Mit dem Attribut "sehr dynamisch" umschreibt Matthias Kraus den Markt für Cloud-Services in Deutschland. Der Research Analyst bei IDC ist Autor des Reports "Der Private & Hosted Private Cloud Markt in Deutschland, 2013-2018". Ausformuliert heißt "sehr dynamisch", dass ständig neue Allianzen entstehen. Partner entwickeln sich zu Wettbewerbern und umgekehrt, Märkte verschmelzen. "Das hat natürlich auch eine gute Nachricht", so Kraus gegenüber CIO.de: "Jeder IT-Chef findet für die jeweiligen Anforderungen genügend Angebote." Auch bescheinigt der Analyst den Angeboten zunehmende Reife.
Kraus Report basiert unter anderem auf den Angaben von rund 200 IT-Verantwortlichen aus Unternehmen, die den Cloud-Einsatz zumindest erwägen. Ein Blick auf den Status Quo zeigt die Private Cloud (die Daten bleiben im Unternehmen) deutlich vorn. Zwei von drei Entscheidern (66 Prozent) arbeiten mit einer Private Cloud. Als Dedicated Hosted Private Cloud bezeichnet IDC die Möglichkeit, Daten in einem separaten Bereich eines Rechenzentrums des Anbieters zu speichern. Dafür haben sich 35 Prozent der Befragten entschieden. Eine Public Cloud nutzen 24 Prozent.
Nachhaltige Wirkung der NSA-Affäre
Der Analyst erwartet, dass sich diese Gewichtung in den kommenden Jahren verschiebt. Dass die Private Cloud - noch - dominiert, führt er vor allem auf Sicherheitsbedenken zurück. Solche Bedenken seien in Deutschland überdurchschnittlich stark spürbar. Auch die NSA-Affäre habe die Diskussion nachhaltig geprägt, so Kraus.
Dennoch setze sich die Ansicht durch, wonach Anwender von einer Dedicated Hosted Private Cloud profitieren, und das auch in puncto Sicherheit. "Es wird einen Mix verschiedener Cloud-Modelle geben", so Kraus. So bleibe beispielsweise das ERP-System im Unternehmen, das CRM-System könne dagegen in die Cloud gegeben werden. Das eine müsse dann mit dem anderen verbunden werden, um Dateninseln zu vermeiden und Nutzer sowie Prozesse zu unterstützen.
Der Analyst sieht insbesondere Unternehmen mit viel Endverbraucher-Kontakt gefordert. Ein typischer Fall sei etwa das Hotel, in dem der Gast über alle Kanäle hinweg online sein Zimmer buchen kann, aber niemals Zugriff auf geschäftskritische Daten haben darf.
Der IDC-Analyst geht davon aus, dass Unternehmen zunehmend auf hybride Modelle setzen. "Hybride Cloud-Umgebungen bieten Anwenderunternehmen neue Möglichkeiten", sagt Kraus. "Kapazitätsgrenzen der eigenen Private Cloud-Umgebung können dann flexibel erweitert werden und Applikationen und Daten bleiben im eigenen Unternehmen."
Das Marktvolumen für den Aufbau von Private Clouds lag 2013 in Deutschland bei mehr als 700 Millionen Euro. Diese Zahl bezieht sich sowohl auf die Nachfrage aus den Unternehmen selbst, als auch auf den Bedarf der Service Provider für ihre Angebote. Diese 700 Millionen Euro flossen zu 42 Prozent in Services, 37 Prozent in Hardware und 22 Prozent in Software.
Der Analyst rechnet damit, dass der deutsche Markt für den Aufbau von Private Clouds und für Dedicated Hosted Private Cloud Services in den kommenden Jahren deutlich dynamischer wachsen wird als der gesamte deutsche IT-Markt. Für den Zeitraum 2013 bis 2018 sei ein zehnmal höheres Wachstum realistisch.
Wer letztlich die Entscheidung über den Weg in die Cloud trifft - CIO oder CEO - ist für Kraus ein Indikator der jeweiligen Firmenkultur. Eines steht seiner Beobachtung nach fest: Geschäftsführung und Fachabteilungen, hierbei insbesondere Marketing und Vertrieb, üben immer mehr Druck aus auf den IT-Entscheider. Sie blicken nach wie vor auf die Kosten und fordern gleichzeitig, dass die IT Geschäftsprozesse flexibel unterstützt und Business-Innovationen vorantreibt.