Dort ist die elektronische Gesundheitskarte auch in diesem Jahr (vom 15. bis 18. November) wieder ein großes Thema. Fachbesucher, die wissen wollen, wie die Karte aussieht und was sie kann, werden an den Ständen von vielen Unternehmen, Einrichtungen und Verbänden vor allem in den Hallen 14, 15 und 16 fündig. So können sich Interessierte am Stand der Firma InterComponentWare aus Walldorf mit Hilfe einer elektronischen Gesundheitskarte ein elektronisches Rezept ausstellen lassen – und dieses dann gegen einen Medikamentenblister voller Gummibärchen einlösen. Elektronische Gesundheitskarten zum Anfassen gibt es auch beim Kartenhersteller Sagem Orga.
Um den technischen Alltag in Krankenhäusern und Arztpraxen geht es dagegen bei den Unternehmen, die so genannte Konnektoren vorstellen, mit denen Arztpraxen künftig ans Medizinnetz angeschlossen sind. Über das Medizinnetz werden Ärzte, Kliniken, Apotheken und Krankenkassen miteinander verbunden, um zum Beispiel elektronische Rezepte abzuwickeln. Um entsprechende Hard- oder Software geht es etwa an den Ständen von Siemens Medical, CompuGroup, MAKData und der InterComponentWare.
Wer will, kann sich auch schon einmal anschauen, in welcher Form seine medizinischen Daten auf der elektronischen Gesundheitskarte und in angeschlossenen Gesundheitsakten hinterlegt sein könnten. Zur MEDICA präsentieren Unternehmen wie InterComponentWare, CompuGROUP und Careon.de solche elektronischen Aktensysteme, in denen Patientendaten gespeichert sind.
Noch ist die elektronische Gesundheitskarte Zukunftsmusik. Die Unternehmen sind in der Entwicklung der Technik relativ weit, doch die Entwicklung der Karte in ihrer Gesamtheit stockt. Gerade in den vergangenen Monaten gab es jedoch einige wichtige politische Fortschritte. Lange Zeit war zum Beispiel unklar, ob niedergelassene Ärzte beim Ausstellen von elektronischen Rezepten jedes Mal eine Geheimnummer eingeben müssen, wenn sie ein solches Rezept mit ihrem elektronischen Arztausweis „unterschreiben“. Das Problem ist jetzt gelöst. Die Bundesnetzagentur hat signalisiert, dass sie eine Komfortsignatur mittragen wird. So können Ärzte unter Eingabe einer Geheimzahl eine bestimmte Anzahl an Unterschriften frei schalten. Sie können diese dann einzeln, zum Beispiel biometrisch über einen Fingerabdrucksensor auslösen.
Mehr Klarheit gibt es mittlerweile auch bei den für elektronische Gesundheitskarte und elektronischen Heilberufeausweis nötigen Kartenlesegeräten. So wird es nicht erforderlich sein, dass alle Ärzte neue Kartenlesegeräte anschaffen. Wer schon ein modernes Lesegerät, ein so genanntes Multifunktionskartenterminal (MKT), besitzt, kann dieses mit Hilfe einer Ergänzungssoftware für die elektronische Gesundheitskarte aufrüsten.
Erste Praxistests doch noch in 2006
Auf Grund dieser Vereinfachung für niedergelassene Ärzte kann es nun doch noch in diesem Jahr mit den ersten Praxistests der Gesundheitskarte losgehen. „Von Dezember an wird es in Schleswig-Holstein und Sachsen praktische Tests mit echten elektronischen Gesundheitskarten geben“, sagt Gematik-Sprecher Daniel Poeschkens. Bei diesen Tests in jeweils 15 bis 25 Arztpraxen geht es zunächst allerdings nur darum, die Basisfunktionen der elektronischen Gesundheitskarte – die Versichertendaten – zu überprüfen. Dabei erhalten die Patienten von ihren Krankenkassen elektronische Gesundheitskarten und können damit zum Arzt gehen. Der steckt die Karte in ein Lesegerät und sieht Informationen wie den Namen und den Versichertenstatus der Patienten auf dem Bildschirm.
Das alles ist alles noch weit entfernt vom endgültigen Einsatz der elektronischen Gesundheitskarte als Träger von elektronischen Rezepten und Zugangspunkt zu einer kompletten elektronischen Patientenakte. Aber immerhin: Nach Jahren der Vorbereitung kommen nun die ersten elektronischen Gesundheitskarten bald in den Umlauf.
Reinhold Hölbling, MBmedien GmbH