Die Super-Macs kommen

Die Mac-Trends 2021

08.01.2021 von André Martin
Was kann noch spannender werden als das Apple-Silicon-Jahr 2020? Na klar, das Mac-Jahr 2021, denn dann kommen echte Super-Macs im komplett neuen Design und mit M1X oder gar schon M2-Prozessor, und die werden Intel endgültig vom Apple-Hof jagen.
Apple Silicon steht nun über allem.
Foto: Apple

Die schier unglaubliche Performance der ersten drei Mac-Modelle mit Apples M1-Chip dürfte dafür sorgen, dass der Mac-Hersteller so schnell wie möglich alle Rechner auf die eigenen Chips umstellt. Doch ist das möglich? Was mit den Einsteiger-Modellen des Macbook Air, 13-Zoll Macbook Pro und Mac Mini quasi ein Kinderspiel war, dürfte mit den Mittelklasse- und Top-Modellen der mobilen Macs und vor allem der iMacs und des Mac Pro gar nicht so einfach werden. Doch Apple hat noch einiges in petto, von dem wir noch nichts ahnen.

Die Zukunft des M1

Mit dem M1 startete Apple 2020 eine neue Ära für den Mac. Während der ersten Präsentation des Chips sagte Apples Senior Vice President für Hardwaretechnologien Johny Srouji, dass der M1 der erste Chip aus einer ganzen Familie von SoCs sein werde. Sollte sich Apple bei den M(x)-Chips an der Roadmap der A(x)-Chips für die iOS-Geräte orientieren, sind die kommenden Entwicklungen gar nicht so schwer voraussagbar. Wir werfen einen Blick in die Glaskugel:

Jahr

Bezeichnung

CPU-Kerne gesamt

P-Kerne

E-Kerne

GPU-Kerne (reduziert über Binning)

RAM

Thunderbolt/USB-4-Ports

Einsatz im

seit Ende 2020

M1

8

4

4

8 (7)

8 GB, 16 GB

2

Mac Mini, Macbook Air, Macbook Pro 13“ (Einstiegsklasse)

Anfang 2021

M1X

12

8

4

16 (12)

16 GB, 32 GB

4

Mac Mini, iMac 24“, iMac 30“, Macbook Pro 14“, Macbook Pro 16“ (Top-Klasse)

Ende 2021

M2

10

6

4

12 (8)

16 GB, 32 GB

4

Macbook Air, iMac, Mac Mini, Macbook Pro (Einstiegsklasse)

Anfang 2022

M2X

16

12

4

24 (16)

16 GB, 32 GB

4

iMac, Mac Mini, Macbook Pro (Top-Klasse)

Ende 2022

M3

12

8

4

16 (12)

32 GB, 64 GB

4

Macbook Air, iMac, Mac Mini, Macbook Pro (Einstiegsklasse)

Anfang 2023

M3X (M Pro)

32

32

0

bis 128 (diskret)

bis 2 TB (via Bus)

6

Mac Pro, iMac Pro

Macbook Pro – endlich ein komplett neues Design

14-ZollMacbook Pro: Seitdem das 16-Zoll Macbook Pro Ende 2019 auf den Markt kam, das in allen Tests als deutliche Verbesserung gegenüber dem problematischen 15,4-Zoll-Modell galt (Tastaturausfälle, thermische Probleme, etc.), haben viele Beobachter sofort ein 14-Zoll-Modell als Nachfolger des 13-Zoll-Macbook-Pro gehandelt.

Warum sollte Apple nicht den gleichen Weg wie beim 16-Zoll Modell gehen und ein neues 13-Zoll-Modell mit einem größeren Display und besseren Intel-Prozessoren ausstatten? Phil Schiller hat diesen Spekulationen allerdings relativ schnell ein Ende gesetzt und die Gesichter wurden lang. Nun, Schiller wusste schon, was wir noch nicht wussten und es kam daher anders: Anstelle eines nur leicht angepassten 14-Zoll-Macbook Pro mit Intel-Chip kam 2020 das 13-Zoll-Modell mit Apples M1-Chip. Von der Leistung her war das ein Quantensprung aber das Design blieb buchstäblich unverändert.

Das Macbook Pro mit 14 Zoll-Bildschirm kommt im komplett neuen Design
Foto: Design-Studie

Das bedeutet aber keineswegs das Aus für eine 14-Zoll-Version, ganz im Gegenteil: Apple wird 2021 das M1-Macbook Pro mit 13-Zoll-Display als absolutes Einstiegsmodell beibehalten und durch eine 14-Zoll-Version in komplett neuem Design und mit M1X-Chip ergänzen! Genau das hat auch schon der Analyst Ming-Chi Kuo vorausgesagt, der in der Vergangenheit immer erstaunlich akkurate Treffer mit seinen Apple-Spekulationen hatte.

