2007 galt T-Systems noch als Schmuddelkind. Die Deutsche Telekom hätte damals ihre IT-Tochter am liebsten verkauft. Mit dem indischen Konzern Tata sowie IBM und Atos Origin gab es zudem namhafte Kaufinteressenten.
T-Systems als Brückenkopf
Soweit die Vergangenheit. Heute hat die Telekom ihre IT-Tochter wieder ganz lieb. Konzern-Chef René Obermann will die IT-Sparte des Konzerns in Zukunft sogar stärken, wie er auf einer Investorenkonferenz am 17. März 2010 bekanntgab.
Nach Ansicht von Forrester-Analyst Pascal Matzke "spricht viel dafür, dass T-Systems innerhalb des Gesamtkonzerns künftig eine wichtige Rolle spielen wird." Immerhin sei es das erste Mal gewesen, dass der IT-Dienstleister im Rahmen der Konzerngesamtstrategie explizit hervorgehoben wurde.
Laut Matzke soll die IT-Tochter als Brückenkopf agieren, um die Innovationen und Erfahrungen der Telekom im Bereich der Consumer-Technologien in den Enterprise-Bereich zu übertragen.
Konsumerisierung der Enterprise-IT
"Das ist ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsfaktor", erklärt der Forrester-Analyst. Zum einen geht die Entwicklung dahin, dass neue Technologien, die zunächst für Endverbraucher entwickelt wurden, wie etwa Web-2.0- und Social-Network-Angebote, immer mehr im geschäftlichen Umfeld eingesetzt werden. Das verändert die Rolle der Enterprise-IT nachhaltig.
Zum anderen erwarten Anwender, die mit ihren eigenen Geräten ins Büro kommen, dass sie sich ihr persönliches Portfolio an Unternehmensapplikationen und -Services zusammenstellen und damit arbeiten können. Gleichzeitig wollen sie firmenfremde Anwendungen, wie etwa Googlemail, Facebook oder Xing, nutzen.
Die Marktforscher von Gartner haben dafür den Begriff "Consumerization" geprägt und sehen darin einen der wesentlichen IT-Trends der nächsten Jahre.
Horizontale statt vertikale Strategie
Genau hier sieht Matzke T-Systems für die Zukunft gut aufgestellt, zumal das jetzige Management den hierfür notwendigen Wechsel in der Geschäftsstrategie und die damit verbundenen Umstrukturierungen bereits vollzogen hat.
Im Enterprise-Umfeld sind darüber hinaus auch Partnerschaften mit Google oder Apple denkbar. Solche unterhält die Konzernmutter bereits im Consumer-Bereich.
Standardisierung der Service-Angebote
Außerdem richtet IT-Dienstleister seine Services nicht mehr wie bisher vertikal, sondern horizontal aus. Bedient würden nur noch die Branchen, in denen man auch wirklich Kernkompetenzen hat. Dazu gehören beispielsweise die Automobilindustrie, das Gesundheitswesen und die Energiebranche.
Ganz wesentlich für die Zukunftsfähigkeit von T-Systems hält Matzke die konsequent vorangetriebene Standardisierung der Services und Outsourcing-Angebote. Ein Vorteil ist, dass der Dienstleister über das "traditionelle" Cloud Computing hinaus auch Netzdienste, Applikationen und Desktop-Services integriert.
Nach eigenen Angaben sieht das Unternehmen Wachstumschancen vor allem in nach individuellem Kundenbedarf bereitgestellten Diensten, den sogenannten Dynamic Services, sowie in Cloud-Computing-Angeboten. Dabei soll der externe Umsatz soll in den nächsten Jahren um zwei Milliarden Euro auf dann acht Milliarden Euro steigen.
Matzke bezeichnet dieses Umsatzziel als "ehrgeizig", doch nicht unrealisitisch. Beim Outsourcing-Geschäft lägen die Wachstumsraten weltweit in den nächsten zwei bis drei Jahren bei zehn bis 15 Prozent.
Wachstum durch Internationalisierung
Im internationalen Geschäft ist der IT-Dienstleister derzeit jedoch noch schwach. Künftig will man insbesondere in Großbritannien expandieren, im nächsten Schritt dann auch in den USA.
Laut Matzke ist die Internationalisierung erfolgversprechend, wenn es entsprechende Partnerschaften mit lokalen Providern gibt oder die Firmen gekauft werden. "Übernahmen haben für T-Systems den Vorteil, die bereits weitgehend standardisierten Service- und Betreibermodelle nicht um neue Angebote ergänzen zu müssen."