Noch immer leiden die IT-Abteilungen großer Unternehmen unter der Wirtschaftskrise. Die Budgets sinken, und in der Folge bleiben Mitarbeiter und wichtige IT-Projekte auf der Strecke. Das ist das Ergebnis der "Enterprise IT Services"-Studie von Forrester, für die das Unternehmen Anfang des Jahres knapp 1000 IT-Verantwortliche in Europa und Nordamerika befragt hat.
Betroffen von der Krise sind alle, am härtesten aber trifft es die Briten. Hier gaben zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) sinkende Ausgaben zu Protokoll, nur sechs Prozent berichten von steigenden Budgets. In den USA planen 59 Prozent kürzere Einkaufslisten, in Deutschland gar nur eine Minderheit von 46 Prozent. Hier beträgt die Quote derer, die mehr Ausgaben für die IT einplanen, 19 Prozent, soviel wie nirgendwo anders.
Wiewohl alle Industrien von Kürzungen betroffen sind, müssen die Medien sowie die Unterhaltungs- und Freizeitindustrie die größten Rückschläge hinnehmen. Hier erwarten 69 Prozent sinkende Geldmengen. Einen Silberstreif gibt es aber auch: Fast ein Viertel der öffentlichen Hände (23 Prozent) erwarten Aufschläge aufs Budget, weil Förderprogramme der Regierungen nun ihre Wirkung entfalten. Allerdings erwarten auch hier 45 Prozent einen Rückgang der Haushaltsmittel.
Gefragt nach den Auswegen aus der Krise, setzen die meisten befragten Unternehmen auf einen Abbau von Personal. Drei von vier Unternehmen (72 Prozent) haben einen Einstellungsstopp beschlossen. Mit 46 Prozent fast die Hälfte hat zudem bereits Personal entlassen, um auf die Krise zu reagieren. Zwei Drittel (66 Prozent) reduzieren außerdem ihre Berater- oder Service-Verträge. Das unterscheidet Forrester zufolge die aktuelle Situation von der Rezession kurz nach der Jahrtausendwende, wo Outsourcing- und Offshoring-Provider antizyklisch noch von der Krise profitieren konnten.
Infrastruktur-Services sind unterschiedlich von der Krise betroffen: Desktop-Management- und Mainframe-Services rangieren chancenlos am Ende der Skala. Virtual-Hosting-Angebote mit 18 Prozent Nachfrage stoßen dagegen schon eher auf das Interesse der IT-Verantwortlichen.
Nachfrage nach Managed Hosting wächst
Ebenfalls zu den Wachstumsbranchen zählen Managed Hosting-Services, wo immerhin sechs Prozent der Befragten Zuwächse vermuten. Das Auslagern von Applikations-Wartung und Support-Services ist ebenfalls in der Krise angestiegen, von 27 Prozent im Jahr 2008 auf 38 Prozent in diesem Jahr.
Zudem zeigen 18 Prozent der Unternehmen Interesse an Outsourcing on demand und Software as a Service (Saas), noch mehr (36 Prozent) praktizieren das bereits oder planen es für die nächsten zwölf Monate.
Wenn trotz des insgesamt rückläufigen Volumens Berater engagiert werden, dann zu allermeist für Sicherheitsfragen. 43 Prozent der Befragten haben einen solches Projekt laufen oder planen eins in den kommenden Monaten.
Auf Platz zwei folgen mit 32 Prozent Virtualisierungsprojekte, während die Nachfrage nach Green-IT sinkt. Gerade einmal noch zwölf Prozent kümmern sich um den Energieverbrauch ihrer IT-Anlagen, im Vergleich zu 32 Prozent im Jahr 2008.
Unternehmen wollen Projektausgaben deckeln
Eine weitere Möglichkeit Kosten zu senken, sehen Unternehmen darin, die Ausgaben für Projekte zu deckeln. Stattliche 78 Prozent der Befragten wollen ihre Zahlungen an Vertragspartner und Berater kappen. Offshore-Services sind Forrester zufolge davon am wenigsten betroffen; allerdings ist hier auch der Anteil am kleinsten, der mit einer Erhöhung der Bezüge rechnen kann.
Signfikant ist auch der Wunsch vieler Unternehmen, statt einer Single-Provider-Strategie auf mehrere Dienstleistern zu setzen: Mit 77 Prozent sprachen sich mehr als drei Viertel dafür aus, weitere zwölf Prozent praktizieren diese Multi-Vendor-Strategie bereits.
Die Kürzungen bei den Partnern bedeuten der Forrester-Umfrage aber nicht, dass die Auftraggeber unzufrieden mit den Leistungen ihrer Lieferanten sind. Im Gegenteil: 86 Prozent der Befragten sind mit den Beratern "zufrieden" oder "sehr zufrieden". System-Integratoren und Projektarbeiter folgen mit je 84 Prozent Zustimmung auf den Plätzen. Die größte Unzufriedenheit äußerten die Unternehmen über Offshore-Dienste: Hier war die Rate der Kritiker mit 30 Prozent am höchsten.
Ungeachtet der hohen Sympathiewerte stehen die Verträge bei einer Mehrheit der IT-Verantwortlichen auf dem Prüfstand: 78 Prozent wünschen sich Neuverhandlungen über Servicekosten, 35 Prozent wollen einen Umstieg auf Festpreismodelle und eine qualifizierte Minderheit von 33 Prozent möchte die ausgelagerten Dienste zurück ins Unternehmen holen.