Anfang Q3 oder Ende Q3 2021 soll es so weit sein. Das bedeutet, dass Apple vermutlich auf der WWDC im Juni 2021 erstmals das neue Macbook-Pro-Design der Öffentlichkeit zeigen wird. Es wird auch ein komplett neues Display mit Mini-LED-Technik und abgerundeten Ecken bekommen, ähnlich wie bei den derzeitigen iPad-Pro-Modellen. Diese Displays sind deutlich teurer in der Herstellung, als die bisherigen 13-Zoll-Monitore, aber die Einsparungen, die Apple durch den Einsatz der hauseigenen Chips (M1 oder M1X) erreicht, werden die höheren Kosten des Displays leicht wieder ausgleichen. Man kann also davon ausgehen, dass das 14-Zoll Macbook Pro preislich in etwa gleichauf mit den Top-Modellen der bisherigen 13-Zoll-Serie liegen wird.

Das neue MacBook Pro soll ein Mini-LED-Display mit abgerundeten Ecken bekommen.
Foto: Design-Studie

Ein M1X mit 12 Kernen (!) im Macbook Pro? Das wäre eine Höllenmaschine, die das aktuelle 16-Zoll-Intel-Modell mit Leichtigkeit in den Schatten stellt. Und es wird 2021 Wirklichkeit.

16-ZollMacbook Pro: Auch das 16 Zoll Macbook Pro wird im neuen Design und mit Mini-LED-Display kommen. Auch hier wird Apple zunächst den M1X-Chip einsetzen, der den aktuell schnellsten Intel-Prozessoren locker davoneilen wird. Erst spät im Jahr 2021, wahrscheinlich aber erst Anfang 2022, wenn Apple eine neue Generation der aufgebohrten M2-Chips (M2X) in Stückzahlen liefern kann, wird das 16-Zoll-Modell diesen neuen Super-Prozessor bekommen.

Trend-Check Macbook Pro:

- Anfang Q3, Ende Q3: 14 Zoll Macbook Pro im neuen Design mit M1X, Mini-LED-Display und vier Thunderbolt-3-/USB-4-Ports

- Anfang Q3, Ende Q3: 16 Zoll Macbook im neuen Design mit M1X, Mini-LED-Display und vier Thunderbolt-3-/USB-4-Ports

- 2022: 16 Zoll Macbook Pro mit M2X, Mini-LED-Display und vier Thunderbolt-3-/USB-4-Ports

Macbook Air – neues Design erst 2022

Auch das Macbook Air soll ein neues Design und ein Mini-LED-Display bekommen, allerdings wird sich Apple hier mehr Zeit nehmen, denn das derzeitige Einstiegs-Modell mit M1-Prozessor wird mindestens ein ganzes Jahr auf dem Markt bleiben, bevor Apple es durch einen Nachfolger im neuen Design ersetzen wird. Es dürfte dann vermutlich schon mit der neuen Apple-Silicon-Generation M2 ausgestattet sein, die Apple Ende Q3 oder Anfang Q4 2021 erstmals zeigen wird.

Trend-Check Macbook Air:

- Anfang 2022: 13 Zoll Macbook Air im neuen Design mit M2

iMac 24 Zoll – komplett neues Design

24-Zoll iMac: Etwas Ähnliches wie beim 13-Zoll-Macbook Pro wird auch mit dem 21,5-Zoll-iMac passieren. Der deutlichste Hinweis darauf ist, dass Apple 2020 (im August) zwar das 27-Zoll-iMac-Modell leicht verbesserte, aber am 21,5-Zoll iMac im vergangenen Jahr überhaupt nichts verändert hat. Apple wird das 21,5-Zoll-Modell 2021 daher weitgehend zu Grabe tragen, vielleicht wird ein einzelnes Modell im alten Formfaktor und noch mit Intel-Chip im Programm bleiben, aber ansonsten wird ein strahlendes neues Modell auf den iMac-Thron gehoben: der 24-Zoll iMac mit Apple Silicon.

Dort wird es ein Basismodell mit M1-Chip geben aber auch eine schnellere Version. Der M1X-Prozessor mit seinen 12 CPU-Kernen dürfte in einem Top-Modell für standesgemäßen Antrieb sorgen. Ein High-End-Modell könnte sogar zusätzlich über einen diskreten Grafikchip verfügen. Aber nicht von AMD oder Nvidia. Auguren behaupten, Apple arbeite an einem eigenen dedizierten Grafikchip, der im iMac Premiere feiern soll. Das wäre eine Sensation und würde die Zahl der möglichen Ausstattungsvarianten drastisch erhöhen.

