Während Cloud Computing in europäischen Firmen zunehmend Einzug hält, bleibt die Mehrzahl der CIOs skeptisch gegenüber diesem Modell. Elf Prozent tun die Wolke ohnehin als Modeerscheinung ab. 17 Prozent sehen darin eine grundlegende Veränderung, doch die große Mehrheit von 72 Prozent ist noch unentschlossen.
Das hat die Studie "Unleashing the Power of Virtualization 2010" ergeben, für die das Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne im Auftrag von CA IT-Verantwortliche aus 550 Firmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern in 14 europäischen Ländern befragt hat.
Die Umfrage bestätigt, was auch andere Studien schon ergeben haben: Haupteinwand gegen Cloud Computing sind Sicherheitsbedenken der Anwender, die für 27 Prozent eine Rolle spielen - allen voran für Firmen aus dem Finanzsektor. Jeder Fünfte bezeichnet es außerdem als Manko, dass das Vertriebsmodell in großen Unternehmen noch unerprobt sei. Am dritthäufigsten geäußerter Vorbehalt ist, dass für Cloud Computing viel Kontrolle und ein hoher Steuerungsaufwand nötig sei.
Die Unsicherheit und Skepsis gegenüber dem teilweise als riesiger Hype dargestellten Thema zeigt sich konkret an der von den Studienautoren gestellten Frage, ob denn Cloud Computing dasselbe sei wie Outsourcing. Die Hälfte der Befragten antwortete darauf mit Ja.
Deutschen CIOs gefällt Rapid Elasticity
Zwei von drei IT-Chefs sehen ihre Abteilung nicht in der Lage, selbst Cloud-Dienste fürs Unternehmen anzubieten. Als besonders selbstbewusst zeigten sich in dieser Frage die Österreicher, von denen 54 Prozent sich in der Lage sehen, selbst Cloud Computing bereitzustellen. Nach Branchen unterschieden, halten sich am ehesten Betriebe des öffentlichen Sektors dazu für fähig.
Trotz aller Bedenken nutzen CIOs europäischer Unternehmen schon heute Dienste, die sich unter dem Oberbegriff Cloud subsumieren lassen. Sie bewegen sich dabei vor allem in sogenannten internen oder privaten Clouds. Am weitesten verbreitet ist mit 43 Prozent Server-Virtualisierung. Mit einigem Abstand folgen automatisierte Versorgungsprozesse (Provisioning), außerdem Nichtversorgung (De-Provisioning) und dynamische Ressourcen-Zuweisung.
Mögliche Vorteile von Cloud Computing sind für die meisten offenbar keine zwingenden Argumente. Ob breitbandiger Netzwerkzugang, Ressourcen-Pooling oder On-Demand Self-Services: Keiner der Faktoren, die CA und Vanson Bourne abfragten, erreichten europaweit Zustimmungswerte von mehr als 27 Prozent der Teilnehmer. Deutsche IT-Chefs indes finden vor allem den Faktor "Rapid Elasticity" bestechend - also die Möglichkeit, bei außergewöhnlich hohem Bedarf zusätzliche IT-Ressourcen zu nutzen.
Spanier besonders vom Abschwung betroffen
Die Studie fragte auch nach den Auswirkungen der Wirtschaftskrise. 87 Prozent der Firmen wurden demnach vom Abschwung erfasst, 17 Prozent nach eigener Aussage stark. Am schlimmsten traf die Krise spanische Firmen, am wenigsten norwegische.
Viele Firmen mussten im Zuge der Krise ihre Informationstechnik verschlanken. 29 Prozent virtualisierten Server, 24 Prozent setzen seither verstärkt auf Automatisierung. Einige CIOs setzten im Zuge dessen auch auf On-Demand und Desktop-Virtualisierung. 46 Prozent ergriffen allerdings keine dieser Maßnahmen.
Mittlerweile bereitet sich mehr als die Hälfte der IT-Chefs auf einen Aufschwung vor. 72 Prozent glauben, dass wirtschaftliche Belebung sich positiv aufs Geschäft ihres Unternehmens auswirken werde. Dass konkret die IT-Abteilung von einem Aufschwung profitieren kann, erwarten allerdings nur 52 Prozent der Befragten.
CIOs verbringen mehr Zeit in Sitzungen
Verbreitet ist unter den IT-Chefs die Annahme, strategische Belange bekämen in ihrer Arbeit künftig noch mehr Gewicht. Knapp die Hälfte stimmt auch der Aussage zu, künftig werde er wohl noch mehr aus seiner bestehenden Infrastruktur herausholen müssen. Ebenso viele nehmen an, dass sie künftig wohl noch mehr Zeit in Besprechungen verbringen werden als bisher.