Der Kleidungs- und Umgangsstil im Business ist lockerer geworden. Aber Freiheit ist für viele auch Verunsicherung. Zwei Expertinnen geben Orientierung.
"Wie spreche ich Menschen richtig an? Darf ich wirklich alle duzen?", das sind zwei Fragen, die Christina Tabernig und Anke Quittschau derzeit häufig von der jungen Generation hören, die frisch im Berufsleben startet. Die Gründerinnen der Agentur korrekt! sind Expertinnen in Sachen Business-Knigge und beraten Unternehmen bezüglich angemessener Umgangsformen. "Und selbst wenn in einem Unternehmen die Duzkultur herrscht, heißt das noch lange nicht, dass man auch die Kunden duzen kann", merkt Quittschau an. Die beiden sind zu Gast in der neuen Episode von "Tech Talk - Voice of Digital", dem Podcast von COMPUTERWOCHE, CIO-Magazin und CSO online.
Sneakers zum Anzug
Neben den Umgangsformen in Ansprache und Kommunikation gibt es ein weiteres großes Thema, das viele umtreibt: Dresscodes. "In Zeiten von 'alles geht' sind viele sehr verunsichert, was denn jetzt im Job angemessen ist", sagt Tabernig. Das betrifft nicht nur die jungen Menschen, die durch Corona ihren ersten Job oft im Home Office angetreten haben und erst jetzt zum ersten Mal vor Ort im Büro sein müssen. Auch diejenigen mit mehr Berufserfahrung stehen häufig ratlos da, denn viele frühere Konventionen haben sich gewandelt. So haben einige die inzwischen fast obsolete Krawatte vielleicht als zu streng oder spießig empfunden, aber sie gab auch Halt.
"Dafür scheint heute nichts mehr ohne Sneakers zum Anzug zu gehen", lacht Tabernig. Und was gilt für die Damen? "Von Animal-Print und zu tiefen Ausschnitten raten wir ab", ergänzt Quittschau. Wobei nichts wirklich verboten sei, aber sich jeder und jede bewusst sein sollte, welche Signale man sendet.
Future Skills
Tabernig und Quittschau sind gefragte Rednerinnen und Autorinnen zum Thema Business-Knigge. Gerade haben sie ihr neuestes Buch "Future Skills" im E-Book-Format herausgegeben. Darin geben sie Orientierung in allen Berufs-Lebenslagen von Dresscodes über Small Talk bis Schreibstil, aber auch zu Themen wie Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit.
Wenn Sie mehr dazu wissen wollen - was sich hinter dem Dresscode "Business Casual" heute verbirgt, welche Empfehlungen die Expertinnen für angemessene Kleidung im Home Office haben und was es mit dem häufig falsch gesetzten Komma in vielen E-Mails auf sich hat - dann hören Sie gerne in unseren Podcast rein.
Die häufigsten Kleidungsfehler von Männern
Farben und Muster Ein kariertes Sakko mit Pünktchen-Hemd? Very stylish - wenn Sie in der Modebranche arbeiten. Merken Sie sich in puncto Farben und Muster: "weniger ist mehr". Eine weitere Faustregel lautet: das Muster der Krawatte sollte stärker sein als das des Hemdes.
Das Sakko Hier hat sich jemand redlich bemüht, immerhin hat der Herr ein Sakko angezogen. Die schlechte Nachricht ist jedoch: Das T-Shirt geht gar nicht! Ein Hemd wäre hier angebrachter. Übrigens: Jeans und Sakko gelten nicht als "Business casual". Dann lieber zur Cordhose greifen.
Im Stehen ... ... sollte das Sakko NIE offen sein.
Die Ärmellänge Wo wir schon beim Sakko sind: Die Ärmel sollten nicht länger als Hemdsärmel sein. Achten Sie darauf, dass die Ärmel des Hemdes immer ein bis zwei Zentimeter länger sind als die des Sakkos.
Die Hemdtasche Sind Sie Handwerker? Oder warum stopfen Sie sich die Hemdtasche so voll? Die Hemdtasche ist reine Zierde und sollte nicht benutzt werden. Weder der persönliche Stift noch das dicke Handy oder die Zigarettenschachtel gehören hier hinein.
Die Armbanduhr Achten Sie auf Ihre Wirkung: Eine teure Markenuhr kann zwar ein schönes Smalltalk-Thema sein, aber eben nur "kann". Dafür sollte man den Gesprächspartner und seine Interessen gut kennen. Die Uhr kann (genau wie bestimmte Autos) auch Neid auslösen. Beim Erstkontakt also am besten eine dezente Variante wählen.
Das Uhrenarmband Gummiarmbänder mögen modisch sein, sind aber im Business-Umfeld nicht angebracht. Greifen Sie lieber zum klassischen Lederarmband. Merke: An den Uhren sollte man nicht das Hobby ablesen können. Taucheruhren mit Kautschukarmbändern bitte nur in der Freizeit, nicht zum Anzug.
Die Schuhe Nichts ruiniert Ihr Outfit schneller, als ein stilloser oder vernachlässigter Schuh. Achten Sie auf jeden Fall auch auf die Sohle! Eine abgelatschte Gummisohle wie hier im Bild runiniert den Gesamteindruck. Faustregel: Ein Schuh zum Anzug hat immer eine Ledersohle.
Schwarz und Braun An diese Farbkombination sollten Sie sich nur wagen, wenn Sie gebürtiger Italiener sind. Die kriegen das tatsächlich elegant hin. Für alle anderen gilt: Schwarz und Braun passen leider gar nicht zusammen. Was dagegen schon geht: Braune Schuhe zu dunkelblauen, grauen oder beigefarbenen Anzügen.
Die Socken Achten Sie auf die Details: Zum einen sollten Sie Ihre Socken immer auf den Anzug abstimmen, zum anderen müssen die Socken lang genug sein. Nackte Waden und weiße Socken sind nur im Sport erlaubt.
Krawattenlänge So schlampig wie auf dem Bild geht gar nicht. Achten Sie also beim Krawattenbinden auf die richtige Länge.
Die Krawatte Bravo, so sieht es doch gleich viel eleganter aus. Die Krawatte reicht bis zur Gürtelschließe, so soll es sein.
Der Bart Lässig und leger? Überlegen Sie, welchen Eindruck Sie im Geschäftsleben hinterlassen wollen. Nicht jedem steht der Bart so gut wie George Clooney.