"Wir sind jetzt 100 Jahre alt", betont Elmar Frickenstein, SVP for Electrics, Electronics and Driver Environment der BMW Group. Er weiß, woher das Unternehmen kommt. Wenn BMW am 7. März 2016 seinen 100. Geburtstag feiert, ist die Strategie für die digitale Zukunft fertig. Es geht um eine Balance zwischen der alten und neuen Industrie.
Hochautomatisiertes Fahren
"Vor vier Jahren bin ich mit einem hochautomatisierten Fahrzeug von München nach Ingolstadt gefahren", sagt Frickenstein und ergänzt: "Das wird kommen." Für BMW ist der neue 7er der Einstieg in das autonome Fahren.
Heute sind fünf Millionen BMWs der Kunden zu 100 Prozent vernetzt. Als der Dienst ConnectedDrive 2009 startete, stand die App Pandora bereit. Heute bietet BMW 85 Apps an. "Dadurch sind wir attraktiv geworden - für viele neue Player in der Welt", sagt Frickenstein.
Entwicklungszentren
Für neue Apps und die Anbindung von Partnern hat BMW viel Wissen aufgebaut und Mitarbeiter eingestellt. So betreibt die BMW Group heute Entwicklungszentren in Shanghai, Peking, Tokio, München, Ulm und im Silicon Valley. Bei BMW weiß man, dass die dortigen Mitarbeiter nicht alles selbst entwickeln können. Daher hat der Automobilhersteller vor wenigen Wochen die Integration des Dienstanbieters IFTTT ("If This Then That") im Auto vorgestellt.
Disruptiv auf der einen Seite, revolutionär auf der anderen. Das ist der Weg, den nicht nur BMW, sondern die gesamte Automobilindustrie gehen muss. Da ist sich Frickenstein sicher. Die gemeinsame Vision von Automobilherstellern und der IT-Industrie ist die Vernetzung auf allen Ebenen. Diese Vernetzung findet nicht nur im Auto statt, sondern auch außerhalb des Autos und in der gesamten Gesellschaft.
Für das hochautomatisierte Fahren braucht BMW ein Backend, das das Auto in der Spur hält. Dabei kommt der Kartendienst HERE ins Spiel. Eine hochgenaue digitale Karte ist die Voraussetzung für hochautomatisiertes Fahren. "Die ist auf zehn Zentimeter genau", sagt Frickenstein über den Kartendienst, den BMW zusammen mit den Wettbewerbern Audi und Daimler von Nokia gekauft hat und die diese nun gemeinsam betreiben.
Mit jedem vernetzten Fahrzeug mehr, kommt in diesem Backend eine gewaltige Datenlast zusammen. Das BMW Backend verarbeitet beispielsweise aktuell 200 Pings pro Sekunde nur für den Dienst RTTI (Real Time Traffic Information). "Die vernetzte BMW-Flotte ist heute in der Lage 95 Prozent aller Autobahnen abzufahren", sagt Frickenstein. So ist das Auto Teil der Cloud und liefert ständig Daten.
BMW ConnectedDrive: Premiere für den Dienst On-Street Parking Information
Was kommt als nächstes? Auf dem diesjährigen Internationalen Automobil-Salon in Genf vom 3. bis 13. März 2016 zeigt die BMW Group den Dienst On-Street Parking Information. Dabei geht es um das schnellere Auffinden eines freien Parkplatzes in Städten.
Mit Mathematik und Vernetzung zum freien Parkplatz
Die BMW Group nutzt die Vorteile von vernetzten Fahrzeugen für digitale Services im Fahrzeug. On-Street Parking Information ist ein neuer Navigationsservice der BMW Group. Das System baut auf intelligente Algorithmen für die Erkennung von freien Parkplätzen auf der Straße.
BMW zeigt, wie in Großstädten Autofahrer mithilfe einer Parkwahrscheinlichkeitsanzeige freie öffentliche Parkplätzen am Straßenrand schneller finden können. So soll der neue Service den Parkplatzsuchverkehr senken.
Die On-Street Parking Information nutzt die Bewegungsdaten von Fahrzeugen, die eine Parkfläche verlassen beziehungsweise einen Parkplatz suchen und verknüpft diese mit einem lokalen Prognosemodell. Dadurch können in urbanen Gebieten, etwa einem Stadtviertel, mögliche Parkoptionen errechnet und dem Fahrer auf dem Control Display des Fahrzeugs angezeigt werden.
