Die meisten CIOs haben ihre Hausaufgaben gemacht und gespart, wo es nur ging. Die vergangenen Dürrejahre bedeuteten für viele, auf IT-Experimente zu verzichten. Stattdessen standen Konsolidierung, Standardisierung und klare Business-Orientierung auf dem Stundenplan. Die strikten Sparmaßnahmen wirken, wie Philips-CIO Daniel Hartert bestätigt. Zwar steckt er noch mitten in den Budgetplanungen, doch so viel weiß er schon jetzt: "Die Kosten werden 2004 sicher weiter nach unten gehen."
CIOs unterstützen heute mehr denn je mit der IT die Geschäftsziele, wie eine Stichprobenbefragung von zehn CIOs vor ihren Budgetverhandlungen für 2004 ergab: Viele wollen 80 Prozent ihres Investitionsbudgets für direkte Business-Unterstützung (ERP, CRM etc.) ausgeben und nur 20 Prozent für IT-Prozesse (Anpassung der Infrastruktur). Bei allen verschlingen Software, Lizenzen und Service 2004 das größte Stück des Investitionskuchens.
Weiter Projektstau
Die Wirtschaftsprüfer von KPMG kommen in ihrer Studie "IT-Management 2003" mit Blick auf die Schweiz zu einem nicht ganz so drastischen Ergebnis. Danach hat sich das Verhältnis von Investitionen in IT-Prozesse zu Business-unterstützenden Ausgaben hier von 70 zu 30 im Jahr 2002 auf 55 zu 45 im Jahr 2003 verschoben. "Alle IT-Investitionen müssen klare Business Driver im Hintergrund haben und mit einem Business Case untermauert sein", zitiert KPMG den CIO von Swisscom Enterprise Solutions, Walter Giger.
CIO Thomas Engel von der Schweizer Spedition Kühne & Nagel gibt die Quote von IT-internen Investitionen zu Business-Unterstützung mit 50 zu 50 an. Mehr als die Hälfte der Investitionssumme soll in Software, Services und neue Lizenzverträge mit SAP und Microsoft fließen. Unerwartet k0nnte er sogar sparen: "Wir mussten zum Beispiel keine Software kaufen, weil sich der Dienstleister wirtschaftlich stabilisiert hatte. So brauchten wir das Budget 2003 nicht voll auszuschöpfen."
Image-Strafe für CIOs
Härter trifft es Dietmar Lummitsch, CIO vom TÜV-Süd. Er musste in den vergangenen drei Jahren Kosten-senkungsziele von 20 bis 30 Prozent erreichen. Schweren Herzens stellte er deshalb laufende Großprojekte zurück und legte Investitionen auf Eis. Auch für 2004 rechnet er nicht mit steigenden Investitionen.
Lummitsch erkennt im Sparen noch eine weitere Gefahr: "Das Image des CIOs hat sich mit dem Business-Hype verschlechtert." Zunehmende Transparenz habe dazu geführt, dass der Geschäftsleitung viele Kosten überhaupt erst bewusst geworden seien. Seine Rolle werde sehr unter finanziellen Aspekten betrachtet. Das zeige sich darin, dass er wieder an den Finanzvorstand berichten müsse.
Kollege Grögeder sieht die strategische Bedeutung der IT durch die Sparzwänge dagegen wachsen, da durch die geplanten Investitionen der direkte Beitrag der IT zum Umsatz deutlich steigen werde. "Die Verantwortung für unsere Geschäftsprozesse hat sich stark in die IT verlagert."
Einer der von uns befragten CIOs sieht seine Macht indes schwinden. "Kosten senken - ich kann es nicht mehr hören. Unter dem Diktat der Einsparungen standen wir die letzten zwei Jahre, und ein Ende ist nicht in Sicht."