30/32-Zoll iMac:Dass Apple gleichzeitig zum 24-Zoll iMac auch ein neues 27-Zoll-Modell vorstellen wird, ist unwahrscheinlich. So wie es sich bisher darstellt, beschreitet Apple den Weg der Umstellung auf die eigenen Chips von unten nach oben, also von den Einstiegs-Modellen zunächst zur Mittelklasse und erst zum Schluss kommen die Top-Modelle dran. Dennoch wird es auch beim großen iMac ein neues Design geben, dann aber gleich mit 30- oder gar 32-Zoll-Display. Vor Ende 2021 ist damit jedoch nicht zu rechnen, vermutlich erst im vierten Quartal.

Der erste iMac mit Apple Silicon soll zunächst mit einem 24-Zoll- und später mit einem 32-Zoll-Display kommen.
Foto: svetapple.sk

iMac Pro: Richtig, da gibt es ja noch ein iMac-Modell: Was passiert mit dem iMac Pro? Wie kann Apple diesen High-End-iMac noch deutlich von den normalen iMac-Modellen mit Apple Silicon abheben? Nun, 2021 wird das vermutlich nicht mehr gelingen, denn der M1X wird im kommenden Jahr der Top-Chip bleiben und da dieser schon in den normalen iMacs arbeiten wird, gäbe es keinen spürbaren Vorteil für einen iMac Pro.

Ein M2 wird frühestens gegen Ende 2021 kommen, aber wenn Apple die Roadmap der A(x)-Chips aus den iOS-Geräten auch auf die M(x)-Chips in den Macs überträgt, wird ein M2 zunächst für Einstiegsgeräte (z. B. Macbook Air) kommen, der echte Turbo-Chip M2X mit mehr CPU- und Grafikkernen käme demnach nicht vor 2022. Dann sind wir aber schon fast am Ende der Übergangszeit, in der Apple alle Macs umgestellt haben will. Man kann also davon ausgehen, dass ein iMac Pro – wenn Apple diesen überhaupt noch im Programm halten will – erst Anfang oder Mitte 2022 kommt, zusammen mit einem neuen Mac-Pro-Modell.

Trend-Check iMac:

- Ende Q1/Q2 2021: 24 Zoll iMac mit Apple M1/M1X Chip, optional diskrete Apple GPU

- Ende 2021: 30/32 Zoll iMac mit Apple M1X Chip, optional diskrete Apple GPU

- Anfang/Mitte 2022: iMac Pro mit M2X

Mac Mini – Space Grey kommt zurück

Viele stellten sich die Frage: Warum hat Apple den M1-Mac-Mini nicht in der Farbe Space Grey 2020 gebracht? Nun, weil diese Farbe bislang einem High-End-Modell vorbehalten war und ein solches wird 2021 wieder kommen. Welchen Prozessor Apple auch immer im 14-Zoll-Macbook-Pro einsetzen wird (vermutlich einen M1X), dieser wird auch in den Mac Mini wandern und gleichzeitig bekommen wir unsere geliebte Farbe Space Grey zurück.

Ob es auch ein komplett neues Gehäusedesign geben wird, ist noch unklar. Fakt ist, dass im derzeitigen M1-Mac-Mini jede Menge Leerraum vorhanden ist, den Apple entweder abschafft (durch ein kleineres Gehäuse) oder mit zusätzlicher Hardware (z. B. vier statt zwei Thunderbolt-3-Ports) und besserer aktiver Kühlung füllt, um so die Leistung des Mac Mini weiter zu steigern. Außerdem wird dieser Mac Mini natürlich auch 10-GBit-Ethernet unterstützen, was viele Systemintegratoren am aktuellen M1-Modell vermissen, da sie den kleinen Mac gerne in Server-Farmen mit ultraschnellem Netzwerkzugriff einsetzen würden.

Trend-Check Mac Mini:

- Ende Q2, Anfang Q3: Mac Mini Space Gray mit M1X und vier Thunderbolt-3-/USB-4-Ports, 10-GBit-Ethernet

Mac Pro – der letzte schwierige Schritt

Kommen wir zum letzten und zweifellos schwierigsten Schritt der Umstellung. Mit dem Mac Pro wird sich Apple viel Zeit lassen. Als gesichert dürfte derzeit gelten, dass der Mac Pro einen SoC bekommt, der optional auch mehr als CPU-16 Kerne enthält. Vermutlich wird man Konfigurationen mit 16 bis 32 Kernen bekommen. 32 einfach deshalb, um die Spezifikationen des aktuellen Xeon-Mac-Pro zu übertreffen (der bis zu 28 Kerne hat). Ebenso wahrscheinlich dürfte es sein, dass das neue Gehäuse optisch dem des aktuellen Mac Pro ähneln wird, jedoch kleiner ausfällt. Doch damit hören die Erkenntnisse schon auf.

