Obwohl Unternehmen in der Vergangenheit massive Investitionen in den Ausbau von BI getätigt haben und ausgereifte Technologien zur Verfügung stehen, ist der Grad der Durchdringung und die Zufriedenheit der Anwender häufig nicht signifikant gestiegen. Es stellt sich die Frage, was die Erfolgshebel und Best Practices sind, um BI-Initiativen in der Zukunft erfolgreich zu etablieren.
Zur Beantwortung der Frage hilft tatsächlich ein Blick in das Altertum. Mit BI assoziiert man gewöhnlich das Symbol eines (Daten-)Würfels. Erfolgreiche BI-Initiativen weisen jedoch verblüffende Ähnlichkeiten zu den Pyramiden der alten Ägypter auf. Pyramiden zeichnen sich durch eine Reihe von Eigenschaften aus, die sich bei genauerem Hinsehen auf BI übertragen lassen und den Weg für eine nachhaltig erfolgreiche BI weisen.
Pyramiden waren für die alten Ägypter Wegbereiter für den Aufstieg zu den Sternen. Den Blick himmelwärts gerichtet hatten sie am Firmament ein klares Ziel vor Augen. Der Bau der Pyramiden diente dazu, sie diesem Ziel näher zu bringen.
Im Gegensatz zu den alten Ägyptern fehlt in vielen Unternehmen heutzutage jedoch die klar definierte Vision für den Einsatz von BI, obwohl eine effektive Informationsversorgung für Unternehmen zum kritischen Erfolgsfaktor geworden ist. Entscheidend für den Wertbeitrag von Informationen ist dabei nicht ihre Quantität, sondern ihre Qualität und Relevanz innerhalb der zu unterstützenden Geschäftsprozesse.
Bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass keine Pyramide der anderen gleicht. Ihre grundsätzliche Form ist zwar identisch, doch unterscheiden sie sich in der individuellen Ausgestaltung. Auch jedes Unternehmen besitzt eine eigene Business-Strategie, hat spezielle fachliche Anforderungen und zeichnet sich durch eigene organisatorische und kulturelle Rahmenbedingungen aus. Konsequenterweise gleicht keine BI-Lösung exakt der anderen.
BI von der Stange gibt es nicht
Auch wenn häufig suggeriert wird, dass technologische Werkzeuge alle BI-Herausforderungen lösen: BI von der Stange funktioniert nicht, jede BI-Landschaft und -Lösung erfüllt individuelle Anforderungen und hat eine eigene Historie.
Die Pyramide braucht ein solides Fundament, das auf das geplante Bauwerk ausgerichtet ist und sicherstellt, das der Schlussstein passt. Ansonsten würde die Pyramide innerhalb kürzester Zeit in sich zusammen fallen. Auch eine BI-Initiative benötigt ein solches Fundament: Die BI-Strategie bildet die Basis, auf der alle weiteren Aktivitäten beruhen und die den vollständigen Umfang der zukünftigen Lösung berücksichtigen muss.
Wenn BI ein strategisches Asset für die Unternehmen darstellt, so ist es mehr als nur logisch, dass diese Wertschätzung auch durch die Existenz einer umfassenden BI-Strategie untermauert werden muss.
Ein Pharao aus dem Top-Management muss her
Über die Errichtung der Pyramide wachte der Pharao höchstpersönlich. Als "Bauherr" beauftragte und finanzierte er ihren Bau, gab den Architekten Gestaltungsrichtlinien an die Hand und überzeugte sich regelmäßig vom Fortschritt der Bauarbeiten. Vielen BI-Initiativen fehlt hingegen ein "Bauherr" aus dem Top Management, der sie als Entscheidungsträger und Sponsor dauerhaft begleitet.
Er treibt an, löst Interessenkonflikte und beseitigt politische Hindernisse, um den vorab definierten Business Value für das Unternehmen zu schaffen - genauso wie der Pharao zu seinen Lebzeiten noch die Fertigstellung der Pyramide erleben wollte.
Die alten Ägypter bauten keine ihrer Pyramiden von heute auf morgen. Ihre Errichtung erforderte Beharrlichkeit und Konsequenz. Auch die Durchführung eines BI-Vorhabens ist auf längere Sicht angelegt - zeitweilige Rückschläge sind mit einzukalkulieren.