Der Fahrer kann so die Bereiche direkt ansteuern, wo er mit größerer Wahrscheinlichkeit eine freie Stellfläche findet. Ein von der BMW Group in Großstädten initiiertes Forschungsprojekt liefert BMW zufolge bereits zuverlässige Ergebnisse. Der Navigationsservice entstand in Zusammenarbeit mit INRIX, einem Anbieter von Echtzeitverkehrsinformationen.
Das On-Street Parking Information wird in künftigen BMW Serienmodellen ab Ende 2016 und zunächst in Deutschland und in den USA verfügbar sein.
Automatisches Navigationskarten-Update
BMW ConnectedDrive ermöglicht in ausgewählten BMW Fahrzeugen mit dem Navigationssystem Professional ein regelmäßiges und automatisches Update der Navigationskarten.
Die Kartendaten werden über die fest im Fahrzeug eingebaute SIM-Karte "over the air" per Mobilfunk übertragen und automatisch installiert. Dabei fallen für die Nutzer in den ersten drei Jahren weder Lizenzgebühren noch Übertragungskosten an.
Die Navigationskarten aktualisieren sich dabei bis zu viermal pro Jahr - veraltete Datenbestände gehören so der Vergangenheit an, neue Straßen und geänderte Verkehrsführungen werden schnell bekannt. Die Daten können ebenso in die Routenplanung einbezogen werden wie Informationen, die für ein vorausschauendes Energiemanagement ins Bordnetz übertragen werden.
Während des Update-Vorgangs stehen alle Navigationsfunktionen uneingeschränkt zur Verfügung. Im BMW ConnectedDrive-Kundenportal lässt sich zudem die Region für das automatische Karten-Update ändern, zum Beispiel nach einem Umzug.
Mit RTTI (Real Time Traffic Information) am Stau vorbei
RTTI liefert Verkehrsinformationen in Echtzeit durch die Auswertung anonymisierter Daten von Mobilfunkkarten anderer Verkehrsteilnehmer, GPS-Daten von Fahrzeugflotten oder Taxen, Smartphone Apps und Polizeimeldungen. Durch diese schnelle und exakte Information kann RTTI den Fahrer frühzeitig über die Verkehrslage informieren oder auch eine neue Route berechnen.
BMW nutzt die schnelle Mobilfunk-Datenübertragung über die im Fahrzeug fest eingebaute SIM-Karte, um fortlaufend aktualisierte Verkehrsdaten ins Navigationssystem zu übertragen.
Die Qualität der Verkehrsführung hängt entscheidend von der Qualität und Aktualität der ihr zugrunde liegenden Daten ab. Um dem Fahrer präzise Angaben zur Verfügung stellen zu können, nutzt das optionale Verkehrsinformationssystem RTTI von BMW ConnectedDrive viele unterschiedliche Quellen. Neben GPS-Daten von Smartphones, Taxen und Fahrzeugflotten liefern auch Straßensensoren und kommunale Verkehrsleitsysteme Daten des Verkehrsgeschehens. Diese Informationen gelangen per Mobilfunk nahezu in Echtzeit ins Fahrzeug und werden von RTTI unmittelbar in eine neue Routenberechnung oder eine Umleitungsempfehlung umgesetzt.
Durch die schnelle Information kann der Fahrer frühzeitig eine Alternativroute wählen, die dortige Verkehrslage wird in die neue Berechnung bereits mit einbezogen. RTTI ermittelt unmittelbar die für die neue Strecke benötigte Zeit und zeigt auf Wunsch die Karte auch in einer 3D-Darstellung an.
RTTI kann direkt aus dem Fahrzeug oder von zuhause vom PC/Tablet mit flexiblen Laufzeiten über den ConnectedDrive Store gebucht werden. Auf diese Weise lässt sich der Dienst nach den persönlichen Ansprüchen auswählen. RTTI ist vollständig ins Fahrzeug integriert und nach der Buchung über die Kartendarstellung direkt anwählbar. Basis für RTTI ist die Option ConnectedDrive Services, weitere Voraussetzung ist das Navigationssystem Professional oder Business.