Ob intelligente Roboter den Menschen überholen, diese Frage stellt sich für Kabarettist Vince Ebert nicht mehr. "Wieso, Kalifornien wurde doch schon acht Jahre lang von einem Terminator regiert", schmettert er in den Raum. Das Publikum quietscht vor Lachen - wenn auch manche Stimmen ein wenig rau und übernächtigt klingen. Es war ein langer Abend gestern, bei der Preisverleihung zum "CIO des Jahres 2017" im Hotel Bayerischer Hof in München.
Jetzt, beim Business-Frühstück am nächsten Morgen, diskutiert die Community nochmal über die Sieger-Projekte. Kabarettist Vince Ebert - von der Ausbildung her eigentlich Physiker und damit laut eigenen Worten der dritte Physiker in Deutschland nach Angela Merkel und Oskar Lafontaine, der sein Geld mit Kabarett verdient - sorgt für die nötige Leichtigkeit.
In Fachbereiche und Filialen gehen
Leichtigkeit ist das Stichwort, das Antje König, drittplatzierte "CIO des Jahres" in der Kategorie Großunternehmen, gerne aufnimmt. Die CIO der Drogeriemarktkette Rossmann ist eine, die "gerne mal macht, statt nur drüber zu reden". Vor rund drei Jahren startete sie ihr Projekt zur agilen Transformation. Wichtig sind ihr die Werte, die sie mit dem Stichwort agil verbindet: Mut, Offenheit, Transparenz. Im Arbeitsalltag hieß das für ihre Mitarbeiter zunächst einmal, beispielsweise in die Fachbereiche und Filialen zu gehen. "Hier ist die IT und da der Rest der Welt, so etwas gab es bei Rossmann noch nie", betont König.
Vernetzung und Realtime mit iPods
Die Mitarbeiter in den Filialen sind etwa die Hälfte der Zeit mit dem Handling der Produkte beschäftigt, also mit dem Einräumen in die Regale zum Beispiel. Früher brauchten sie dazu ein großes, unpraktisches Gerät zum Scannen. "So einen alten Knochen", erinnert sich die CIO. Jetzt kann schon ein Teil der Kollegen mit kleinen, handlichen iPods arbeiten. "Da gab es zunächst Bedenken, weil das eine Consumer-Technologie ist", sagt König.
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Sie zielt mit den iPods auch auf Vernetzung und Realtime-Daten ab, was mit den alten Geräten nicht möglich war. Bei dem mussten die Daten jeden Abend "abgeholt" werden. Doch das wichtigste ist für die CIO: "Den Kolleginnen und Kollegen in den Filialen macht die Arbeit Spaß!"
Arbeitsplatz der Zukunft bei Bosch
An die Belegschaft - in und außerhalb der IT - denkt auch Elmar Pritsch, CIO bei der Robert Bosch GmbH und diesjähriger Sieger in der Kategorie Großunternehmen. Von Anfang an wurde im Projekt "Next Generation Workplace" konsequent die Fertigungstiefe bei IT-Arbeitsplätzen verringert. Den Kollegen wurde ermöglicht, auf Knopfdruck untereinander Dokumente auszutauschen und zu kommunizieren, egal, welches Endgerät sie benutzen. Ausgezeichnet wurde Pritsch auch für die Bosch IoT Cloud. 2014 begann er mit der Vorbereitung, mittlerweile überführt er das Projekt in die Linie.
Von der technologischen Seite her geht es Pritsch dabei um die Vernetzung von derzeit rund 40 Millionen Produkten jährlich. Etwa 60 Prozent davon, schätzt er, sind bereits vernetzbar. Seine Cloud ist bewusst mit internen Projekten gestartet. Im kommenden Jahr will Bosch sie für Externe öffnen.
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Collaboration, Austausch, Netzwerken - diese Haltung prägt auch Pritschs Umgang mit den Chief Digital Officers (CDO) im Unternehmen. So hat Robert Bosch 2017 CDOs in ausgewählten Bereichen eingestellt und 2018 soll es auch einen Group CDO geben. Bei Pritsch gibt es deswegen aber keine Spur von Konkurrenzdenken: "Ich tausche mich täglich mit meinen Kollegen aus, das ist eine super Zusammenarbeit", sagt er.
IT für Maschinen, Flugzeuge und Bohrinseln
Zurück zur Technologie: Einen Blick in die mögliche Zukunft wirft Ulrich Reidel, CIO der Südleasing und drittplatzierter "CIO des Jahres" bei den Mittelständlern. Sein Unternehmen vermietet Objekte, vom Standard-Bagger über Maschinen bis zu Flugzeugen und Bohrinseln. Klingt nach einem Traumarbeitsplatz für groß gewordene Jungs. Doch Reidel sieht das pragmatisch: "Wenn der Kunde insolvent geht, kriegen sie einen Bagger leichter los als eine Bohrinsel."
Neue Technologien wie Blockchain und Distributed Ledger
Also ist es Reidels Ziel, die Kunden und Objekte via digitaler Kanäle und Smart Data möglichst genau kennenzulernen, um dadurch in Zukunft Bedarfe, etwa für die Wartung der Objekte, Neubestellungen oder Risiken vorhersagen zu können. Das soll Zusatznutzen für die Kunden generieren. "Dafür sind natürlich auch neue Technologien wie Blockchain oder Distributed Ledger in Zukunft sehr interessant", sagt der CIO.
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Vom Mädchenschwarm zum IT-Unternehmer
Den gemeinsamen Nenner unter allen ausgezeichneten Projekten scheint Karim Maataoui zu verkörpern: Transformation. Der Founder des WLAN-Dienstleisters FreeMee war früher - ein Popstar. Dieter Bohlen entdeckte sein Talent. Mit einem Schmunzeln betrachtet Maataooui als Gründer der Boyband Touché die Combo rückblickend als "sein erstes Startup". Drei Jahre lang agierte er als Mädchenschwarm und Bandleader, doch er wusste schon als junger Mann um die Schnelllebigkeit einer solchen Existenz. Also gründete der Sänger seine jetzige Firma mit Schwerpunkt WLAN-Vernetzung. Von der leichten Muse in die IT - da könnte nicht mal der Terminator mithalten.