Fernsehgeschäft

Die Digital-Strategie der RTL Group

10.03.2016
Das Fernsehgeschäft in Deutschland brummt. Die RTL Group hat getrieben durch den heimischen Markt Rekordzahlen vorgelegt. Anders als Konkurrent ProsiebenSat.1 setzen die Luxemburger für die Zukunft auf eine andere Digital-Strategie.
Der Gewinn der RTL Group liegt 2015 bei 789 Millionen Euro.
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Zwei Sendergruppen, zwei unterschiedliche Strategien für die Zukunft: Die Konkurrenten RTL Group und ProsiebenSat.1 vermelden gute Zahlen. Die Münchner stehen kurz vor der Aufnahme in die 1. Börsenliga, den Dax. Die Bertelsmann-Tochter RTL Group mit Sitz in Luxemburg verbuchte 2015 einen Rekordumsatz und freut sich besonders über das Deutschland-Geschäft. Der Werbemarkt brummt. Nach ProsiebenSat.1 mit einem Umsatzsprung auf über 3 Milliarden Euro zog die RTL Group am Donnerstag in Köln nach. Erstmals gelang der Satz über die 6-Milliarden-Grenze. Der Gewinn liegt bei 789 Millionen Euro.

Beide zeigen sich zufrieden mit dem Geschäft. Im Kern profitieren die Konkurrenten von der guten Konjunktur in Deutschland. Fernsehen lohnt sich. Vergleichbar sind die Zahlen aber nur bedingt. Und bei der Strategie für die Zukunft schlagen beide unterschiedliche Richtungen ein. Die Bertelsmann-Tochter aus Luxemburg verdient etwas mehr als die Hälfte der Einnahmen mit der Werbung in Radio und Fernsehen. Dieser Anteil aber sinkt kontinuierlich. Grund: Die nachwachsende junge Zielgruppe setzt sich nicht mehr quasi automatisch um 20.15 Uhr vor den Fernseher.

Geschaut wird, wann und wo es den Konsumenten gefällt: Übers Handy oder am Computer. Videos auf Abruf eben. RTL-Chefin Anke Schäferkordt setzt deshalb bei der Strategie auf eine Schnittmenge. Sie schiebt die drei Bereiche Fernsehen, Videos im Internet und Digital-Vermarktung übereinander und sieht in der Überschneidung die Lösung für die Zukunft.

Heraus kommt dabei ein Unternehmen, dass über verschiedene Mediengattungen hinweg Programm produziert, kurze wie auch lange Videos, sowohl für das breite Fernsehpublikum als auch für die Nische. Technisch lösen Unternehmenstöchter dann auch noch die Vermarktungsfrage.

Die von der RTL Group genannten weltweiten Abrufzahlen ihrer Videos gehen in die Milliarden. Die jährlichen Wachstumsraten sind gigantisch. Allerdings beginnt das Digital-Geschäft auf niedrigem Niveau. Lag der Anteil 2014 noch bei 4 Prozent am Gesamtumsatz, waren es im vergangenen Jahr bereits 8,2 Prozent. "Unterm Strich ist das Digital-Geschäft profitabel", sagt Finanzvorstand Elmar Heggen. Einzelne Geschäfte seien es aber noch nicht. "In zwei Jahren soll es aber bei allen so weit sein", sagt Heggen.

RTL-Chefin Anke Schäferkordt ist überzeugt: "Mit unseren Investitionen in Nordamerika haben wir innerhalb kürzester Zeit die kritische Masse bei den Online-Videos erreicht. Das ist für uns die dritte, hoch dynamische Säule im Geschäftsmodell geworden."

Eine andere Strategie hat ProSiebenSat.1. Die Münchner setzen als Beiboot auf Internetportale wie "Verivox" und Online-Shops. Der Konzernumsatz kletterte dank dieses Geschäfts 2015 um 13 Prozent auf 3,26 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieben 391 Millionen Euro Gewinn übrig - 4,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Die Börsianer bewerten die Strategien unterschiedlich. Die im MDax notierte RTL-Aktie ist in den vergangenen zwölf Monaten um 13 Prozent gefallen, das ProSiebenSat.1-Papier legte dagegen im gleichen Zeitraum leicht zu. Am Donnerstag reagierten die Anleger kaum auf die guten Zahlen bei RTL, die Aktie stagnierte bei 77 Euro. Größter Anteilshalter der RTL Group ist mit 75,1 Prozent Bertelsmann in Gütersloh. Dort sitzt Anke Schäferkordt mit im Vorstand. Ihr Chef ist Thomas Rabe. Der treibt seit Jahren den digitalen Wandel des Unternehmens voran. Kaum vorstellbar, dass er nicht hinter der RTL-Strategie steht. (dpa/rs)