Gartner-Prognose 2020

Die Folgen vom Internet der Dinge

19.11.2013 von Christiane Pütter
Heute gibt es 2,5 Milliarden vernetzte Geräte, 2020 sollen es 30 Milliarden sein. CIOs sollten sich auf das Business-Modell "Daten sind Geld" vorbereiten.

Der US-Marktforscher Gartner unterscheidet zwei Arten von Informationstechnologie: die traditionelle IT, mit der bisher gearbeitet wird, und die non-traditionelle IT, im aktuellen Fall das Internet der Dinge. Hier sieht Gartner Wachstumspotenzial. Im Jahr 2009 waren erst zweieinhalb Milliarden Geräte vernetzt, und zwar üblicherweise Smartphones, Computer und Tablets. Für 2020 sagt Gartner eine Zahl von mehr als 30 Milliarden vernetzten Geräten voraus - und zwar nicht nur die üblichen Gadgets, sondern auch Gebrauchsgegenstände.

Wie sehr das Internet der Dinge die Business-Welt verändert, verdeutlicht Gartner an zwei Beispielen. Das eine bietet der Sportartikelhersteller Nike. Mit seinen technisch hochgerüsteten Schuhen und Kleidung, die diverse Vitalfunktionen des Trägers überwachen kann, bewegt sich Nike in Richtung Healthcare-Industrie. Das andere Beispiel ist Google mit seiner Präsenz in modernen Autos.

Internet der Dinge und M2M
Industrie 4.0, M2M und das Internet der Dinge sind unterschiedliche Themen mit gleichem Hintergrund: Bessere Vernetzung, zunehmende Miniaturisierung und fallende Hardwarekosten bereiten den Boden für sich selbst verwaltende Systeme.
Internet der Dinge und M2M in Gartners Hype Cycle:
Während die Umsetzung des „Internet der Dinge“ nach Gartner-Einschätzung noch weit entfernt erscheint, könnte die M2M-Kommunikation in fünf bis zehn Jahren zum praktischen Einsatz kommen. Erste Projekte gibt es heute bereits, wie in Blick auf Beispielen aus verschiedenen Branchen zeigt.
Call a Bike:
Wer ein Fahrrad der Deutschen Bahn am Wegesrand sieht und es ausleihen möchte, wählt die darauf angegebene Nummer und bekommt eine Öffnungsnummer mitgeteilt. Schon kann man losradeln, einmalige Anmeldung vorausgesetzt.
John Deere:
In seine Mähdrescher packt der Landmaschinenhersteller die Rechen-Power von acht PCs. Via GPS lassen sich Geräte spurgenau steuern. Eine Vielzahl von Sensoren sollen drohende Probleme frühzeitig melden, damit die Maschinen nicht während der Erntezeit ausfallen.
GAP:
Die Modekette GAP begrüßt in einigen Warenhäusern auf Bildschirmen im Ein- und Ausgangsbereichen Kunden mit persönlichen Nachrichten. Erkennungsmerkmal ist das mitgeführte Smartphone.
Telemedizin:
Vitalparameter werden mittels Körperscanner gemessen und dem behandelnden Arzt übermittelt. So können beispielsweise Krankenhauszeiten verkürzt werden.
DriveNow:
BMW hat das Geschäftsmodell Autoverkauf und die Autovermietung erweitert. In einigen deutschen Städten gibt es BMW-Fahrzeugflotten die registrierte Nutzer über Smartphone-App orten, reservieren und mieten können.
Smart Energy:
Das intelligente Energie-Management beschränkt sich nicht auf die Energiemessung, sondern steuert den Energieverbrauch je nach Angebot.

Welche Anbieter profitieren

Vom Internet der Dinge profitieren folgende Hersteller: Solche, die die Hardware (also die Dinge an sich) produzieren, solche, die die Embedded Software entwickeln sowie die, die für Vernetzung/Kommunikation sorgen und alle, die Austausch, Auswertung und Analyse der Daten ermöglichen. Gartner spricht hier von den Internet-der-Dinge-Zulieferern.

Diese können bis zum Jahr 2020 mit jährlichen Umsätzen von circa 309 Milliarden US-Dollar rechnen, prophezeit Gartner. Den Löwenanteil von 80 Prozent halten Services, der kleinere Teil wird mit Hardware erwirtschaftet.

Aus Sicht jeden Unternehmens läuft die technologische Entwicklung auf eine möglichst umfassende Digitalisierung hinaus. Der CIO sollte sich am Motto "Daten sind Geld" ausrichten.

