Der europäische Akademiker-Nachwuchs träumt von klangvollen Namen als künftigen Arbeitgebern. Wer nach deutschen Uni-Absolventen sucht, muss sich auf recht anspruchsvolle, selbstbewusste und nicht unbedingt mobile Bewerber einstellen. Das geht aus einer europaweiten Erhebung der Personalberatung Trendence unter Studenten hervor.
Das Ranking der Wunsch-Arbeitgeber im IT-Bereich hat eine recht klare Struktur. Mehr als jeder zehnte will zu Google – der eindeutigen Nummer Eins. Auf den Rängen Zwei bis Vier folgen weitere Giganten der Branche: Microsoft mit knapp 8 Prozent, Apple mit knapp 7 Prozent und IBM mit fast 6 Prozent. Dahinter folgt bis Platz 11 eine Gruppe von Unternehmen, die Werte zwischen 1 und knapp über 3 Prozent erreicht: Intel, Cisco Systems, Sun Microsystems, Hewlett-Packard, Oracle, AMD und SAP.
Die europaweite Studie ist in gewisser Weise eine Erweiterung und Ergänzung zu Daten, die Trendence bereits im Sommer für Deutschland vorlegte. Sie folge aber einer etwas anderen Systematik, wie Trendence berichtet. In Deutschland wurden dezidiert Informatikstudenten nach ihren Wunscharbeitgebern befragt. Im übrigen Europa bestehe allerdings keine derart scharfe Unterscheidung zwischen Informatik- und Ingenieurswissenschaften wie hierzulande. Deshalb ist Grundlage der Europazahlen die Engineering-Edition einer größer angelegten Umfrage an 1000 Universitäten. Von fast 220.000 befragten Studenten insgesamt waren etwa 86.000 angehende Ingenieure und Informatiker.
Stellt man dennoch die europäischen Daten und die Angaben deutscher Informatiker gegenüber, fallen Unterschiede auf – wie etwa eine ausgeprägte Google-Manie hierzulande. 20,7 Prozent der angehenden Informatiker aus der Bundesrepublik wollen für den Suchmaschinenkrösus arbeiten. Mehr als jeder Fünfte also. SAP ist naturgemäß in Deutschland angesagter als anderswo und rangiert fast gleichauf mit IBM auf Platz Drei. 13,8 und 12,6 Prozent wollen zu diesen Firmen. Weil die deutschen Top-Ten nicht auf IT-Firmen beschränkt waren, finden sich dort auch Siemens, die Autobauer Audi und BMW sowie Blizzard Entertainment.
Neue Aufschlüsse ergeben sich indes durch die Einordnung der Ansprüche deutscher Absolventen in einen Vergleichsrahmen. Als Einstiegsgehalt für ihren ersten Job erwarten hiesige Hochschulabsolventen der Engineering-Edition 42.071 Euro. Ein Resultat übrigens, das durch die Befragung von Ingenieuren nicht sonderlich verwischt wird, denn unter Informatikern war im Sommer ein Bruttojahresgehalt von 43.700 Euro als Ergebnis herausgekommen.
Deutsche besonders heimatverbunden
Beides liegt deutlich über dem europäischen Erwartungsdurchschnitt von 25.820 Euro. Mehr wollen lediglich Berufseinsteiger aus Dänemark – mit 52.125 Euro Spitzenreiter –, Norwegen und der Schweiz verlangen. Franzosen würden sich hingegen mit 33.841 Euro begnügen, Briten gar mit 27.447. Von bulgarischen Ingenieuren ganz zu schweigen, die lediglich mit knapp über 9.000 Euro rechnen.
Zu unverhältnismäßiger Mehrarbeit ist der deutsche Nachwuchs für ein gutes Einstiegsgehalt nicht bereit. 42,2 Wochenarbeitsstunden entsprechen etwa dem europäischen Durchschnitt. Allerdings geht die Schere bei der Arbeitszeit anders als beim Geld kaum auseinander. Für Niederländer erscheinen 39,9 Stunden zumutbar, für Tschechen 43,9 Stunden – weiter liegt Europa hier nicht auseinander.
Wer sich im Zweifel für einen deutschen Absolventen entscheidet, sollte nicht unbedingt planen, ihn überall auf der Welt einzusetzen. Denn in der Bundesrepublik studieren ausgesprochene Mobilitätsmuffel. Nur 37,3 Prozent würden für einen attraktiven Job überall hingehen. Der europäische Schnitt liegt hier bei über 48 Prozent, ähnlich heimatverwurzelt wie die Deutschen äußerten sich lediglich Polen, Tschechen und Niederländer. Demgegenüber würden mehr als 60 Prozent der Franzosen, Briten, Iren, Portugiese oder Briten für ihren Traumjob überall hingehen.
Das „Absolventenbarometer“ ist bei Trendence erhältlich.