Mit einer Fülle von Einzelprojekten beschreiten die Düsseldorfer unterschiedliche Wege, um den Handel der Zukunft zu üben. Zunächst geht es um ganz profane Ziele wie kürzere Wartezeiten, entlastete Mitarbeiter oder geringere Inventurdifferenzen. So verspricht der Einsatz von High-Tech an der Kasse schnellere Durchlaufzeiten, aber auch geringere Bargeldkosten und - hoffentlich - mehr Zeit für die Service-Mitarbeiter. Die Metro-Tochter Cash+Carry Deutschland beispielsweise lässt Kunden in einem Testmarkt in Düsseldorf bereits ihre Ware während des Einkaufs selbst scannen.
RFID bei Metro
Auch RFID ist bei Metro mittlerweile schon auf der Verkaufsfläche angekommen. Zwar gilt die Anwendung der Technologie auf Artikelebene als nach wie vor zu teuer, dennoch hat die Kaufhauskette Kaufhof ein Pilotprojekt gestartet und den Bereich Herrenoberbekleidung in einem Warenhaus in Essen mit RFID-Technik ausgerüstet. 30.000 Artikel bestückt mit passiven Smart Chips helfen dem Unternehmen herauszufinden, was im Verkaufsraum mit RFID eigentlich möglich ist.
Auf dem Chip sind artikelbezogene Informationen etwa zu Hersteller, Farbe oder Größe gespeichert. Sie lassen sich von Lesegeräten erfassen, die rund um den Verkaufsraum angebracht sind. An allen Übergängen von externen und internen Lagerplätzen zur Kasse, an Warenträgern, Rolltreppen und in Umkleidekabinen können so die Daten registriert werden. Angesichts der Fülle unterschiedlicher Kleidung in verschiedenen Größen, Farben oder Formen kann die Technologie hier eine echte Unterstützung liefern. "Damit haben wir jederzeit den aktuellen Bestand und wissen, wo die Ware ist", so Gerd Wolfram, Geschäftsführer der Metro-IT-Tochter MGI. "Wir können damit die gesamte Lieferkette ausleuchten und den Warenfluss verfolgen." Im Klartext: Die dank der Technik erhöhte Warenverfügbarkeit - so zumindest die Hoffnung - steigert auch den Umsatz.
Doch auch die Kunden sollen nicht nur etwas davon haben, weil nun die Regale optimal befüllt sind, Metro versucht mit seinem Pilotprojekt gleichzeitig das Thema Einkaufserlebnis auszureizen. Also erhielten auch Regale, Warentische und Umkleidekabinen die passenden RFID-Lesegeräte. Nähert sich ihnen der Kunde, erscheinen Informationen rund um das Produkt auf einem Monitor. In einem Bereich hat Metro die RFID-Technologie sogar in den Spiegel eingebaut. Sobald dieser das Kleidungsstück erkennt, informiert er den Kunden über Details zu Material und Pflege. "In einer zweiten Stufe kommen auch Cross-Selling Informationen wie Hinweise auf ergänzende Produkte dazu", sagt Wolfram. Spätestens Ende dieses Jahres soll das Projekt ausgewertet werden, um über den weiteren Roll-out zu entscheiden.
Den Weg in die Zukunft beschreitet Metro keineswegs allein, im Gegenteil. CIO Mierdorf wird nicht müde, die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen zu fordern. Im Fall des RFID-Pojekts waren es vor allem Technologiepartner wie Checkpoint, Höft &Wessel, IBM oder Micro Strategy, die an der Entwicklung beteiligt waren.
Doch das allein genügt dem CIO nicht. Erst Mitte Februar dieses Jahres wies Mierdorf zum wiederholten Mal auf die Ergebnisse von ´"2016" hin, einer Zukunftsstudie der Global Commerce Initiative (GCI), in der er mitarbeitet. Darin wurde unter anderem der Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen wie Überalterung oder Umweltschutz mit einem veränderten Konsumentenverhalten hergestellt. Laut Mierdorf lassen sich diese Fragen letztlich nur mit mehr Kooperation zwischen den Unternehmen beantworten. Er appellierte an Industrie wie Handel, "eine deutlich engere Zusammenarbeit" als bisher zu starten.
"Man erwartet von uns einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt", sagte er auf dem SAP-Kongress für Handel und Kosumgüterwirtschaft in Leipzig. Ein intelligentes Energie-Management und übergreifende Logistikzusammenarbeit seien notwendig, so der CIO, der Zukunft nicht nur als eine Herausforderung für die Technik sieht. "Wir können uns gut vorstellen, unsere Waren zusammen mit denen von Edeka, Rewe oder Carrefour zu lagern", so Mierdorf. Eine Übung wäre es wert …