DREI VIERTEL aller ausgelagerten Mitarbeiter fühlen sich in ihrem neuen Berufsfeld wohler als vorher, behaupten Marktforscher von Coleman Research. Im Kleingedruckten der Studie „Die Auswirkung von Outsourcing auf Mitarbeiter“ taucht der IT-Outsourcer Logica CMG auf, der offensichtlich ein wenig mitgeholfen hat bei der Datenauswertung. Sei’s drum. Die glücklich ausgelagerten Mitarbeiter sind in der Welt.
Sicher beschert den Übertritt zu IBM, CSC und Co. einigen IT-Managern neue Karrierechancen, doch sind das Einzelfälle, die von auslagerfreundlichen CIOs gerne ins Rampenlicht gerückt werden. Wie sonst halten sich – von Pressestellen mühsam dementierte - Gerüchte wie diese: Ein Touristikunternehmen schickte erst den Firmenchef nach Hause und jagte dann die IT aus dem Haus – mitsamt den Mitarbeitern, die zuvor etwa für den Inhouse-Betrieb ihres Help Desks noch einen Award abgesahnt hatten. Menschen und Kultur seien hier kaputt gegangen – Kollegen hätten sich nicht mehr „Guten Tag“ gesagt, heißt es danach. IT-Spezialisten eines Frankfurter Bankhauses seien nach dem Firmenübertritt zum Dienstleister derart unmotiviert zu Werke gegangen, dass das Rechenzentrum still gestanden habe und jetzt auch verschiedene Projekte in Hinsicht auf die Anwendungsentwicklung zur Disposition stünden. Konflikt- Workshops zwischen Outsourcer und Unternehmen sind inzwischen auf der Tagesordnung, um unterschiedliche Welten zusammenzuführen.
Schon im Vorfeld des Outsourcings fällt oft die Klappe bei den Mitarbeitern: Bei welcher Bank warten IT-ler nicht darauf, zum nächsten Schwung derjenigen zu gehören, die künftig „flexibel zuarbeiten“ sollen. Da ist die Bereitschaft, für das Haus mit Engagement zu arbeiten, schon lange gebrochen. Die Herausragenden gehen, die anderen trotzen.
Die Kernkompetenz der IT liegt nun leider nicht darin, Menschen auf bevorstehende Veränderungen vorzubereiten. Es wäre anzuraten, dafür Profis anzuheuern, auch wenn dies Geld kostet – und das sollte ja eigentlich gespart werden. Beispiele gibt es genug, bei denen die Qualität vornehmlich aufgrund menschlicher Enttäuschungen gelitten hat. Immer hat das Unternehmen die Loyalität der Mitarbeiter blind ignoriert.
Loyalität ist Unkenrufen zum Trotz immer noch weit mehr vorhanden, als es sich viele Manager vorstellen können. Als Mechaniker den Blaumann von BMW zu tragen ist etwas anderes, als bei irgendeinem Zulieferer Getriebe zusammenzuschrauben. Dass die Autoindustrie, die derzeit mit Fertigungstiefen von 20 bis 30 Prozent als Commodity-Outsourcer auffällt, nach der Studie eines Fraunhofer Instituts zusammen mit der VW-IT-Tochter Gedas nun die Zielgröße 50 Prozent ausgibt, ist kein Wunder. Die Produktqualität ist wieder an Priorität eins vorgerückt, vor den Kriterien Time-to- Market oder Kosteneinsparungen. Für die Autoindustrie heißt das: Insourcing von 20 bis 30 Prozent der ausgelagerten Ressourcen.
Jetzt also soll das Wissen wieder zurück – mitsamt den Mitarbeitern. Nicht alle Unternehmen sollten nun mit wehenden Fahnen alles wieder zurücksourcen, doch für den Fall, dass dies einmal geschieht, sollten Manager die Loyalität ihrer Mitarbeiter schon einmal vorsorglich nicht mit Füßen treten. Denn ehemals geschasste Mitarbeiter sind teuer.