In Sachen Personalien gab es im ausgehenden Jahr viel zu berichten. Die spannendsten Karriere-Kicks und -Knicks haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Was bei Daimler, Commerzbank und Continental los war
Das erste Quartal 2008 startete mit mehreren spektakulären Meldungen. Im Januar stieg Michael Gorriz zum CIO bei Daimler auf. Er beerbte Sue Unger, die als eine der ersten mächtigen Frauen in der IT bekannt wie ein bunter Hund war. Im Januar 2003 widmete ihr das CIO-Magazin die Titelgeschichte. Sie ging in Rente und für Gorriz, seit Anfang 2000 im Unternehmen und seit 2005 CIO Mercedes-Benz Cars und Vans, ging’s bergauf.
Ebenfalls zu Jahresbeginn wurde Frank Annuscheit zum IT-Vorstand der Commerzbank berufen. Er hatte schon seit 2006 als Group Chief Operating Officer die weltweiten IT-Aktivitäten der Bank verantwortet. Wie sich später im Dezember noch zeigen würde, sollte es für Annuscheit ein bewegtes Jahr werden.
Ein bewegtes erstes Quartal war es beim Hannoveraner Auto-Zulieferer Continental. Das Unternehmen strukturierte die IT um und meldete im März die Funktionen von gleich vier CIOs: Elisabeth Höflich übernahm als CIO Tires die Verantwortung für die Reifendivisionen Pkw und Lkw. Neuer CIO Automotive wurde Guus Dekkers - von ihm sollte später noch zu hören sein. Unverändert bei Continental blieben die Aufgaben von ContiTech-CIO Gerold Bierbrauer und Konzern-CIO Paul Schwefer.
Neues von Linde, Arcandor, Edeka, Credit Suisse, Deutsche Bank und dm
Neuigkeiten gab es im März auch vom Münchner Spezialgase-Hersteller Linde. Ronald Geiger wurde neuer CIO. Er folgte auf Peter Dew, der erst seit Ende 2006 im Haus war, nachdem Linde Dews früheren Arbeitgeber BOC übernommen hatte.
Eisig war der Winter dagegen für Steven-James Stockdale: Er verlor seinen Job als IT-Koordinator beim Essener Konzern Arcandor an Uwe Brückner. Offenbar hatten Zwistigkeiten zu diesem Wechsel geführt. So hatte Stockdale im Mai 2007 erklärt, die IT der Arcandor-Tochter Thomas Cook werde in die EDS-Itellium-Gesellschaft mit eingebracht - woraufhin Thomas Cook dementierte. Aus dem Übergang wurde denn auch nichts.
Die Hamburger Einzelhandelskette Edeka meldete im April den Aufstieg von Markus Mosa zum Vorstands-Chef. Der frühere Finanzvorstand verantwortet auch weiterhin die IT. Mosa folgte auf Alfons Frenk, der sich aus privaten Gründen aus der Firma zurückzog. Sonnige Nachrichten auch für Karl Landert: Er bekam den CIO-Posten bei der Züricher Bank Credit Suisse. Seit 2001 im Unternehmen, war er 2004 zum IT-Leiter aufgestiegen. Der vorige CIO, Tom Sanzone, verließ die Bank.
Im Mai gab es gleich noch eine Bank-Personalie, diesmal von der Deutschen Bank: Clemens Jochum befand nach zehn Jahren in leitender Tätigkeit, es sei Zeit für andere Prioritäten und zog sich ins Privatleben zurück. So ganz kann er das Arbeiten aber nicht lassen, denn er nannte auch das Fortsetzen seiner Lehrtätigkeit an der Frankfurter Uni als künftigen Zeitvertreib. Die Chance für Rolf Riemenschnitter - er folgte Jochum als Group Chief Technology Officer.
Sonnenschein brachte der Mai auch für Erich Harsch. Er stieg beim Drogerie-Filialisten vom Stellvertreter zum Vorsitzenden der Geschäftsführung auf. Er übernahm diese Position vom Firmengründer Götz Werner. Erich Harsch, dem das CIO-Magazin im September 2006 eine Titelgeschichte gewidmet hatte, leitet weiterhin die dm-IT-Tochter Filiadata.
