Wäre die IT des Volkswagen-Konzerns ein Auto, müsste das ein stabiler Laster sein, der sich einiges aufladen und trotzdem wie ein superschneller Flitzer durchstarten kann. Denn nach den Worten von CIO und Executive Vice President Klaus Hardy Mühleck richten sich große Erwartungen an die IT als Wachstumstreiber. So soll die Marke VW nach den Zielen der "Wachstumsstrategie 2018" den Absatz binnen einer Dekade von 3,67 Millionen auf 6,6 Millionen Fahrzeuge steigern. Das erklärte Mühleck auf einer IT-Leiter-Tagung in Dresden.
Für die Konzern-IT heißt das: Sie soll den Software-Einsatz weltweit steuern und die Arbeitsteilung zwischen zentralen und lokalen Rechenzentren steuern. Dafür wurden in Dresden die Strategien der Marken Volkswagen, Audi, Seat, Skoda, Bentley, Bugatti, Lamborghini und Volkswagen Nutzfahrzeuge sowie der Financial Services aufeinander abgestimmt. Die IT-Manager wollen für Systeme, Hard- und Software einheitliche Standards schaffen.
Wann ein konzernweit standardisiertes Unternehmen Volkswagen zu erwarten ist, darüber legt man sich nicht fest. Mühleck: "Die Umsetzung ist ein Prozess, der Jahre in Anspruch ninmmt. In Dresden haben wir diesen Weg bestätigt und uns weiter auf Standardisierung fokussiert."
Die Relevanz der IT für einen heutigen Autobauer lässt sich am Beispiel der sogenannten digitalen Fabrik nachvollziehen. Bevor die Fließbänder rollen, entwickeln IT-Spezialisten den neuen Golf am Bildschirm, um den Einbau der Fahrzeugteile zu optimieren. Außerdem können sie spätere Arbeitsabläufe an der Montagelinie erproben.
Das kann nicht jeder IT-ler. Und so klingen die Pläne des Konzerns in Sachen Personalentwicklung zunächst paradox: VW will neue IT-Fachleute einstellen und das IT-Team ständig weiterentwickeln und qualifizieren - gleichzeitig aber die Kosten gering halten.
Klaus Hardy Mühleck will die IT-Kostenführerschaft in der Autobranche halten
Mühleck pocht gern auf seine Rolle als Kostenführer in der Branche und gibt die IT-Ausgaben für 2007 mit 0,9 Prozent vom Umsatz an. Aus Unternehmenssicht löst sich der Widerspruch auf - zwar werden die Personalkosten absolut gesehen steigen, aber wegen des erhofften Umsatzwachstums dürften sie relativ gesehen nicht nach oben gehen. Der Volkswagen-CIO sagt: "Auf längere Sicht muss es sich rechnen. Ich kann deshalb nicht sagen, wir halten jedes Jahr die IT-Kosten stabil. Wir wollen aber weiterhin die Kostenführerschaft behalten. Das ist ein Wettbewerbsvorteil."
Die digitale Fabrik dient als Vorzeige-Projekt für die neue Standardisierungs-Strategie: Das Konzern-Produktdaten-Management (PDM) wird sukzessive aufgebaut, damit diese Daten die Grundlage des Autobaus am Bildschirm liefern.
Ein weiterer Punkt von Mühlecks Plan ist eine möglichst starke Zentralisierung der IT. Der CIO will die Verfügbarkeit von Daten, Rechnerleistung und Übertragungskapazität steigern und gleichzeitig die Kosten senken. In Deutschland steht ein zentrales Rechenzentrum, Asien und Amerika haben regionale Data Center.
Zentrale Steuerung ist auch das Stichwort für die Versorgung mit Software: Die Konzern-IT wird künftig Anwendungen zu Großabnehmerkonditionen einkaufen und den Standorten nach dem Modell Software as a Service anbieten.
Die Grundsatz-Diskussion in der Branche, ob zu viel Zentralisierung zu Entmachtungsgefühlen und damit zu Frust bei den regionalen IT-Verantwortlichen führen könne, scheint bei Volkswagen keine roten Ampeln aufleuchten zu lassen. Schließlich ist es ja der verantwortungsvolle Job der operativen IT-Leiter, für Verfügbarkeit zu sorgen.