Die digitalen Bedrohungen sind für Anwender ein Problem, für IT-Anbieter sind sie ein richtig gutes Geschäft. Gartner erwartet, dass der Markt bis 2018 auf ein Gesamtvolumen von 101 Milliarden Dollar anschwillt, im vergangenen Jahr betrug der Marktwert
75 Milliarden Dollar. Längst sind Branchenriesen wie Cisco oder IBM auf den Zug aufgesprungen: Big Blue verbuchte im vergangenen Jahr bereits zwei Milliarden Dollar Umsatz in dem Bereich, der Netzwerkriese Cisco 1,75 Milliarden.
Cisco und IBM wuchsen stärker als Symantec und Check Point
Obwohl diese Summen in Relation zum Gesamtumsatz der IT-Dickschiffe relativ gering sind, fällt die enorme Wachstumsdynamik auf: Cisco und IBM wuchsen hier stärker als die reinen Security-Anbieter Symantec und Check Point. Erst recht übertrafen sie Spezialisten wie Palo Alto Networks, Proofpoint, Fortinet oder FireEye, die jeweils einen krassen Auf- und Abstieg an den Börsen hinter sich haben. Für die klassischen IT-Konzerne mit ihren gut gefüllten Kriegskassen sind diese Spezialisten zu potenziellen Übernahmezielen geworden.
Panik nach Hacker-Attacken
Es sind vor allem die vielen erfolgreichen Hacker-Angriffe auf Unternehmen wie Target, Home Depot oder Sony, die das Interesse an Cyber-Security-Lösungen ansteigen ließen. Wie Piper-Jaffray-Analyst Andrew Nowinski beobachtet, haben die vielen Sicherheitsvorfälle in den vergangenen Jahren zu Panikkäufen geführt. In einer Umfrage des Analystenhauses gaben 60 Prozent der 137 befragten CIOs an, sie hätten ihre Firewalls in den vergangenen zwölf Monaten auf den neuesten Stand gebracht. Dabei lag das Thema Firewall-Security nur auf Platz fünf der CIO-Prioritäten hinter Endpoint Security, Compliance, dem Schutz von Web-Applikationen und der internen Zugriffsverwaltung.
Gartner zufolge sind Symantec, Trend Micro und die Intel-Tochter McAfee im Bereich Endpoint Protection führend. Imperva und F5 Networks toppen den Markt für Web-Application-Firewalls und Cyberark Software das Segment Identity- and Access-Management (IAM).
Die Jagdsaison ist eröffnet
Im Markt für Sicherheitslösungen tummeln sich außerdem viele kleinere Startups, die sich Finanzierungen in Höhe von zehn bis hundert Millionen Dollar gesichert haben. Gemeinsam mit ihren Investoren verfolgen diese Newcomer das Ziel, schnell zu wachsen und sich dann von größeren Playern übernehmen zu lassen. Bereits im Januar eröffnete FireEye den Übernahmereigen mit dem Kauf des Cybersecurity-Spezialisten iSight Partners für 200 Millionen Dollar und erweiterte damit nach der milliardenschweren Akquisition von Mandiant im Jahr 2014 sein Portfolio. Weitere Übernahmen sind zwar noch nicht in Sicht, doch legte die Aktie von CyberArk im Januar nach Gerüchten über eine anstehende Akquisition durch Check Point kräftig zu.
Übernahmekandidaten Qualys, Fortinet, Imperva und FireEye
Als weitere Übernahmekandidaten sieht Daniel Ives von der Investment-Bank FBR & Co. die Firmen Qualys, Fortinet, Imperva und auch FireEye. Seiner Ansicht nach wäre es vor allem für Symantec an der Zeit, Zukäufe zu tätigen. Der Sicherheitsspezialist hatte Ende Januar seine Datenspeichertochter Veritas für 5,3 Milliarden Dollar an die Carlyle Group verkauft und sucht nun Verstärkung, um seine Position nach dem Umsatzrückgang im letzten Jahr wieder zu festigen.
Außerdem gilt als ausgemacht, dass auch IBM, Cisco, Hewlett Packard Enterprise und Oracle ihr Cybersecurity-Angebot im Jahr 2016 aufstocken werden. Von den Kunden wird dies geschätzt: Sie wünschen integrierte Plattformen, weil sie ihre Werkzeuge möglichst von wenigen verlässlichen Anbietern kaufen wollen. Zudem muss die Lösung auf Unternehmen zugeschnitten sein, was für die großen Player spricht.