Ein altes Fachwerkhaus im kleinen fränkischen Ort Buttenheim bei Bamberg, die Decken sind tief, der Holzboden knarzt. Diese Stube hat viel mit einem der berühmtesten Kleidungsstücke der Welt zu tun. Hier wurde Levi Strauss geboren, der Mann, der vor 150 Jahren in den USA ein Patent auf vernietete Arbeitshosen anmeldete. Vom Sohn eines ärmlichen jüdischen Wanderkaufmanns aus Oberfranken zum erfolgreichen Geschäftsmann im US-amerikanischen Westen - es ist eine vielfach erzählte und auch immer wieder faszinierende Geschichte. Und sie beginnt eben hier in der Stube in Buttenheim.
Als Mitglied einer jüdischen Landgemeinde hatte es die Familie Strauss nicht leicht, sie hatte kaum berufliche Möglichkeiten. Viele Juden wanderten zu der Zeit in die USA aus. So auch die älteren Geschwister von Levi Strauss, der damals noch Löb hieß. Später folgten die Mutter und die jüngeren Geschwister. Im Jahr 1848 kamen sie in den USA an - "vom beschaulichen Buttenheim" ins Gewusel New Yorks, wie Tanja Roppelt, Chefin des Buttenheimer Levi-Strauss-Museums, sagt.
Die Familie betrieb dort erfolgreich einen Textil-Großhandel. Als sich die Nachrichten von Goldfunden im Westen der USA häuften, ging Levi nach San Francisco, um dort eine Niederlassung zu gründen. Zusammen mit dem Schneider Jacob Davis schließlich meldete Strauss am 20. Mai vor 150 Jahren ein Patent auf vernietete Hosen an, es ist die Geburtsstunde der berühmten Marke "Levi's".
Über Levi Strauss, dem Mann hinter der Erfolgsgeschichte, ist so viel gar nicht bekannt. Denn 1906, bei einem schweren Erdbeben in San Francisco, wurden auch Firmengebäude und viele Dokumente zerstört. "Sehr viel weiß man deshalb nicht über ihn", sagt Roppelt. Fair sei er gewesen, habe viel Geld für wohltätige Zwecke gegeben. Vor allem Bildung sei ihm wichtig gewesen. Stipendien, die er stiftete, seien bereits damals zur Hälfte an Frauen gegangen.
Jens als fester Bestandteil im Alltag
Wie es mit der Jeans weiterging, das weiß man dagegen sehr genau, fehlt sie doch heute in keinem Kleiderschrank - schon Babys tragen sie, Teenager sowieso. In Büros oder Behörden gehört die Jeans inzwischen zum akzeptierten Outfit. Und wenn das britische Thronfolgerpaar William und Kate auf offiziellen Fotos lässig in Jeans posiert, wird das zwar thematisiert, aber eher als sympathisch denn als royaler Stilbruch empfunden. Modemagazine schreiben regelmäßig darüber, ob der Bund in der Saison extra tief sitzen soll oder das Bein bequem weit ("Extra-Wide-Leg") geschnitten sein darf.
Die Arbeitshose wurde irgendwann zum gefragten Kleidungsstück auch außerhalb der Goldgräber-Städte. In den 1930er Jahren präsentierte die "Vogue" die erste Damen-Jeans. "Dann war der Siegeszug nicht mehr aufzuhalten", sagt Roppelt. "Zeitlos" sei so eine Jeans. Stile in der Mode änderten sich schnell. Aber die Jeans bleibe.
Dauerbrenner Jeansstoff
So sieht man das auch beim Modeverband Deutschland: "Jeans ist und bleibt der Stoff, aus dem Modeträume sind", sagt Sprecherin Tanja Croonen. "In all seinen Variationen, Schnitten und Styles ist Jeans seit seiner Erfindung und Patentanmeldung im Jahre 1873 nie aus der Mode gekommen." In fast jeder Kollektion der Hersteller seien Jeans-Stoffe zu finden und würden von den Kundinnen und Kunden "geliebt und gekauft". Jeansstoff sei ein Dauerbrenner unter den Materialien und werde weltweit nachgefragt und produziert.
Die Bedeutung der Jeans steige aktuell wieder, hat Carl Tillessen vom Deutschen Mode-Institut (DMI) beobachtet. Sei es zuletzt um das Thema Jeans fast ein wenig langweilig geworden und habe man eher auf klassische Schnitte gesetzt, so feierten jetzt die 90er Jahre ein Comeback - und Jeans sei der Stoff, aus dem "alles Mögliche" entstehe: "Kleid, Cargohose, Rock, Mantel". Auch bei den Waschungen dürfe es extremer zugehen. Und ein komplettes Outfit aus Jeans? Total angesagt inzwischen, während vor einiger Zeit nur ein Teil des Outfits aus Jeansstoff bestehen sollte. Als "weltweiter Impulsgeber für Innovationen im Denim-Bereich" gelte derzeit der Designer Glenn Martens (Diesel, Y/Project), sagt Tillessen.
Auch bei den Debatten um Nachhaltigkeit und Upcycling spiele Denim eine wichtige Rolle. Bei keinem anderem Produkt gebe es so eine große Menge an homogenem Stoff, der wiederverwendet werden könne. Es gebe eine "unfassbare Menge" an gebrauchten Jeans, die man zerschneiden und neu zusammensetzen könne.
Zurück nach Buttenheim, wo sich rund um die Stuben mit den niederen Decken ein Museum rund um Levi Strauss und die Jeans der Marke etabliert hat. Sogar standesamtlich heiraten könne man im Levi-Strauss-Museum, sagt Tanja Roppelt: "Manche Paare kommen sogar in Jeans." (dpa/rs)