"Die Nachbeben der Finanzkrise werden langsam schwächer, doch die Konsequenzen für das Bankgeschäft bleiben." Diese Einschätzung geben der Hamburger Berater Steria Mummert und das F.A.Z.-Institut in ihrem Branchenkompass Kreditinstitute 2010 ab. Die Autoren haben 100 Entscheider befragt und stellen fest, dass sich der Investitionsstau auflöst. Dennoch sehen Banken ihre Zukunft nüchtern.
In Sachen IT heißt das: Banken wollen künftig stärker auf Standard-Software setzen. Zumindest stimmen 91 Prozent der Befragten dieser Aussage zu. 67 Prozent erklären außerdem, dass kleine Banken bei IT und Prozessen verstärkt mit großen Instituten kooperieren werden.
Die Autoren des Branchenkompass sehen diese Entwicklung nicht zuletzt in der zunehmenden Regulierung begründet. Aktuelles Thema sind die kommenden strengeren Eigenkapitalvorschriften unter dem Stichwort "Basel III".
Bricht man das auf einzelne Bereiche herunter, zeigen sich folgende Ergebnisse: Knapp zwei von drei Entscheidern (65 Prozent) wollen in die Überprüfung von IT-Governance und IT-Security investieren. 58 Prozent planen außerdem, alle Risiko-Management-Systeme auf einer Plattform zu integrieren.
64 Prozent der Befragten setzen kurzfristig - bis 2013 - Investitionen in Workflow-Management-Systeme auf ihre Agenda. In der Vorjahresbefragung waren es mit 50 Prozent noch deutlich weniger.
Weiter stehen in den kommenden zwei bis drei Jahren Standard-Software im Kernbankensystem (54 Prozent), elektronische Kreditkarten (53 Prozent) und Service-orientierte Architekturen (SOA) mit 48 Prozent bis 2013 im Fokus. Es folgen IT-Applikations-Management (44 Prozent) und automatische Kreditabwicklung (38 Prozent) sowie automatischer Zahlungsverkehr (37 Prozent).
SOA wichtiger als Cloud
Damit rangiert SOA noch vor Software as a Service (SaaS) und Cloud Computing. Diese Punkte haben nur jeweils 15 Prozent der Banken auf der Liste.
Was den Vertrieb angeht, so wollen 57 Prozent der Entscheider in Internet-Banking investieren. Die klassische Filiale kommt immerhin auf 46 Prozent der Nennungen und liegt damit vor Mobile Banking mit 40 Prozent. Stichwort Filiale: Die Befragten erwarten generell, dass sich physische Geschäftsstellen spezialisieren und es für verschiedene Zielgruppen künftig unterschiedliche Filialtypen geben wird.
Die Befragten sprechen Web 2.0 durchaus Bedeutung zu, gleichzeitig melden viele von ihnen Sicherheitsbedenken an. 77 Prozent nennen allgemein Risiken des Datenschutzes. 68 Prozent fürchten eine Verstärkung negativer Informationen. 58 Prozent bezweifeln, Feedbacks ausreichend verarbeiten zu können.
Insgesamt 47 Prozent assoziieren Social Banking mit Kontrollverlust. Andererseits sieht jeder Dritte in der Nichtteilnahme an Web 2.0 ebenfalls ein Risiko.
Jeder Fünfte will eigene Web-Communities einrichten
57 Prozent der Studienteilnehmer erklären denn auch, zumindest bis 2013 nicht in Web 2.0-Angebote investieren zu wollen. 32 Prozent planen dagegen Engagements in beruflichen sozialen Netzen wie Xing oder LinkedIn. 23 Prozent nennen zudem private Netze wie Facebook. Jeder Fünfte will eigene Communities und Mitmach-Plattformen einrichten.
Fast jeder Vierte (23 Prozent) glaubt, Smartphone-Apps würden das Bankgeschäft ebenso stark verändern wie das Internet. Wer auf solche Apps setzt, lässt vor allem Geld in Anwendungen zur Kundenkommunikation fließen. Banking-Apps für Banktransaktionen stehen an zweiter Stelle.