Windows-Zukunft

Die Geheimakte Windows 8

17.02.2011 von Christian Remse und Panagiotis  Kolokythas
Cloud Computing, Windows Store, ARM und 128 Bit: Die Gerüchtküche um Windows 8 brodelt. Wir stellen Ihnen die möglichen Neuerungen von Windows 8 vor.
Das Rätsel um Windows 8.
Foto: Microsoft

Während PC-Hersteller ihre Geräte samt Windows 7 ausliefern, arbeitet Microsoft bereits fleißig an dem Nachfolger mit dem Codenamen Windows 8. Eine vor nicht all zu langer Zeit im Internet erschienene geheime Windows-8-Präsentation hat für Aufsehen innerhalb der Windows-Gemeinde gesorgt. In der Präsentation legt Microsoft seine vorläufigen Pläne für Windows 8 offen und gibt zudem einen Ausblick auf die zu erwartenden Verbesserungen im Vergleich zu Windows 7.

Es ist von zahlreichen Neuerungen die Rede. Demnach will Microsoft beispielsweise angeblich bei Windows 8 auch auf Cloud Computing setzen, plant einen - Apple lässt grüßen - App Store und will zudem auch die Benutzerführung komfortabler gestalten, die Sicherheit des Betriebssystems erhöhen und die Hardware-Unterstützung erweitern.

Offiziell ist Microsoft derzeit noch alles andere als gesprächig, wenn es um das Thema Windows 8 geht. Wir haben alle bisher im Netz aufgetauchten Windows-8-Informationen gesammelt. Während Microsoft sich also noch bedeckt hält, verraten wir Ihnen schon jetzt was sich hinter Windows 8 verbergen könnte.

Blitz-Booten

Ein wesentlicher Kritikpunkt an Windows ist der langsame System-Start. Während Microsoft bei Windows 7 an der Tempo-Schraube gedreht hat und es – abhängig von Hardware und parallel startenden Prozessen – mittlerweile einen Boot-Sprint von unter einer Minute hinlegt, könnte Windows 8 bereits innerhalb weniger Sekunden nach dem Start einsatzbereit sein.

Diese Geschwindigkeitsverbesserung hängt letztendlich davon ab, ob und wie Microsoft die Vorzüge des Energiesparmodus und des Kaltstarts miteinander kombiniert. Nutzer könnten somit bereits im Internet surfen, während andere System-Komponenten des Rechners hochfahren und Treiber laden.

Sandkasten-Technologie

Microsoft hat bereits den Windows-7-Kernel auf Diät gesetzt. Die Folge: Noch zuvor tief im System verankerte Komponenten und Anwendungen stehen nun auf eigenen Beinen – einzige Ausnahme der Internet Explorer. Bei Windows 8 wäre es nun denkbar, dass Microsoft neben einem schlankeren Kernel zusätzlich auf Virtualisierungs-Technologien setzt. Dabei würden Anwendungen in einer gesicherten Laufzeitumgebung – Sandbox (zu Deutsch: Sandkasten) – und somit abgeschottet vom Betriebssystems arbeiten.

Vorteil: Neben mehr Sicherheit sorgt die neue Verfahrensweise Direct Computing Experience dafür, dass nur die Programme geladen werden, die auch wirklich benötigt werden – das erhöht zudem die Geschwindigkeit des Ladevorgangs.

Beispiel: Möchte der Anwender lediglich Musik oder einen Film über den Windows Media Player abspielen, nicht aber Mails über den automatisch startenden Client abrufen, so wäre das fortan möglich. Weiterer Vorteil für Notebook-Besitzer: Dadurch, dass nur noch wirklich benötigte Anwendungen gestartet werden, schont Windows die Hardware-Ressourcen und verlängert damit die Akkulaufzeit.

Lästige Neuinstallation entfällt

Ob System-Tools oder Software-Boliden – je mehr Anwendungen Sie unter Windows installieren, desto schneller verstopft und folglich verlangsamt das System. Selbst eine Deinstallation hilft da nur noch wenig, denn Anwendungen hinterlassen Datei-Leichen auf dem System.

