Schon früher hat Günter Ogger gern seine Finger in die Wunden der Wirtschaftsmamager gelegt. In seinen Büchern "Nieten in Nagelstreifen" (1995) und "Macher im Machtrausch" (2001) rechnet er mit dem Führungspersonal ab, indem er schonungslos Partei für den so genannten Normalbürger ergreift. Dieses Mal steigere sich der Autor gar in einen "Amoklauf gegen die Manager" hinein, wie es Ex-BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung etwas drastisch formuliert. Ogger entdeckt einen neuen Mitarbeitertyp, der sich in Zeiten ungebremsten Wirtschafts- und Umsatzwachstums in den Firmen herausgebildet habe. Dieser verfolge als Ego-AG vor allem eigene Interessen, möchte möglichst viel Wissen und Wert aus dem Unternehmen ziehen und für sich und seine Karriere verwerten. Der BestsellerAutor zeichnet ein für ihn gewohnt düsteres Bild, das sich aus sorgfältig in öffentlichen Archiven recherchierten Skandalgeschichten zusammensetzt. In der Vergangenheit konnte sich Ogger breiter Zustimmung sicher sein. Der Wirtschaft ging es gut, reiche Manager passten in die Zeit. Wenn es darum ging, "die da oben" anzuprangern, war er stets mit dabei. Nun hat der Wind gedreht. Die Stimmung ist schlecht, die Wirtschaft liegt am Boden. Ogger macht jedoch mit derselben Masche weiter. Jetzt allerdings erweckt er damit weniger Aufsehen, denn provozierend sind seine Anklagen gegen die Enrons, Flowtexs und Worldcoms dieser Welt nicht mehr. Das Buch lohnt sich deshalb allenfalls für geschichtlich interessierte Leser, die gern Chronologien im Regal stehen haben.
C. Bertelsmann Verlag, München 2003, 320 Seiten; 22,90 Euro
Günter Ogger
Die Ego-AG: Überleben in der Betrüger-Wirtschaft
03.02.2003