Bei der Software-Entwicklung dem Scrum-Ansatz folgen - dafür plädiert Irmgard Küster, Geschäftsführerin Finanzen und IT der Gesellschaft für Einkauf, Verkaufsförderung und Absatz von Gütern (Geva). Dazu sei es aber nötig, dass alle Beteiligten, zum Beispiel Vertrieb, Innendienst, Außendienst und IT, lernten, jeweils die eigene Sprache für die anderen zu übersetzen: "Manche internen Kommunikationswege müssen sich ändern. Das wird dieses Jahr ein großes Thema."
Mit 32 Mitarbeitern, sechs davon in der IT, ist die Geva aus Frechen ein Dienstleister für fast alle, die beruflich mit Getränken zu tun haben. Sie verhandelt für große Hotelketten den Einkauf, berät Hersteller zur Verkaufsförderung und unterstützt ihre 131 Gesellschafter mit Logistik, Sortimentsberatung, Lobbyarbeit - und allerlei IT-Diensten.
"Bisher fahren wir mit unserer eigenentwickelten Software gut, da sie uns große Flexibilität bringt", argumentiert Küster ihre Strategie. Das Scrum-Pilotprojekt drehte sich um ein Software-Tool für das hauseigene Treuhandkontenmodell. Es endete mit einer erfolgreichen Zertifizierung.
Wie Küster einräumt, hat sich die Standardsoftware für die Getränkebranche in letzter Zeit allerdings sehr verbessert - auch was so diffizile Dinge wie Pfand, Rückvergütungen und Subventionen betreffe. Diese Fortschritte möchte die Geschäftsführerin beobachten.
"Technisch wird dieses Jahr eine wichtige Frage sein, wie es für uns mit Oracle Forms weitergeht. Es ist schwierig, hier Entwickler und Nachwuchskräfte zu finden." Überdies steht die Migration der Oracle-Datenbank von Version 10 auf 12 an.
Ihr Rechenzentrum hat die Geva vor vier Jahren virtualisiert, redundant ausgelegt und mit einer Lampertz-Zelle, also einem Hochsicherheitsraum für Server, ausgestattet. Hier besteht kein Änderungsbedarf.
Pläne hat Küster aber für die Personalentwicklung. Sie will "Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Teambildung fördern" sowie in diesem Zusammenhang auch ein Projekt-Controlling einführen. Und wenn sich eine sinnvolle Anbindung an ein Kundeninformationssystem abzeichnet, dürfen die Vertriebs-Außendienstler auf iPads hoffen.
Reden, reden, reden
Mit Business-Prozess-Management (BPM) wird sich Hartmut Willebrand, CIO und Director IT für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei der Aon Holding, im kommenden Jahr ausführlich beschäftigen. Durch größere Prozesstransparenz und einen gewandelten Workflow soll jeder Mitarbeiter auch über den Bearbeitungsstand komplexer Vorgänge jederzeit Auskunft geben können.
Komplexität gibt es bei Aon genug. Das Unternehmen beschäftigt in 120 Ländern rund 65.000 Mitarbeiter, davon 1670 in Deutschland. Sie vermakeln technische Versicherungen und Rückversicherungen, und sie beraten im Risiko-Management. Zu den Kundenbranchen zählen Anlagenbau, Finanzindustrie, Luft- und Raumfahrt sowie Bauwirtschaft. Entsprechend heterogen ist die IT. Und hier greift Willebrand ein: "BPM ist der Klebstoff, um die Systeme zu verbinden und den Datenfluss zu optimieren."
Eine effizientere, standardisiertere IT zwingt die Anwender, sich umzustellen. Das macht Vielen Sorgen. Und dadurch sieht sich der CIO gefordert. Stünden Veränderungen an, müssten die Führungskräfte viel Präsenz zeigen und offene Diskussionen zulassen, sagt er, nicht nur in Meetings, sondern auch in der Kaffeeküche und auf dem Flur: "Reden, reden, reden, und so einfach wie möglich, mit möglichst wenigen Buzzwords. Das ist schwieriger als die Technik, daran habe ich zu knabbern."
Die IT wird sich dieses Jahr auch an standardisierteres Arbeiten gewöhnen müssen: Eingeführt werden sollen die TCO-Betrachtung der IT-Leistungen, ein Servicekatalog und ein globaler Service-Desk, der rund um die Uhr arbeitet. Yammer und Sharepoint sollen die Collaboration erweitern, VoIP die Basis für Telefonie bilden.
Binnen eines Jahres hat Willebrand in Deutschland für 1500 Mitarbeiter Windows XP gegen Windows 7 ausgetauscht und dabei ein Drittel aller sonstigen Softwareprodukte abgeschaltet. Eine ähnliche Bereinigung plant er nun für Österreich und die Schweiz. Aber das Dickicht wird sich auch 2014 nicht für alle Zeit lichten lassen: "Da ständig neue Software in die Welt gelangt, stellt sich das Problem immer wieder neu."
Auch einmal die SAP loben
Steinel-CIO René Heinz will international SAP GTS (Global Trade Services) einführen, ein System für Handels- und Zollprozesse: "Das wird dieses Jahr das technisch anspruchsvollste Projekt, denn an dieser Schnittstelle hängen unsere Spediteure, der Zoll, die externen Kunden und Partner sowie die internen Standorte."
Zudem plant der CIO, die Vertriebsgesellschaften in Österreich, Italien, Frankreich und Dubai auf SAP ERP 6.0 umzustellen. In der Republik Moldau haben er und seine Mannschaft das vor zwei Jahren getan.