Wechsel bei HypoVereinsbank, Avaloq, Talanx, Bosch Rexroth, Schaeffler, Siemens und Almatis
Der Juni brachte noch mehr turbulente Nachrichten aus der Finanzwelt: Die HypoVereinsbank verlor gleich zwei IT-Macher. Matthias Sohler, als COO auch für IT und Organisation zuständig, wechselte in die Unicredit-Zentrale nach Mailand. Dort betreut er als Mitglied des Global Banking Services Executive Committee die Felder Organisation, Kosten-Management, Einkauf und Real Estate. Er wurde durch Heinz Laber ersetzt, bis dato Personalvorstand. Den Geschäftsführer der IT-Tochter HVB Information Services Klaus Rausch zog es ebenfalls ins Ausland, und zwar in die Schweiz. Er ist nun Chief Technology Officer beim Standard-Banking-Software-Anbieter Avaloq. Klaus Rausch war im April 2007 Titelheld des CIO-Magazins.
Dem Hannoveraner Versicherungskonzern Talanx kehrte IT-Vorstand Werner Dettmer den Rücken. Es hatte "unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung" des Konzerns gegeben. Sein Nachfolger wurde Thomas Noth. Der wiederum hatte seinen vorigen Arbeitgeber, den Sparkassengruppen-Dienstleister Finanz-IT, nach Querelen verlassen.
Branchenwechsel für Michael Nilles: Der CIO vom Technologie-Konzern Bosch Rexroth wechselte im Juni zum Autozulieferer Schaeffler. Dort ist er als CIO "in erweiterter Funktion im Prozess- und Informationsmanagement tätig".
Im Juli erblühten bei Siemens gleich drei Sektoren-CIOs: Jürgen Webs erhielt Healthcare, Helmuth Deißenberger Industry und Christy Woodruff Energy. Alle drei berichten an ihren jeweiligen Chief Financial Officer. Corporate-CIO ist Norbert Kleinjohann.
Der Spezialwerkstoff-Hersteller Almatis vermeldete im Juli einen Rückkehrer: Henning Stams nahm seinen CIO-Sessel wieder ein. Dort hatte er schon von 2004 bis 2006 gesessen, bevor er sich für ein Zwischenspiel beim Aluminiumproduzenten Alcoa verabschiedete.
Bewegung beim Land Hessen, Airbus, Deloitte & Touch, ERGO, Bitmarck, Plus, Telekom und Loyalty Partners
Im Bundesland Hessen schien die Luft zu brennen: Landes-CIO Harald Lemke wurde in den einstweiligen Ruhestand geschickt. Statt seiner ernannten die Politiker Horst Westerfeld zum Bevollmächtigten für E-Government und Informationstechnologie. Über die Gründe dafür schwieg sich die Staatskanzlei in Wiesbaden aus. Harald Lemke sagte gegenüber CIO, er werde nun den Wechsel von einer Person des öffentlichen Lebens zu einer Privatperson vollziehen. Mittlerweile ist er für McKinsey unterwegs.
Überraschende Neuigkeiten im September von Guus Dekkers: Nach einem kurzen Auftritt als CIO Automotive bei Continental, wie im März gemeldet, fing er im Sommer als Konzern-CIO bei Airbus in Tolouse an. Er ist damit der erste Konzern-CIO seit drei Jahren.
Zum Wechsel entschloss sich auch Carsten Nolte: Nach zehn Jahren Arbeit als CIO bei Deloitte & Touche fing er als IT-Leiter beim Düsseldorfer Konzern ERGO an. Dort berichtet er an IT-Vorstand Bettina Anders.
Neues von der Holding des Bitmarck-Konzerns, die erstmals eine Konzernführung benannte. Andreas Strausfeld, oberster IT-Entscheider der Hamburger Krankenkasse DAK, übernahm die Position des CTOs der Holding und damit die Verantwortung für Architektur, Produkt-Management und IT-Sicherheit. Bei der Wahl zum CIO des Jahres 2008 holte sich Strausfeld den zweiten Platz.
