Die steigende Datenflut ist aus Sicht der Anwender die größte Herausforderung in den Rechenzentren großer Unternehmen. Weltweit größter Treiber für strategischen Wandel ist Business Continuity. In technologischer Hinsicht stehen 2011 Server-Virtualisierung, Konsolidierung von Applikationen und Blade Servers ganz oben auf der Agenda. Das alles geht hervor aus einer Gartner-Studie, die eine weitere verblüffende Information enthält: Deutschland ist offenbar zum globalen Cloud Computing-Champion avanciert.
Insgesamt 47 Prozent der befragten Unternehmen nannten Data Growth als eine der drei wichtigsten Herausforderungen. Die ansteigende Datenfülle landete laut Gartner in allen Ländern außer den USA und Indien auf Platz Eins und rangierte bei Firmen aller Größenordnungen ganz vorne.
Als weitere Top-Herausforderungen im Bereich Hardware-Infrastruktur nannten die Befragten System-Performance und Skalierbarkeit (37 Prozent), Netzwerküberlastung und Konnektivität (36 Prozent), Energie-, Kühlungs- und Raumkosten (33 Prozent) sowie Managementfragen im Rechenzentrum (30 Prozent).
Auf das Datenflut-Problem reagieren die Firmen insbesondere durch Archivierung und Tilgung ihrer Daten. 62 Prozent investieren in diesem Bereich. 54 Prozent der Firmen haben derzeit Projekte zur Datensicherheit am Laufen. Sie wollen sich damit sowohl gegen Hacker als auch gehen Spionage durch eigene Mitarbeiter abschirmen.
Ebenfalls mehr als die Hälfte der Firmen betreibt aktuell Projekte zur Storage-Konsolidierung und im Bereich Storage-Management. Demgegenüber ist Outsourcing zurzeit nur in jedem dritten Rechenzentrum ein Thema.
Kostenkontrolle gewinnt an Bedeutung
Business Continuity und Nutzbarkeit ist in jedem zweiten Rechenzentrum Treiber für strategischen Wandel und behält damit die Spitzenposition. Laut Gartner ist auch dies ein international und im Branchenvergleich vorherrschendes Ergebnis. Besonders ausgeprägt ist diese Prioritätensetzung in Australien, weniger in China, Deutschland und der Gesundheitsbranche.
In 37 Prozent der Firmen weltweit gibt es Initiativen zur Kostenkontrolle. Diese hohe Gewichtung von Cost Containment reflektiert aus Sicht von Gartner insbesondere die Herausforderung durch die zunehmende Datenfülle. Denn diese treibe Kosten für Hardware und Software genauso wie für Wartung, Administration und Services.
Desweiteren wurden als Treiber häufig genannt die Verbesserung von Service Levels und Zufriedenheit der User (36 Prozent) und die Konsolidierung der Infrastruktur (32 Prozent). Überraschenderweise angesichts der beklagten Datenflut gaben nur 28 Prozent an, dass das Erreichen von Kapazitätsgrenzen im Rechenzentrum einen strategischen Wandel erzwinge.
Gespalten in zwei Lager sind die Unternehmen in konzeptueller Hinsicht. Die eine Hälfte behauptet, die Veränderungen in den kommenden Jahren nach einem strategischen Plan anzupacken. Die andere Hälfte bekennt, jedes Projekt einzeln anzugehen. Die Gruppe ist wenigstens ehrlich, folgt man der skeptischen Einschätzung Gartners hinsichtlich der strategischen Reife in den Unternehmen. „In jedem Fall bleibt die Tiefe der Strategie dieser großen Unternehmen unklar“, bemerken die Autoren April Adams und Naveen Mishra. „Nur dass eine Organisation angibt, einem strategischen IT-Ansatz zu folgen, bedeutet nicht, dass die Interdependenzen zwischen Projekten in vollem Umfang verstanden werden. Oder dass die Projekte so integriert werden, dass mehr erreicht wird als die Summe der einzelnen Teile.“
Die Hälfte der Unternehmen hat jedenfalls vor, die Kapazitäten in bestehenden Rechenzentren auszubauen. Knapp 30 Prozent gehen davon, in Bälde neue Zentren errichten zu müssen. Fast ebenso viele wollen via Outsourcing die bestehenden Engpässe überwinden.
In Deutschland virtualisieren vier Fünftel
Auf dem technologischen Investitionsplan bis Ende 2011 steht bei 67 Prozent der Unternehmen die Virtualisierung von Servern. Gartner merkt an, dass in reifen Märkten wie Deutschland sogar 80 Prozent der großen Unternehmen hier aktiv sind. Mehr als die Hälfte der Firmen wollen außerdem Anwendungen konsolidieren oder rationalisieren sowie in Blade Servers und Unified Communications investieren.
Erstaunliches liefert fast schon im Nachklapp der Studie die Frage nach den Cloud-Plänen der Anwender zu Tage. Gartner fragte nach, weil Cloud Computing ja durchaus als Antwort auf die akuten Problemlagen in Rechenzentren denkbar ist. Es zeigte sich, dass derartige Pläne nirgendwo so ausgereift sind wie in Deutschland.
Nur 0,9 Prozent der Befragten aus der Bundesrepublik hatten diesen Begriff noch nie gehört – lediglich in Australien ist die Unkenntnis kleiner. Dafür hat sich in Down Under ein Viertel der Befragten bis 2011 gegen Cloud Computing festgelegt, in Deutschland nur 14 Prozent - so wenige wie nirgends. Bereits in diesem Bereich investiert haben hierzulande knapp 26 Prozent – mehr als irgendwo sonst.
Für die Studie „User Survey Analysis: Key Trends Shaping the Future of Data Center Infrastructure Through 2011“ befragte Gartner 1000 Unternehmen in acht Ländern.