Finaler Rettungsschritt: Neuinstallation von Windows. Dieser Schritt ist jedoch mit jeder Menge Arbeit verbunden, da Sie sämtliche Einstellungen und Programm-Installationen erneut vornehmen müssen. Unter Windows 8 soll die Neuinstallation nun deutlich schneller vonstatten gehen. Ein neuer Modus soll das Betriebssystem binnen weniger Sekunden in den Urzustand zurück versetzt, während alle Nutzereinstellungen, Dokumente und Applikationen unangetastet bleiben.

Gesichtserkennung

Desktops und vor allem Laptops verfügen nahezu ausnahmslos über integrierte Webcams. Microsoft nutzt diese Hardware-Komponente, um es Nutzern zu ermöglichen, sich per Gesichtserkennung einzuloggen – das ist nicht nur bequem, sondern erschwert Eindringlingen sich unerlaubt am System anzumelden und erhöht somit die Sicherheit.

Im Bereich Gesichtserkennung ist Microsoft bereits seit einiger Zeit tätig. Mit Kinect (früher Project Natal) hat Microsoft bereits ein Zubehör für die Xbox 360 veröffentlicht, das neben der Bewegungssteuerung auch über eine Gesichtserkennungstechnologie verfügt. Steve Ballmer hatte kürzlich nicht ausgeschlossen, dass Kinect auch für Windows-PCs kommen könnte.

Nach aktuellem Stand soll Windows 8 die Hardware-Welt revolutionieren. Der Windows-7-Nachfolge wird erstmalig in der Windows-Geschichte nicht nur x86-Prozessoren unterstützen, sondern laut Microsoft-Angaben auch die ARM-Plattform. Gerüchten zufolge soll Windows 8 sogar 128-Bit-Systeme unterstützen.

Windows 8 läuft auf Tablet-PCs

Steve Ballmer über die Windows-Zukunft.
Foto: IDG News Service

Seit Apple sein iPad herausgebracht hat, erfreuen sich Tablet-PCs zunehmender Beliebtheit. Ein Grund für Microsoft Windows 8 nicht mehr nur länger auf x86-Plattformen laufen zu lassen, sondern auf ARM-Plattformen – wie sie in tragbaren Computern wie Tablet-PCs verbaut sind – auszuweiten.

Bislang dominieren Apple mit iOS und Google mit Android den Markt – Microsoft scheint nun vermehrt in das Marktsegment vordringen zu wollen. Steve Ballmer erklärte während seiner Eröffnungsrede auf der CES 2011: "Windows 7 läuft heute bereits auf vielen verschiedenen Hardware-Plattformen. Wir stehen nun am Anfang einer neuen, spannenden Technologie-Ära, in der Windows auf allen Geräten, von kleinen mobilen Endgeräten bis hin zu Big Screens läuft. Dank der SoC-Unterstützung (System on a Chip-Architektur) wird Windows Anwendern uneingeschränkt alles bieten, was sie sich wünschen: Spiele, TV, Kino, Musik, Produktivität und Social Networking."

Windows 7 unterstützt zwar Touchscreens, kann aber ansonsten mit Systemen, die speziell für Tablet-PCs entwickelt wurden, wie beispielsweise iOS für das iPad, bislang nicht ernsthaft konkurrieren. Das soll sich nun mit Windows 8 ändern. Einige Hersteller wie Acer oder Samsung zeigten bereits auf der CES Tablet-PC-Konzepte der Zukunft. Acer hat einen Tablet-Prototypen mit zwei Bildschirmen entwickelt – einer der beiden Displays dient dabei als Touchscreen-Tastatur. Samsung wiederum stellte einen Tablet-PC vor, bei dem die Tastatur unter dem Bildschirm bei Nichtgebrauch verschwindet. Auf beiden Prototypen läuft derzeit Windows 7. Microsoft betonte allerdings, das auf dieser Hardware künftig Windows 8 laufen wird. Auch in puncto Touchscreen zeigt sich Microsoft flexibel. So sollen Tablet-PCs eine speziell angepasste Windows-8-Oberfläche erhalten.