Das Internet der Dinge werde zig Millionen neuer Objekte und Sensoren brauchen, die alle ständig Daten produzieren. IT-Entscheider benötigen also Lösungen rund um Big Data und Storage. Sie haben zunehmend mit Analytics zu tun. Dave Aron, Research Vice President und Gartner Fellow, spricht von neuer digitaler Führerschaft. Digitalisierung sei keine Option oder Zusatzleistung mehr, sondern Realität.

10 Stationen auf der "Digitalen Reise"
Laut einer Studie der US-amerikanischen Consultants von Accenture nehmen überdurchschnittlich erfolgreiche CIOs ihr Unternehmen auf eine digitale Reise mit. Zu dieser zählen zehn Stationen.
Punkt 1: Kunde im Mittelpunkt
Überdurchschnittlich erfolgreiche CIOs orientieren ihre Arbeit an der Erfahrung und dem Erleben der Kunden. Das Gros der IT-Chefs versteht sich dagegen noch immer vor allem als Kostensenker.
Punkt 2: den Kontext betrachten
High Performer in der IT blicken über den Tellerrand ihres Unternehmens hinaus. Sie beziehen geopolitische, soziale und ökonomische Aspekte in ihre IT-Strategie mit ein.
Punkt 3: IT- und Business-Strategie gehören zusammen
Erfolgreiche CIOs verzahnen IT und Business stärker als andere. Das zeigt sich auch am Budget: 55 Prozent des Etats fließen in den Aufbau strategischer Business-Fertigkeiten. Durchschnittlich stellen IT-Entscheider dafür nur 37 Prozent bereit.
Punkt 4: Hybride Umgebungen
Erfolgs-CIOs nutzen hybride Umgebungen. Jeder dritte von ihnen ersetzt Altsysteme Stück für Stück durch Private- und Public-Cloud-Elemente.
Punkt 5: Erfahrungen mit der digitalen Welt
Sehr erfolgreiche IT-Entscheider haben schon früh Erfahrung mit Social Media und Mobility gesammelt. Das gilt auch für Analyse-Tools und Daten-Management samt den damit verbundenen Sicherheitsaspekten.
Punkt 6: BYOD ist erwünscht
Während viele Unternehmen über den Trend zur Nutzung privater Gerät im Job noch diskutieren, haben ihn High Performer ihn schon aufgegriffen. 83 Prozent (andere Unternehmen: 40 Prozent) erlauben ByoD.
Punkt 7: Datenanalyse und Wettbewerbsvorteile
Knapp jeder zweite High Performer (46 Prozent) nimmt für sich in Anspruch, Daten - insbesondere Kundendaten - so analysieren zu können, dass seinem Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil entsteht. Unter den Durchschnitts-CIOs behaupten das lediglich zwei von hundert von sich.
Punkt 8: Agile Methoden
CIOs in Vorzeige-Unternehmen nutzen überdurchschnittlich oft agile Methoden. Dadurch können sie neue Technologien schneller integrieren.
Punkt 9: Strategisch investieren
Nach eigenen Aussagen geben High Performer in der IT Geld für strategische Partnerschaften aus. Für Partner also, von deren technologischem Vorsprung sie profitieren können.
Punkt 10: Sicherheit von allen Seiten
Die überdurchschnittlich erfolgreichen CIOs legen sehr viel Wert auf die Zusammenarbeit mit Risk-und Security-Managern. So schützen sie das geistige Eigentum des Unternehmens.

Auf "Business Moments" reagieren

Damit verändert das Internet der Dinge nicht nur Geschäftsmodelle und Geschäftsprozesse, sondern auch sogenannte "Business Moments". Der Begriff umreißt die Geschwindigkeit, mit der die Geschäftswelt sich verändert, und die erforderliche Agilität eines Unternehmens. Arons Gartner-Kollege Hung LeHong illustriert das am Beispiel Hotellerie. Die großen Traditionshäuser haben sich schon darauf einstellen müssen, dass Verbraucher im Internet schnell Preise vergleichen können.

Mittlerweile müssen sie sich mit einem weiteren Trend auseinandersetzen: Verbraucher finden Gefallen daran, sich gegenseitig zu beherbergen. Über Plattformen wie AirBnB bieten Privatleute ihre Wohnungen an - eine ernsthafte Konkurrenz für Hotelliers. LeHong sagt: "Solche neuen Business Moments können jederzeit entstehen."