Die Auslagerung von Teilen der Unternehmens-IT oder der gesamten IT-Landschaft hat sich inzwischen etabliert. Gründe für die Auslagerung der IT waren unter anderem, IT-Kosten zu senken und zugleich State-of-the-Art-Technologien zu nutzen. Hinzu kam, dass Unternehmen sich durch die Auslagerung der IT mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren wollten.
Industrialisierung der IT
Dieser so genannte klassische Ansatz beim Outsourcing wird nun durch verschiedene Entwicklungen aufgebrochen. Kunden erwarten heute, dass mit einer IT-Auslagerung zusätzlich auch die damit zusammenhängenden Geschäftsprozesse angepasst und optimiert werden. Damit gehen IT- und Geschäftsprozess-Optimierung, etwa bei Liefer- oder Rechnungsprozessen, Hand in Hand.
Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die vielbeschworene Industrialisierung der IT. Das heißt: Es entstehen Standards bei den Liefer- und Rechnungsprozessen sowie Diensten, die entsprechenden IT-Leistungen stellen IT-Dienstleister über globale Rechenzentren bereit.
Auf der Sourcing-Landkarte verorten
Diese Entwicklungen führen zu einer neuen Form des Outsourcings, eben dem Next Generation Outsourcing (NGO), wobei es für diesen Begriff noch keine "keine einheitliche Definition" gibt. Was NGO sein soll, versucht etwa Holger von Jouanne-Diedrich in einem Grundlagenbeitrag zu erklären, und zwar erst einmal ex negativo.
NGO sei nicht gleichzusetzen mit Business Transformation Outsourcing (BTO). BTO beschreibt im Wesentlichen einen Ansatz, die IT und die damit verbundenen Prozesse an einen Dienstleister auszulagern, der gleichzeitig das Ausgelagerte verändern, d.h. verbessern soll.
Allerdings lässt sich NGO innerhalb einer so genannten IT-Sourcing-Map systematisch in den Bereich "Grad Geschäftsorientierung" einordnen, nämlich genau zwischen Infrastruktur- und Applikations-Outsourcing und Business Process Outsourcing (BPO).
Die IT wird dahingehend definiert und betrachtet, welchen Beitrag sie leistet, um Geschäftsprozesse zu unterstützen und gleichzeitig effizienter als zuvor abzuwickeln. Darin bestehe auch der Reiz des neuen Ansatzes, denn Geschäftsprozesse und IT-Produkte werden voneinander entkoppelt.
IT orientiert sich an den Prozessen
Anhand verschiedener Kriterien lässt sich NGO immerhin idealtypisch charakterisieren. NGO orientiert sich dabei einerseits konsequent an den zugrundeliegenden Geschäftsprozessen und versucht, diese zu standardisieren.
Andererseits wird die IT durch die Fachabteilungen nach Bedarf und damit flexibel bezogen und abgerechnet. Die benötigten IT-Leistungen beschaffen die Fachabteilungen dabei selbst und nicht mehr die IT-Abteilung. Außerdem kümmern sich die Geschäftsbereiche nicht mehr um die technische Umsetzung von IT-Produkten, sondern spezifizieren diese lediglich lösungsneutral.
Wie Strom aus der Steckdose
Anhand von diversen Praxisbeispielen wird aufgezeigt wie einzelne Kriterien des NGO konkret umgesetzt wurden. Zum Beispiel folgt das Projekt Herkules der Bundeswehr einer konsequenten Prozess-Orientierung bei Vergabeverfahren an die Industrie, wobei der gesamte Prozess lückenlos abgebildet wird.
Bei der Team-Bank lässt sich darstellen, wie die Industrialisierung von Bankprozessen, etwa Kreditvergabe und Kreditprüfung, und Industrialisierung der IT miteinander verknüpft sind. Dass sich IT auch wie Strom aus der Steckdose flexibel und skalierbar beziehen lässt, zeigen Beispiele wie der Fernsehsender Premiere oder der Baukonzern Hochtief.
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