Über 50-Jährige sind bei der Arbeit nicht weniger produktiv als ihre Kollegen zwischen 30 und 49. Und unter den älteren Angestellten von Fertigungs- und Dienstleistungsbetrieben in Deutschland sind die am produktivsten, die am Rechner arbeiten. Das haben Wissenschaftler am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim errechnet.
Die Verfasser des Berichts "Do Older Workers Lower IT-Enabled Productivity? Firm-Level Evidence from Germany" wollten wissen, ob die Altersstruktur der Mitarbeiter die Produktivität beeinflusst, die vom Einsatz von Informationstechnologie abhängig ist. Ausgangspunkt für die Untersuchung war die Feststellung, dass der Beitrag von IT zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in fast allen OECD-Ländern zwischen 2000 und 2005 geringer war als noch in den fünf Jahren zuvor. Im gleichen Zeitraum war der Anteil der älteren Arbeitnehmer deutlich gestiegen.
Die auf den ersten Blick nahe liegende Vermutung, die Veralterung der Firmenbelegschaften schmälere den Ertrag von Arbeit am Computer, konnten die Wissenschaftler nicht bestätigen. Sie konnten stattdessen belegen, dass IT-Einsatz die Arbeitsproduktivität erhöht. Dieser Effekt wird auch von einem höheren Anteil von Mitarbeitern über 50 nicht negativ beeinflusst.
Dafür erwiesen sich die Angestellten unter 30 Jahren als signifikant weniger produktiv als die Mitarbeiter im so bezeichneten "besten Alter" zwischen 30 und 49. Nach möglichen Gründen fragte die Studie nicht. Als Maß für die Produktivität zogen die Wirtschaftswissenschaftler den Logarithmus der jährlichen Erträge eines Unternehmens geteilt durch dessen Mitarbeiterzahl heran. Die durchschnittliche Produktivität jedes Angestellten liegt bei 158.594 Euro im Jahr.
Die Studie befasst sich auch mit dem möglichen Einwand, dass vielleicht ja nur die älteren Mitarbeiter in Firmen verbleiben, die mit zunehmendem IT-Einsatz zurecht kommen. Andere könnten sich aufgrund des Technikwandels vom Arbeitsmarkt zurückziehen oder vom Arbeitgeber frühverrentet werden. Einen Beleg für diese Vermutung fanden die Wirtschaftswissenschaftler ebenfalls nicht.
Anteil der älteren Mitarbeiter steigt
Sie verglichen Angaben über die Altersstruktur von Firmenbelegschaften 2001 und 2006. Der Anteil der Arbeitnehmer ab 50 stieg in diesem Zeitraum von 18 auf 22 Prozent, während der derer unter 30 Jahren von 29 auf 26 Prozent sank. Die Verfasser sehen darin einen natürlichen Alterungsvorgang der Belegschaft, nicht einen systematischen Selektions-Mechanismus.
Für ihre Berechnungen zogen die Wirtschaftsforscher Daten aus Erhebungen des ZEW heran. Sie beruhen auf Angaben über mehr als 1.000 deutsche Unternehmen. Der Anteil der unter 30-Jährigen betrug im Mittel 25 Prozent, der der Mitarbeiter über 50 lag bei 21 Prozent. Gut die Hälfte aller Angestellten arbeitet hauptsächlich am Computer; betrachtet man nur die älteren Arbeitnehmer, ist der Anteil der PC-Anwender mit 32 Prozent deutlich geringer.
Die ZEW-Forscher errechneten ihre Ergebnisse anhand von Angaben wie Alter und Qualifikation der Mitarbeiter, Anteil der PC-Anwender und Arbeitsplatzorganisation.