen selbst für seine Cloud-Angebote benutzt, als Stand-alone-products. „Beide Angebote werden Hand in Hand gehen“, sagte der Microsoft Manager.