Windows 8 könnte 128-Bit-Architekturen unterstützten

Im Oktober 2010 ging das Gerücht durchs Internet, Windows 8unterstütze 128-Bit-Prozessoren . Die Quelle: Der Microsoft-Mitarbeiter Robert Morgan hat in seinem Business-Networking-Profil LinkedIn (mittlerweile nicht mehr verfügbar) entsprechende Informationen dazu durchsickern lassen. Microsoft hat diese Informationen jedoch weder bestätigt, noch dementiert. Andere Quellen wie etwa Windows8News.com gehen sogar davon aus, dass Morgan nicht einmal existiert. Es wäre daher anzunehmen, dass Webseiten wie LinkedIn das Profil selbst erstellt und zudem das Gerücht in die Welt gesetzt haben, um von dem dadurch ausgelösten Traffic zu profitieren. Bleibt demnach abzuwarten, ob Windows 8 tatsächlich 128-Bit-Architekturen unterstützt – denkbar wäre es durchaus.

Microsoft setzt bei Windows 8 allen Einschätzungen nach stark auf die zentrale Verwaltung von Daten über Cloud Computing. Selbst ein App Store für Windows-Anwendungen wie Apple ihn anbietet soll zur Debatte stehen.

Cloud Computing

Eine wesentliche Windows-8-Neuerung im Bereich Internet und Netzwerk-Technologie soll Cloud Computing werden. Bei dieser Trend-Funktion erlaubt es Microsoft dem Nutzer Daten mit Cloud-Servern abzugleichen und somit zentral zu verwalten.

Das hat mehrere Vorteile: Der Anwender kann von jedem PC auf seine Daten zugreifen. Praktisch für unterwegs. Außerdem wäre es dadurch möglich, einen Windows-8-Rechner einzurichten und auf andere Computer zu spiegeln. Das erspart dem Nutzer die aufwendige Arbeit, verschiedene PCs separat einzurichten. Treten technische Probleme auf, die gegebenenfalls zu einem System-Absturz führen, so lässt sich Windows samt Einstellungen per Cloud Computing einfach und sicher wiederherstellen. Microsoft könnte jedoch hier nicht ganz uneigennützig handeln. Cloud Computing ermöglicht dem Unternehmen, illegale Windows-Versionen aufzuspüren. Zentral abgelegte Dateien sind zudem leichter anfällig für Daten-Spionage.

App Store für Windows 8

Apple hat es vorgemacht, Microsoft könnte nachziehen: Die Rede ist von einem App Store für Windows-8-Anwendungen. Der Windows Store (Codename: Project Thunderbay) ermöglicht es dem Nutzer Applikationen für Windows 8 zu erwerben. Ähnlich wie beim Apple App Store für MacOS X soll der Anwender gekaufte Anwendungen auf andere Geräte wie beispielsweise Tablet-PCs übertragen können. Spekulation bleibt, ob Microsoft lediglich seine eigenen Produkte verkauft oder den Store auch für Dritthersteller öffnet, die ihre Applikationen somit zentral unter die Windows-Nutzergemeinde bringen können.

Spannend bleibt nicht nur die Frage „Was ist neu?“, sondern auch „Wann kommt das neue Windows auf den Markt?“ – die Microsoft Roadmap gibt einen Ausblick auf die Erscheinung von Windows 8.

Startschuss für Windows 8 bereits 2012

Im Internet ist eine Roadmap aufgetaucht, die den ungefähren Erscheinungstermin für Windows 8 festlegt. Demnach soll Windows 8 bereits 2012 auf den Markt kommen. Stephen Chapman hat in seinem Blog eine Folie veröffentlicht, die auf diesen Termin hinweist. Einen genauen Zeitpunkt oder wenigstens engeren Zeitrahmen verrät die Folie allerdings nicht. Sollte Microsoft tatsächlich die Veröffentlichung von Windows 8 für das Jahr 2012 planen, dann dürften die ersten Vorabversionen bereits in der ersten Jahreshälfte 2011 erscheinen.

Quelle: PC-Welt