Deutschland ist gar nicht so schlecht beim Thema E-Government. Das ist der beruhigende Kern der beiden neuen Berichte der Berater von Deloitte. Vor allem in den Bereichen Wettbewerbsfähigkeit, Breitbandnetze und Computing steht Deutschland im internationalen Vergleich recht gut da, besagen die Studien „Unlocking government - how data will transform democracy" und „Back from the brink - now the great transformation".
Der Weg zu einem konkurrenzfähigen High-Tech-Land teilt sich laut der Beraterfirma in drei Phasen auf: Die Gründungsphase, die Flow-Phase und die Impact-Phase. In der ersten ständen vor allem die technologischen und infrastrukturellen Voraussetzungen im Fokus, die zweite sei von Prozessimplementierung gekennzeichnet, während die dritte Phase erste Ergebnisse zeige und Raum für Korrekturen biete.
Deutschland sei hier schon recht weit: Bei der Ausstattung mit IT-Hardware stehe es international auf Platz Vier, bei der Breitband-Infrastruktur auf Platz Drei und im Hinblick auf Wettbewerbsintensität sogar auf dem ersten Platz. „Die technischen und strukturellen Voraussetzungen hierzulande sind gut", sagt dazu Thomas Northoff, Partner Public Sector bei Deloitte.
Generell müssten alle Staaten aber technologisch aufrüsten, denn es werde in Zukunft mehr denn je darauf ankommen, die IT-Infrastruktur auszubauen, um so wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufgaben besser zu verzahnen und zu erfüllen. „Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und das soziale Klima der Volkswirtschaften hängen heute in weiten Teilen von der technologischen Ausstattung und Infrastruktur ab." Den staatlichen Stellen komme dabei eine Schlüsselrolle zu. „Sie können Innovationen fördern und am eigenen Beispiel zeigen, wie Informationstechnologie zu mehr Effizienz, Transparenz und einem offenen Dialog mit den Bürgern führt. So kann ein Klima entstehen, das den wirtschaftlichen Aufschwung fördert und die Wettbewerbsfähigkeit stärkt", sagt Berater Northoff.
Voraussetzung für Open Government ist Vertrauen
Das Thema E-Government gewinnt bekanntlich bei Regierungen, Behörden, Verwaltung und anderen Körperschaften der öffentlichen Hand zunehmend an Bedeutung. Es bietet mehr Effizienz sowie erweiterte Dialogmöglichkeiten mit den Bürgern. Kerngedanke so Deloitte sei dabei die Idee des „Open Government", also einer für den Bürger transparenten Exekutive und Verwaltung. Dabei müsse aber ein effektiver Datenschutz für das notwendige Vertrauen zwischen Bürger und Behörde sorgen.
Northoff: „Was wir jetzt brauchen, ist eine Internetpolitik aus einem Guss. Sie muss vor allem einen angemessenen Datenschutz sicherstellen - denn der ist die Grundlage eines jeden E-Governments. Vertrauen ist ein hohes Gut, das jeden Schutz verdient. Das bedeutet, dass Behörden und Regierungsstellen auch ihre eigenen Daten entsprechend verlässlich schützen müssen."
Open Government laute, so sagt Deloitte, zukünftig der Schlüsselbegriff für eine zukunftsfähige, demokratische Verwaltung: Die Instrumente dazu biete die IT. Sie stelle einerseits über den virtuellen Raum die geeigneten Kanäle zum gegenseitigen Austausch von Bürgern und Staat zur Verfügung. Zum anderen bildeten Internet sowie behördeneigene Datenbanken nahezu unendliche Informationsressourcen, die für ein bürgerorientiertes E-Government benötigt werden.
Ein IT-gestütztes Open Government konzentriere sich, so Deloitte, zu Beginn der Transformationsphase vor allem auf die Bereiche Datensammlung und -katalogisierung, Datenkonzentration auf einer zentralen Plattform, die Förderung von innovativen Anwendungsmöglichkeiten von Behördendaten durch die Nutzer sowie die Entwicklung von Aufbereitungsformen, die das Datenangebot anwenderfreundlich gestalten.
Damit könne die öffentliche Hand nicht nur Offenheit gegenüber den Bürgern demonstrieren, sondern profitiere auch unmittelbar: Sie könne durch die Datenzusammenführung aus den verschiedenen Behördenpools sowie durch Datenerhebung im Internet zusätzliche Erkenntnisse gewinnen und neue Dialogplattformen kreieren - bis hin zur aktiven Teilnahme in sozialen Netzwerken.
Ganz wichtig: eine qualifizierte Datenanalyse
Um diese Aufgaben zu bewältigen, brauche die öffentliche Hand vor allem die Kompetenz zur qualifizierten Datenanalyse. Diese müsse, so die Berater, künftig zu den Kernkompetenzen staatlicher Stellen gehören, vor allem auf kommunaler, aber auch auf Landes- und Bundesebene. Die schiere Datenmasse könne nämlich nur dann den erwünschten Effekt erzielen, wenn sie aufbereitet und auf politische und verwaltungstechnische Anliegen hin überprüft werde. Ein Staat, der mit seinen Bürgern offen kommuniziere und seine Aufgaben transparent und effizient wahrnehme, stärke sich selbst und gewinne zusätzliche Attraktivität, so die Beraterfirma.
Die Reports „Unlocking government – how data will transform democracy" und „Back from the brink – now the great transformation" finden sich hier zum Herunterladen.