Apple-Trends

Die neuen Macs im Jahr 2012

17.01.2012 von Christian Möller
Zwei Ereignisse stehen bei Intel dieses Jahr an: Ein neuer Sandy-Bridge-Server-Chip und die Ivy-Bridge-Plattform. Das hat Folgen für Apples Rechner.

2012 wird wieder ein spannendes Mac-Jahr. Intels Technologiewechsel auf die Ivy-Bridge-Architektur dürfte in den meisten Produktkategorien für interessante neue Modelle sorgen.

Mac Pro

Ein neuer Mac Pro ist längst überfällig. Die aktuelle Version hat Apple bereits im Juli 2010 vorgestellt, damit ist das System bereits eineinhalb Jahre unverändert auf dem Markt. Es gibt Gerüchte, dass Apple den Mac Pro ganz einstellen wird, doch wir glauben nicht daran. Auch wenn der Mac Pro nicht zu Apples Kassenschlagern zählt, der Mac-Hersteller kann es sich allein schon aus Prestige-Gründen nicht erlauben, das High-End-Workstation-Segment komplett aufzugeben. Und so wird die Menschheit im Jahre 2012 einen überarbeiteten Mac Pro im neuen Design zu sehen bekommen.

Basierend auf dem Serverchip Xeon E5 von Intel und dem dazu passenden Chipsatz mit dem Code-Namen "Patsburg" dürfte der neue Mac Pro zum schnellsten Mac aller Zeiten avancieren. Der Xeon E5 kommt mit der Sandy-Bridge-Architektur und wird im 32-Nanometer-Prozess hergestellt. Er arbeitet mit bis zu acht Rechenkernen und ist mit den Intel-Technologien Turbo Boost und Hyperthreading ausgerüstet. Des Weiteren ist der Chip Dual-CPU-fähig, ein Mac Pro mit insgesamt 16 Rechenkernen dürfte damit erstmals Realität werden. Apple wird jedoch auch Konfigurationen mit nur einem Chip, also acht oder sechs Rechenkernen anbieten.

Der neue Chipsatz bietet einige Besonderheiten. Neben den üblichen SATA-Anschlüssen (es kommt erstmals SATA 3 mit bis zu sechs Gigabit pro Sekunde im Mac Pro zum Einsatz) bietet Intel auch Patsburg-Versionen mit SAS-Anschlüssen an. Damit kann man SAS-Festplatten direkt über den Chipsatz betreiben. Diese speziell für Server ausgelegten Laufwerke sind sehr robust, langlebig und deutlich schneller als herkömmliche SATA-Festplatten. Ob Apple sie allerdings im Mac Pro tatsächlich einsetzten wird, ist fraglich, denn sie sind auch deutlich teurer.

Neben neuen Prozessoren und Chipsätzen wird der Mac Pro auch mit aktuellen Grafikkarten ausgerüstet werden. Gerüchte besagen, dass Apple hierbei weiter-hin auf AMD-Grafikchips setzen wird und eventuell sogar die noch nicht offiziell vorgestellte Reihe AMD Radeon HD 7900 (Code-Name "Tahiti") verwenden wird. Erste Hinweise darauf finden sich in der Betaversion von OS X 10.7.3, die mit passenden Treibern ausgestattet ist.

Thunderbolt-Anschluss auf der PCI-Grafikkarte

Spannender dürfte jedoch sein, wie Apple das Problem des Thunderbolt-Anschlusses auf der PCI-Grafikkarte lösen wird. Thunderbolt liefert die Signale für bis zu zwei 30-Zoll-Displays. Damit ist klar, dass der Anschluss auf der Grafikkarte vorhanden sein muss. Apple wird vermutlich sogar zwei Thunderbolt-Ports für bis zu vier Displays am Mac Pro bereitstellen.