Steinel entstand 1959 in einer Garage in Herzebrock-Clarholz.Heute ist das Untenrehmen wohl am meisten für seine Lichtsteuerungs-Sensortechnik bekannt; es sieht sich aber auch bei Heißluftgeräten und Heißklebepistolen als Technologie- und Innovationsführer. Mit seinen mehr als 1300 Mitarbeitern fertigt Steinel ausschließlich in eigenen Werken in Deutschland, Rumänien, Moldau sowie - kundenindividuell - in der Schweiz.
Heinz lobt die SAP, über die er sich früher oft kritisch geäußert habe. Denn der Softwarekonzern öffne sich inzwischen dem Mittelstand: "Wir haben dort einen hervorragenden Ansprechpartner, der auch gerne zu uns ins Haus kommt."
An der SAP-Software schätzt der CIO etwas, das andere bemängeln: "SAP ist ein riesenmächtiges Tool mit entsprechenden Vorteilen und Stärken. Es zwingt uns zu den Strukturen und Formalismen, die wir für unser Wachstum brauchen." Weitere Projekte gelten der Stammdatenqualität, der Sicherheit und dem Kalkulations-Tool "Facton". Letzeres will Heinz bis Ende Juni an allen Standorten ausgerollt haben.
Unternehmenskritische Daten in der Cloud kann sich Heinz bisher nicht vorstellen. Ausgebaut werden sollen hingegen Kanban und Lean Production: "Aber bis wir damit fertig sind, wird es noch zwei, drei Jahre dauern".
Die Steinel-IT ist in der neunköpfigen erweiterten Geschäftsführung vertreten und "nahe am Business", wie Heinz erläutert. In Herzebrock-Clarholz arbeiten elf IT-Mitarbeiter, in der ganzen Steinel-Gruppe sind es 21: "Wir haben in der IT eine hervorragende Stamm-Mannschaft und bilden auch selbst aus." Zurzeit lernen dort drei Auszubildende. Auf Eigenqualifikation will Heinz auch weiter setzen, denn: "Gute Leute sind immer schwer zu finden."
Lernende Organisation
Egmont Foth, Leiter IT und Geschäftsprozess-Management bei der SAG Group, unterscheidet zwischen technischen Projekten und solchen, bei denen es um die Verbesserung der Geschäftsprozesse geht. Erstere betreffen im laufenden Jahr zu einem guten Teil die französischen SAG-Töchter.
Die deutschen Gesellschaften arbeiten seit Anfang 2013 im gemeinsamen SAP-System; das soll 2014 auf Basis des SAG-Standardprozessmodells auch bei Thepault und Vigilec ausgerollt werden. Danach soll die neu erworbene Société Générale des Travaux d'Electricité einen Buchungskreis im SAP-System bekommen. Ein Template beschleunigt solche Einführungen.
Zu den technischen Projekten gehört auch die Zentralisierung von Systemen in den Rechenzentren. Hier setzt SAG, um flexibel zu bleiben, auf Virtualisierung.
Die SAG Group bietet Services und Systeme für Strom-, Gas-, Wasser- und TK-Netze an. Ende 2012 hatte die Gruppe, die Auszubildenden nicht eingerechnet, 7976 Mitarbeiter. Foth stieg im Januar 2012 ein. Die SAP-Einführung in Deutschland und die Standardisierung der IT-Infrastruktur bewertet er als das technisch Schwierigste, das er für SAG geleistet hat.
Für noch anspruchsvoller hält Foth, der der Geschäftsleitung angehört, jedoch das, was ihm nun bevorsteht: "Dieses Jahr wird der Schwerpunkt auf der Optimierung von Geschäftsprozessen liegen. Dazu werden wir Mitarbeiter ausbilden und coachen, damit sie selbständig ihre Prozesse analysieren und kontinuierlich verbessern können." Es wurde ein Schulungskonzept erarbeitet; Ziel ist eine "selbstlernende Organisation".
Keine Angst vor China
"Für unsere internen Anwender sind drei Rollouts die wichtigsten Neuerungen", kündigt Martin Limpert, IT-Leiter des Autoteile-Zulieferers Preh, an: "einer für unseren Anlagenbau, einer im HR-Bereich, einer für die Plant Maintenance". Daneben ist 2014 auch "die permanente Erhöhung der Sicherheit in Applikationen und Infrastruktur" ein Thema für Limperts Abteilung. Sie besteht aus 17 Leuten, von denen 14 für die SAP-Systeme zuständig sind.
1919 gründete Jakob Preh das Unternehmen in Bad Neustadt an der Saale. Fast 70 Jahre lebte es von Radio- und später auch Fernsehtechnik. Erst 1988 stieg Preh in das Geschäft mit der Autoelektronik ein. Heute verbauen Audi, Daimler, Porsche, Volkswagen und andere Branchengrößen Bediensysteme, Sensoren und Steuerungselektronik von Preh. Von den 3370 Mitarbeitern der Preh Gruppe arbeiten 1450 in Bad Neustadt, die anderen produzieren unter anderem in Trofa (Portugal), Monterrey (Mexiko), Brasov (Rumänien) oder Ningbo (China).
Mit der rasanten Internationalisierung hängen drei weitere Vorhaben zusammen: Die SAP-Lösungen der Auslandsgesellschaften sind in die zentralen SAP-Systeme integriert und werden weiter ausgerollt. Zudem "haben wir die EDI-Integration unserer externen Partner und Lieferanten bereits weit vorangetrieben, sind aber noch nicht zufrieden", berichetet Limpert. Drittens ist eine strategische Analyse der HANA Business Suite vorgesehen, die eventuell 2015 an den Start gehen soll.
Seit 2012 ist die chinesische Joyson-Gruppe Alleingesellschafter von Preh. Was sich dadurch an Limperts Arbeit verändert habe? "Bisher nicht viel, da die IT strategisch vorbereitet war."