Für 2021 dürften wir sicher nicht mehr mit einem neuen Mac Pro auf Apple-Silicon-Basis rechnen. Wahrscheinlicher ist, dass der Mac Pro Ende 2022 oder sogar erst Anfang 2023 das Licht der Welt erblicken wird. Die Gründe sind vielfältig, vor allem aber steht sich Apple hier derzeit selbst im Weg. Einerseits liefern die SoCs von Apple unglaubliche Leistung, die sie aber eben nur vollbringen können, weil sämtliche Komponenten – inklusive Arbeitsspeicher und Grafikkerne – fest in einem Chip-Gehäuse integriert sind und sich dadurch nicht nachträglich austauschen lassen.

Nun hat Apple den aktuellen Mac Pro mit Intel-Xeon-Prozessoren aber gerade zugunsten seiner Aufrüstbarkeit modular entworfen (im Vergleich zum Mac Pro von 2013, der sich nur sehr eingeschränkt aufrüsten ließ). Besonders Profi-Anwender mögen das. Sie entscheiden lieber selbst, wie viel RAM (beim aktuellen Mac Pro sind es bis zu 1,5 Terabyte!), welche Grafikkarte (sogar mehrere gleichzeitig) und welche Massenspeicher sie gerne verwenden wollen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass Apple einen M(x)-Chip entwickelt, der satte 1,5 Terabyte ECC-RAM enthält. Ein solcher Chip wäre nach Stand der aktuellen Technik größer als ein kompletter Mac Mini.

So könnte der Mac Pro mit Apple Silicon Chip aussehen. Das Design soll grundsätzlich gleich bleiben, die Baugröße soll aber deutlich kleiner werden im Vergleich zum aktuellen Mac Pro.
Foto: Apple, modifiziert von André Martin

Das ist also ein Dilemma, das sich nicht so einfach lösen lässt. Will man allein den RAM-Speicher aufrüstbar gestalten, müsste Apple diesen ganz oder teilweise aus dem SoC ausgliedern und wie eh und je Steckplätze für Speichermodule anbieten. Allein diese räumliche Entfernung bremst den SoC aus, denn sämtliche Daten müssten über ein stabilisiertes Bussystem mit langen Leitungen und anfälligen Kontaktübergängen zu den Modulen hin und her fließen.

Noch schlimmer wäre es bei Grafikkarten. Der große Performance-Vorteil der M(x)-SoCs liegt in der Unified-Memory-Architektur, bei der die Komponenten, inklusive aller Grafikkerne gleichzeitig auf denselben Arbeitsspeicher zugreifen können, ohne die Daten zeitaufwendig hin und her kopieren zu müssen. Mit einer externen Standard-Grafikkarte mit eigenem Speicher wäre auch dieser Vorteil dahin.

Das Gerücht, Apple entwickle genau für diesen Fall einen eigenen Grafikchip mit bis zu 128 Kernen könnte zutreffen und einen Ausweg aus dem Dilemma bieten. Wenn es Apple gelingt, eine Schnittstelle zu externem RAM und externen Grafikchips zu erschaffen, die genauso schnell und sicher arbeitet, als wären die Komponenten auf dem SoC selbst integriert, dürfte die Geschwindigkeit kaum leiden.

Allerdings gibt es dann das Problem, dass herkömmliche Standard-Grafikkarten von anderen Herstellern inkompatibel wären. Käufer wären gezwungen die proprietäre Hardware von Apple zu kaufen, zu den bekannten Aufpreisen und mit weniger Auswahlmöglichkeiten.

Sollte Apple einen Chip mit mehr als 16 GB RAM bringen, braucht er mehr Platz für die RAM-Chips. So könnte ein M1X mit 32 GB RAM aussehen.
Foto: Apple, modifiziert von André Martin

Trend-Check Mac Pro:

- Ende 2022/Anfang 2023: Mac Pro mit M3X-Chip, bis zu 32 Kernen, ausgelagerte RAM-Anbindung (2 TB RAM), Apple-Grafikkarten (bis 128 Kernen), kleinerer Formfaktor

Fazit

Das Jahr 2021 wird für Mac-Fans noch spannender, als es 2020 schon war. Apple nimmt so richtig Fahrt auf bei der Umstellung auf die eigenen Chips und die Rekorde, die der M1 gerade erst aufgestellt hat, werden vermutlich schon im März 2021 durch neue Chips fallen.