Der Begriff vom Internet der Dinge weicht bereits dem "Internet of Everything" (IoE). Was das heißt, hat die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) unter Federführung von Henning Kagermann und Frank Riemensperger (Accenture) in dem Papier "Smart Service Welt" untersucht. Das Papier verspricht "Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt internetbasierte Dienste für die Wirtschaft".
Die Autoren verdeutlichen die digitalen Geschäftsmodelle der Zukunft an den Plattformen. Diese lassen sich auf drei Stufen unterscheiden:
1. Physische Plattformen
Intelligente Produkte oder Maschinen selbst fungieren bereits als vernetzte physische Plattformen, etwa das einzelne Auto als Knoten im Internet oder eine Produktionsmaschine mit webbasierter Steuerung. Diese Gegenstände erheben ständig Daten.
2. Software-definierte Plattformen
Diese Daten laufen auf der nächsten Stufe, den Software-definierten Plattformen, zusammen und werden dort weiterverarbeitet. Software-definierte Plattformen ermöglichen das modulare Konfigurieren von Wertschöpfungsketten, so dass diese zu netzwerkartigen Geschäftsmodellen zusammengefügt werden können. Grundlage dafür ist Virtualisierung, damit heterogene Produkte, Prozesse und Akteure Hardware-unabhängig arbeiten können.
3. Service-Plattformen
3. Auf der dritten Stufe, den Service-Plattformen, werden die Daten zu intelligenten Dienstleistungen veredelt. Verschiedenste Produktanbieter und Dienstleister vernetzen sich, um ganz neue Services anzubieten. Basis dafür sind Spielregeln, die die Service-Plattformen vorgeben, also Standards, Werkzeuge, Prozesse und Schnittstellen.
These: Der Kontrollpunkt entscheidet
These von Acatech: In einer so gearteten Smart Service Welt verschieben sich die Kontrollpunkte. Wer die Kunden- und die (Daten-)Schnittstellen zu den intelligent vernetzten Diensten und Produkten besetzt, hat einen zentralen Dienstekontrollpunkt geschaffen und wird geschäftlich profitieren.
Das Beispiel Auto-Ladestation
Ein Beispiel dafür liefert die europaweite Vernetzung von Ladestationsbetreibern für Elektro-Fahrzeuge. In der Anfangsphase der Elektromobilität sind ab 2009 proprietäre Insellösungen für den Betrieb der Ladeinfrastruktur entstanden. Anbieter im Elektromobilitätsmarkt stehen nun vor der Herausforderung, zwischen den Ladestationen Interoperabilität zu ermöglichen. Sie müssen die Management-Systeme der Ladestationen vernetzen.
Bisher müssen die Fahrer von Elektro-Autos verschiedene Verträge abschließen. Kundenfreundlichkeit hängt künftig von der anbieterübergreifenden Nutzbarkeit ab. Die Anbieter von Ladeinfrastruktur werden sich über einen Marktplatz verbinden, um ihre Stationen für ein europaweites Netzwerk freizugeben.
Akteure sind nicht nur die Betreiber der Ladestationen und die Anbieter der Elektro-Fahrzeuge, sondern auch Mehrwertdienstarbeiter wie beispielsweise aus den Bereichen Geo-Daten und Telematik, außerdem die Kommunen. Wer sich dabei nicht auf der Service-Plattform positionieren kann, an dem wird das Geschäft vorbeigehen.
Die Wertschöpfungsstufen lassen sich von der Energielieferung über die Ladeinfrastruktur, die Informationen zur Verfügbarkeit bis zur Reservierung von Ladestationen miteinander vernetzen.