BSI-Projekt Verfügbarkeit

Die Erfolgsfaktoren fürs Rechenzentrum

15.09.2010 von Werner Kurzlechner
Im Langzeitprojekt VAIR erarbeitet das BSI zusammen mit Partnern zusammen und über 200 Rechenzentren ein Bewertungssystem zur Verfügbarkeit. Die Qualifikation der Mitarbeiter besitzt keinen hohen Stellenwert.
Leitungen und Anlagen sollten gut beschriftet werden. Das zeigt die Rangliste aus dem VAIR-Projekt.

Leitungs- und Anlagenbeschriftung, Dokumentation der gesamten Infrastruktur, Störungserfassung und Übertragung sowie Wartungsumfang sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Rechenzentrum – zumindest dann, wenn diese baulich gut geplant und ausgeführt wurden. Das geht aus einer gemeinsamen Erhebung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), der bit GmbH und der Fachhochschule Frankfurt am Main hervor.

Genau genommen ist es das erste Zwischenergebnis des Langzeitprojektes VAIR, ein Kürzel für „Verfügbarkeitsanalyse der Infrastruktur in Rechenzentren“. Die Projektpartner wollen auf wissenschaftlicher Grundlage überprüfen, inwieweit gängige Annahmen und Behauptungen tatsächlich stimmen.

Es werde suggeriert, dass die Verfügbarkeitssicherung an die Umsetzung von Best Practices gekoppelt sei, heißt es in der Studie: "Der Nachweis, ob diese Beziehung in der Praxis wirklich besteht, wird oft nicht erbracht."

Das Ziel von VAIR ist mit der validen Bewertung von technisch-organisatorischen Best Practices nicht erreicht. Durch fortlaufenden Austausch mit teilnehmenden Unternehmen soll ein sich verfeinerndes Bewertungssystem der Qualität in den Rechenzentren entwickelt werden. Der Fokus liegt dabei auf der Verfügbarkeitsabsicherung.

Bisher nahmen 214 Rechenzentren an der Studie teil, anonym befragt zwischen August und Dezember 2009. Unter den Teilnehmern waren 33 öffentlichen Verwaltungen, 17 Dinestleister, je 13 Unternehmen aus der IT- und Telekommunikationsbranche und der Finanzbranche sowie sieben produzierende Firmen. Abgefragt wurden nicht allein technische Eigenschaften wie Spannungsversorgung oder Ausprägung des Brandschutzes, sondern auch organisatorische Fragen. Nach Bereinigung der gesammelten Daten flossen 83 Datensätze in die Bewertung ein.

Weitere wichtige Faktoren im Ranking

„Dabei hat sich gezeigt, dass kein Einzelindikator alleine eine valide Prognose erlaubt“, berichtet Professor Martin Kappes, Projektleiter an der Frankfurter Hochschule. Allerdings ließ sich ein Modell entwickeln, dass die einzelnen Faktoren in eine Rangfolge ihrer Bedeutung bringt, die zumindest für die Mehrzahl der Rechenzentren zutrifft.

Neben den genannten vier Top-Indikatoren folgen Prüfung, Qualität der Wartung, Mitarbeitereinsatzplanung und Notfallübung auf den nächsten Plätzen. Service-Level-Agreements, Voralarmierung, Ursachenanalyse sowie Pflege und Aktualisierung haben ebenfalls noch gewissen Einfluss auf die fortlaufende Verfügbarkeit im Data Centre.

Kaum eine Rolle spielt indes die Personalfluktuation im Rechenzentrum. Auch die Qualifikation der Mitarbeiter und deren Kontrolle sowie die Überwachung der Ereignis- und Störfallprozesse landen weit hinten im Ranking.

Nach Angaben von Uwe Laude, Projektleiter beim BSI, gibt es bereits erste Anfragen von Behörden, die das Bewertungssystem einsetzen möchten. Das aus der Erhebung abgeleitete Tool steht bislang nur Teilnehmern an der Studie unter www.vair-check.de zur Verfügung.