Das BI-Programm-Management bündelt alle Projektaktivitäten
Das angestrebte Ziel darf dabei jedoch nicht aus dem Auge verloren werden. Hierfür ist ein BI-Programm-Management notwendig, das sämtliche BI-Projektaktivitäten bündelt, über den Zeitablauf abstimmt und an veränderte Rahmenbedingungen anpasst.
Eine Pyramide entstand durch die koordinierte, harte Arbeit vieler Menschen mit einem breiten Erfahrungsspektrum. Auch BI benötigt klare Organisationsstrukturen, Rollen und Verantwortlichkeiten, um die Vielzahl der unterschiedlichen Beteiligten aus dem Fachbereich und der IT zum Beispiel durch ein BI Competence Center einzubinden und zu steuern.
Betrachtet man eine Pyramide aus der Nähe sieht man, dass sie aus einzelnen, perfekt an- und aufeinander gesetzten Steinen besteht. Für ein BI-Programm bedeutet dies in seiner Roadmap kleine, aufeinander aufbauende und abgestimmte Schritte vorzusehen. Was für die Pyramiden die Steine, sind für BI die Daten. Nur wenn diese zueinander passen und exakt zusammengefügt sind, tragen sie die gewaltige Last der "BI-Pyramide".
BI benötigt demzufolge ein solides Data Warehouse als in sich konsistente und vollständige Datenbasis. Frontend-getriebene Ansätze verschleiern allenfalls durch moderne Visualisierungen die Symptome, die eigentlichen Ursachen einer nicht integrierten und unvollständigen Datenbasis in Form eines Data Warehouses bleiben unangetastet.
Um die hohen Anforderungen bezüglich angemessener Datenqualität und -integrität zu erfüllen, sind Investitionen zum Management der Datenqualität, der Metadaten und der Stammdaten erforderlich. Data Governance stellt dabei wie ein Steinmetz die kontinuierliche Passgenauigkeit der Daten sicher.
Die 5 Schichten der BI-Pyramide
Pyramiden besitzen im Inneren ein Labyrinth mit Sackgassen und Stolperfallen. Die Verfolgung von technologischen Hype-Themen kann sich als Sackgasse erweisen. Datenqualitäts- und Performanceprobleme werden oft zu Stolperfallen für BI-Lösungen. Wer sich in der Komplexität von BI zu verirren droht, benötigt eine auf die Unternehmensziele ausgerichtete BI-Strategie als Richtschnur, um zurück auf den richtigen Weg zu finden.
Erfolgreiche BI-Initiativen nehmen somit die Gestalt einer Pyramide an:
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1. Sie basiert auf einem soliden strategischen Fundament, auf dem die Vision, der Masterplan und die Roadmap zur Realisierung des definierten Business Value vorgegeben wird (Strategy).
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2. Darauf aufbauend sorgt ein funktionierender organisatorischer Rahmen mit definierten Rollen und Prozessen für die erfolgreiche und strategiekonforme Umsetzung im täglichen Miteinander zwischen den Fachseiten und der IT (Governance).
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3. Passgenaue Systeme auf Basis innovativer Technologie und agilen Architekturen bilden die technologische Infrastruktur (Architecture & Technology).
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4. Auf Basis dieser Infrastruktur erfolgt die Produktion von integrierten und vertrauenswürdigen Daten als Kernaufgabe des Data Management.
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5. Auf dem angebotenen Datenpool setzen analytische Applikationen auf, die eine effektive Nutzung der generierten Information in den Geschäftsprozessen ermöglicht (Information Intelligence).
Gefahr eines BI-Investitionsgrabes
Wird diese BI-Pyramide im Rahmen der BI-Initiative nicht beachtet, besteht die Gefahr, dass sich leider noch eine weitere Assoziation zwischen BI und einer Pyramide herstellen lässt: Bekanntlich ist die Pyramide im alten Ägypten die Grabstätte eines Pharaos. Und wer will schon, dass mit dem Begriff BI ein mit vielen Mühen errichtetes Investitionsgrab in Verbindung gebracht wird?
Ursula Besbak und Carsten Dittmar sind Principal Consultant, Business Intelligence Solutions bei Steria Mummert Consulting.