Daneben dient der Anschluss aber auch als High-Speed-Verbindung für externe Peripheriegeräte, wie zum Beispiel Festplatten oder Raid-Systeme. Wenn Apple die Thunderbolt-Anschlüsse ausschließlich über die Grafikkarte nach außen führt, muss der Mac-Hersteller spezielle Grafikkarten entwickeln, auf denen der Thunderbolt-Chip Platz findet. Das ist teuer und bedeutet, dass man die Grafikkarte weiterhin nicht gegen Standardmodelle aus dem PC-Markt austauschen kann. Zumindest nicht, ohne die Thunderbolt-Funktionalität zu verlieren. Gerüchte weisen auf ein komplett neues Gehäusedesign für den Mac Pro hin. Kompakter und leichter soll er werden. Vermutlich kommt nur noch ein Einschub für optische Laufwerke zum Einsatz, das spart schon mal Platz. Viel mehr Miniaturisierung wird beim Mac Pro jedoch nicht machbar sein. Die Serverchips, PCI-Steckplätze und die diskrete Grafikkarte brauchen Raum und ausreichend Kühlung.

Der neue Mac Pro kommt im ersten Quartal 2012 auf den Markt. Im Gespräch ist der Januar, doch Intel hat aktuell noch Probleme mit der Produktion der zugehörigen Chipsätze. Es könnte also Februar oder März 2012 werden, bis ein neuer Mac Pro im Macwelt-Testcenter ankommt.

Mobile Macs

Immer wieder tauchen Gerüchte auf, dass Apple den CPU-Lieferanten für die mobilen Macs wechseln und AMD- statt Intel-Prozessoren einsetzen wird. Der Vorteil: AMD bietet Chipsätze mit Grafikprozessoren an, die mehr Leistung liefern, als die Grafikkerne der Intel-Chips. Allerdings gibt es hier einen Haken: Die CPU-Leistung der AMD-Chips hält nach wie vor nicht mit der von aktuellen Intel-Prozessoren mit.

Auch Apples ARM-basierender A5- oder der kommende A6-Prozessor mit vier Rechenkernen wird immer wieder gerne als möglicher Kandidat für mobile Macs gehandelt. Doch auch hier reicht die reine Rechenleistung nicht aus, um einem aktuellen Intel-Prozessor die Stirn zu bieten.

Apple wird daher 2012 beim Lieferanten Intel bleiben und die neuen Ivy-Bridge-CPUs einkaufen. Die ersten Profiteure dieser Mikroarchitektur (siehe Kasten "Das bringt Ivy Bridge") werden vermutlich neue Macbook-Air-Modelle werden.

Das bringt Ivy Bridge

Anfang 2012 steht mit Ivy Bridge die nächste CPU-Generation in den Startlöchern. Ivy Bridge basiert auf Sandy Bridge, die CPUs werden aber erstmals in der neuen 22-Nanometer-Technologie mit 3D-Transistoren gefertigt

Bei den Ivy-Bridge-Prozessoren bleibt es auch beim 2-Chip-Design für die entsprechenden Plattformen. So wird der Baustein für Peripheriegeräte wie USB oder SATA weiterhin über ein DMI-Interface mit dem Prozessor verbunden. Damit gewährt Intel eigenen Aussagen zufolge auch die Abwärtskompatibilität zu Sandy-Bridge-Plattformen. Apple müsste also keine komplett neuen Hauptplatinen entwickeln.

Neuer Fertigungsprozess: Verbesserungen gibt es im Rechenkern, dem Last Level Cache, der internen Grafikeinheit sowie im Speicher-Controller. Durch die Verringerung der Strukturbreite von 32 auf 22 Nanometer kann Intel den Stromverbrauch der Ivy-Bridge-CPUs weiter reduzieren. Zusätzlich gibt es neue Powermanagement-Funktionen wie eine konfigurierbare thermische Höchstbelastung. Beim Speicher unterstützt Ivy Bridge erstmals LV-DDR3-DIMMs in den Mobile-Varianten der CPUs.

