Nur noch 37 Prozent der IT-Spezialisten glauben, dass sie ihre Tätigkeit auf Dauer ausüben können. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen. Für die Studie wurden 331 Mitarbeiter von sieben IT-Unternehmen befragt.
Die IT-Branche muss dringend etwas tun, damit es ihren Mitarbeitern wieder besser geht. Denn sind die Arbeitnehmer erschöpft, belastet das auch das Unternehmen. Ohne die Kosten für Vertretungen, den Wertschöpfungsverlust und ähnliche Folgeeffekte mit einkalkuliert, riskieren Firmen erhebliche Umsatzeinbußen. Bereits ein Viertel der Beschäftigten zeigt Anzeichen chronischer Erschöpfung. Umgerechnet auf ein mittelständisches Unternehmen mit 100 Beschäftigten entstehen dem Betrieb so etwa Kosten in Höhe von 500.000 Euro.
Mehr als die Hälfte aller Befragten werden am meisten durch Arbeitsunterbrechungen psychisch belastet. Gefolgt von Zeitdruck (51 Prozent), Aneignungsbehinderung (41 Prozent) und ungeplanter Zusatzaufwand (36 Prozent). Mit etwas Abstand werden soziale Spannungen im Team, emotionale Belastungen und widersprüchliche Arbeitsanforderungen genannt. Ziel der Arbeitgeber sollte es sein diese Belastungen zu reduzieren, um dem Burnout der Mitarbeiter vorzubeugen. Dafür gibt es verschiedene Ansätze.
1. Defragmentierung: Die heutige Arbeitswelt ist bestimmt durch schnelle Aufgabenwechsel und parallele Aufgabenbearbeitung unter hohem Zeitdruck Dazu kommen die verschwimmenden Grenzen zwischen Arbeits- und Erholungszeiten. Diese Faktoren verursachen Anspannung und Erschöpfung. Aus diesem Grund muss das Ganze entzerrt und neu geordnet werden.
So sollten Unternehmen Parallelprojekteinsätze begrenzen oder Blockarbeitszeiten einführen, in denen der Mitarbeiten stundenweise ohne Unterbrechungen durch Kollegen oder Telefonate arbeiten kann. Viele der Befragten fühlen sich in ihrer Arbeit sehr stark dadurch belastet, dass sie durch Telefonante und Anfragen von Kollegen gestört werden.
Mehr Pausen einlegen
Konzentriert man zudem die Bearbeitung von E-Mails und organisatorische Aufgaben auf bestimmte Phasen des Arbeitstages, gestaltet sich der Arbeitsablauf ruhiger, strukturierter und vor allem effektiver.
2. Erholung: Gerade in Phasen hoher Belastung verzichten viele Mitarbeiter auf ihre Pause und arbeiten durch. Doch gerade in solchen Situationen ist es wichtig, dass sich die Mitarbeiter bewusst erholen und die Pausen nutzen um abzuschalten. Dabei sind fünf bis zehn Minuten nach etwa anderthalb bis zwei Stunden sinnvoll. Die kurzen Unterbrechungen entspannen und man bleibt leistungsfähig bis zum Feierabend.
Der Untersuchung zufolge helfen in der Erholungszeit kollegiale Formen der Pausengestaltung. Außerdem können Entspannungstechniken hilfreich sein. Eine zentrale Bedeutung haben zudem Ausdauersportarten.
Wichtig sind für solche Maßnahmen Rahmenregelungen wie beispielsweise Arbeitszeitregelungen, auf die sich die Beschäftigten berufen können. Hilfreich ist zudem, wenn das Unternehmen die Einbindung der Mitarbeiter auf maximal zwei Projekte begrenzt. Ohne solche Regelungen können bestimmte Maßnahmen nicht durchgesetzt werden.
Laut der Studie trifft Burnout allerdings nicht alle Angestellten im gleichen Maß. Es gibt fünf Risikogruppen:
-
Bei den „Projekteinsteigern (Berufsanfängern im Projekteinsatz)“ haben bereits mehr als die Hälfte Burnout-Werte.
-
In den Altergruppen zwischen 30 und 50 Jahren haben die „Aufsteiger in neue Position“ häufig Probleme bei der Rollenfindung und sind zu wenig auf die neuen Aufgaben vorbereitet.
-
Zudem zeigen mehr als zwei Drittel der „Mobilen Beschäftigten“ zu hohe Werte.
-
Bei den 40- bis 60-Jährigen sind besonders die „Mehrstelleninhaber“ und „Multi-Projektmanager“ betroffen. Der Grund: Sie müssen die Anforderungen der unterschiedlichen Projekte individuell für ihre Arbeit in Einklang bringen und die Termine koordinieren.
Immer mehr ältere ITler
Im IT-Bereich steigt die Zahl der älteren Mitarbeiter: Zwischen 1999 und 2009 stieg der Anteil der über 50-Jährigen von 12 auf 18 Prozent. Gleichzeitig sank der Anteil der 25- bis 39-Jährigen von 56 auf 42 Prozent.
„Angesichts der zunehmenden Intensivierung der Arbeit in dieser Branche ist es fraglich, ob die Beschäftigten ihr Rentenalter schädigungsfrei erreichen werden, wenn sich die Entwicklung so fortsetzt“, sagt Projektleiterin Anja Gerlmaier. Weil die Mitarbeiter immer älter werden, sei es sehr wichtig, bereits in den frühen Erwerbsphasen gesundheitlichen Beeinträchtigungen vorzubeugen.