Schließlich hielt der September noch zwei Abgänge bereit: Christoph Grewe-Franze, bis dahin CIO beim Lebensmitteldiscounter Plus, wurde nach Freigabe der Fusion mit Netto freigestellt. Und Andreas Kindt, der 18 Jahre lang für die Telekom gearbeitet hatte und seit 2006 dem IT-Bereich bei T-Home vorstand, wechselte zum neu gegründeten IT-Unternehmen Loyalty Partner Solutions.
Personalien bei RWE, Bayer, Modalis, Philips, DB Systel, Telekom und Allianz
Im November meldete der Energie-Riese RWE einen Heimkehrer: Chittur Ramakrishnan ist nun wieder CIO. Das war er schon bis Ende 2006. Damals wurde er aber zum Vorstandschef der RWE Systems berufen. Zu dieser gehört die IT GmbH, in die der Konzern Mitte des Jahres 2008 das Group Corporate Information Office überführt hat. Damit verantwortet Ramakrishnan wieder die Konzern-IT. Er folgt auf Detelf Ruland, der ihn im Dezember 2006 abgelöst hatte.
Statt stiller Zeit krachte im Dezember die Meldung ins Haus, daß Andreas Resch den Bayer-Konzern verlässt. Fünf Jahre hat er dort als CIO gearbeitet. Erst vor wenigen Wochen hat er als einziger Deutscher einen Platz in der Hall of Fame unserer US-Schwesterpublikation CIO.com bekommen. 2007 war er einer unserer CIOs des Jahres. Zu Anfang 2009 wurde Resch in den Vorstand des Berliner Beraters Modalis Management berufen. Neuer Bayer-CIO wird Daniel Hartert, zuvor CEO Imaging Systems für Philips Healthcare in Boston/USA.
Auch die Deutsche Bahn verlor einen IT-Entscheider: Robert Simmeth, Geschäftsführer von DB Systel, geht. Wohin, ist nicht bekannt. Sein Nachfolger ist Detlef Exner. Er verantwortet derzeit als Geschäftsführer das Ressort Informationstechnologie bei DB Systel, das er auch in Personalunion weiterführen wird.
Ebenfalls keine vorweihnachtliche Ruhe gönnte sich die Telekom. Nach diversen Datenschutz-Pannen berief das Unternehmen Manfred Balz zum ersten Datenschutz-Vorstand. Er soll 500 Mitarbeiter bekommen und künftig einmal jährlich einen Datenschutz-Bericht erstellen.
2009: Das fängt ja gut an
Mit Schwung ins neue Jahr starten Kurt Servatius, Martin Elspermann und Markus T. Müller. Sie haben neue Aufgaben bei der Allianz übernommen. Servatius, bisher als COO IT-Chef der Konzerntochter Allianz Shared Infrastructure Services (Asic), steuert jetzt alle internationalen E-Human-Ressources-Projekte der Gruppe. Martin Elspermann ist sein Nachfolger. Er berichtet an Markus T. Müller, den neuen Asic-Chef.
Aussichten für Axel Springer, Otto Versand und Adidas
Bis Thomas Tribius seinen neuen Job antritt, vergehen noch ein paar Monate: Er wechselt von Axel Springer zu Otto. Ab April wird er als CIO bei dem Versandhaus antreten. Seine Nachfolge beim Springer-Verlag teilen sich künftig Rainer Altenbernd und Jens Güthoff.
Der Jahresbeginn bedeutet für Gerben Otter ein Ende: Nach acht Jahren als weltweiter IT-Chef kehrt er Adidas den Rücken. Wie es heißt, aus persönlichen Gründen. Bei Adidas soll man überrascht gewesen sein.
Sicher nicht die letzte Überraschung im Jahr 2009.
Für alle Aufsteiger, die nicht genannt wurden: Dieser Rückblick erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.