Schnellere Grafik on Chip: Der Speicher lässt sich auf Wunsch durch Übertakten auf bis zu 2133 Megahertz ansteuern. Ob Apple diese Funktion nutzen wird, ist jedoch unwahrscheinlich.

Bereits in den aktuellen CPU-Modellen mit Sandy-Bridge-Architektur integriert Intel die CPU und die Grafik-Engine (GPU) auf einem Siliziumplättchen. Die HD-3000-GPU nutzt bislang zwölf so genannte Execution Units. In den Ivy-Bridge-CPUs spendiert Intel der Grafik-Engine bis zu 16 Ausführungseinheiten. Damit dürften sie eine zirka 30 Prozent höhere 3D-Performance erreichen.

Mehr Monitore: Die integrierte Grafik unterstützt nun bis zu drei Displays. Damit lassen sich beispielsweise ein Notebook-Display sowie zwei externe Monitore anschließen. Dies ist bislang nur mit Apples Macbook-Pro-Modellen möglich, die über einen diskreten Grafikchip verfügen. Zukünftig sollten das auch die Macbook-Air-Versionen können.

Foto: Apple

Neben überarbeiteten 11- und 13-Zoll-Macbook-Air-Konfigurationen dürfte im zweiten Quartal 2012 erstmals eine 15-Zoll-Version auf den Markt kommen. Dank der deutlich verbesserten Grafikperformance in den Ivy-Bridge-Chips muss Apple hier keinen zusätzlichen Grafikprozessor einsetzen, wie das bislang in den Macbook-Pro-Modellen mit 15- und 17-Zoll-Diagonale der Fall ist.

Wie bei allen anderen Air-Modellen kommt auch die 15-Zoll-Variante ohne optisches Laufwerk. Wer CDs brennen oder Video-DVDs anschauen will, muss ein externes USB-Laufwerk einplanen. Längerfristig wird dies auf alle mobilen Macs zutreffen. Man kann davon ausgehen, dass Apple die Macbook-Pro-Reihe komplett durch die Air-Modelle ersetzen wird. Gegen Ende des dritten Quartals 2012 könnte Apple daher auch ein 17-Zoll Macbook Air einführen.

Trotzdem werden wir 2012 neue Macbook-Pro-Modelle von Apple sehen. Im Gespräch ist eine Version mit deutlich höherer Display-Auflösung. 2880 mal 1800 Pixel sollen möglich sein. Das Problem ist, dass OS X immer noch nicht genügend auflösungsunabhängig funktioniert. Fast alle Programme müssten speziell an diese Auflösung angepasst werden.

Im Raum steht auch eine neue Metalllegierung, die die Firma Liquidmetal Technologies entwickelt hat. Apple hat sie lizenziert und könnte als Gehäusematerial Liquidmetal statt Aluminium einsetzen.

iMac

Ivy Bridge wird 2012 auch im iMac Einzug halten. Vorher könnte Apple aber auf eine Sechskern-CPU im aktuellen Sandy-Bridge-Design setzen und damit einen echten Knaller im Mac-Desktop-Segment platzieren.

Ende 2011 hat Intel den Core i7-3960X vorgestellt. Er arbeitet mit sechs Kernen und 3,3 Gigahertz Basistakt. Im iMac wäre dieser Prozessor ideal für anspruchsvolle Aufgaben wie Video-Schnitt oder 3D-Rendering. Ein Grund könnte allerdings dagegen sprechen: Die Wärmeentwicklung des Sechskerners (130 Watt TDP) liegt deutlich höher als beim bisherigen Vierkern-iMac mit 3,4 Gigahertz Takt (95 Watt TDP). Apple müsste die interne Kühlung des iMac daher verbessern.

Später im Jahr wird Apple Desktop-Prozessoren der Ivy-Bridge-Architektur im iMac einführen, sicherlich in Verbindung mit neuen Grafikchips. Es gibt Gerüchte, dass der Mac-Hersteller hier zurück zu GPUs vom Hersteller Nvidia wechseln will. Ganz ausgeschlossen ist das nicht, die AMD-GPUs haben sich in den iMacs jedoch gut bewährt und stehen von der Leistung her den Konkurrenten von Nvidia nicht nach. SSD-Festplatten werden auch im iMac immer wichtiger. Bereits jetzt gibt es in allen Modellen eine SSD-Option. Neue Konfigurationen mit 512-Gigabyte-fassenden SSDs werden 2012 für den iMac kommen.

Im Raum steht nach wie vor ein iMac Touch. Ob Apple dieses Konzept tatsächlich bis zur Serienreife verfolgt, ist ungewiss. Man kann aber davon ausgehen, dass die Apple-Ingenieure bereits seit einiger Zeit mit einem Multitouch-Desktop-Computer spielen. Dieser dürfte höchstwahrscheinlich iOS-basiert sein und nicht auf Mac-OS X zurückgreifen.

Intel Code-Name

Offizielle

Bezeich-

nung

Typ

Info

Struktur-

breite

Takt-

raten

Erschei-

Nungs-

termin

Einsatz

im

Mac

Broad-

well

-

Mikro-

architektur

Nachfolger

von Haswell

14 nm

-

2014

alle

Haswell

-

Mikro-

architektur

Nachfolger

von Ivy Bridge,

mit Thunderbolt

22 nm

-

2013

alle

Ivy

Bridge

Core i5,

Core i7

Micro-

architektur

Nachfolger von

Sandy Bridge,

geschrumpft

auf 22 nm, 3D-

Transistoren

22 nm

bis 3,5

GHz

Anfang

2012

alle

Patsburg

X

X79

Chipsatz

Chipsatz für

Dual-CPU-

Server

-

-

-

Mac Pro

2012

Sandy

Bridge

Core i3,

Core i5,

Core i7

Desktop

und Mobile-

CPUs

CPUs auf Basis

einer neuen

Mikro-

architektur,

Nachfolger

von Westmere

32 nm

1,3 bis

3,6 GHz

seit

Anfang

2011

Macbook,

Macbook

Pro,

Macbook

Air,

Mac

Mini

Sandy

Bridge

EP

Xeon

E5

Server und

Workstation

CPU

Server-CPU

für Dual-

Sockel-Einsatz,

bis zu 8 Kerne,

4 RAM-

Kanäle

32 nm

1,8 bis

3,1 GHz

Ende

2011

Mac

Pro

Sandy

Bridge

EN

Xeon

E3

Server und

Workstation

CPU

Server-CPU

für Single-Sockel-

Einsatz,

bis zu 4 Kerne,

3 RAM-Kanäle

32 nm

2,2 bis

3,6 GHz

Ende

2011

Mac

Pro

Skylake

-

Mikro-

architektur

Nachfolge-

architektur von

Broadwell

14 nm

-

2015

alle

Skymont

-

Mikro-

architektur

Nachfolge-

architektur

von Skylake

10 nm

-

2016

alle

Westmere

EP

Xeon

5600

Server und

Workstation

CPU

Sechskern-CPU

für 2-Sockel-

Systeme

32 nm

bis 3,33

GHz

seit März 2010

Mac

Pro

Mac Mini

Auch der Mac Mini bekommt 2012 Intels neue Prozessoren aus der Ivy-Bridge-Baureihe und - zumindest bei einer Konfiguration - schnellere AMD-Grafikchips spendiert. Das Gehäusedesign wird Apple allerdings unverändert beibehalten.

Bewährt hat sich ebenfalls die spezielle Server-Konfiguration des Mac Mini, die mit zwei internen Notebook-Festplatten ausgerüstet ist. An dieser Stelle dürfte Apple die 500-Gigabyte-Laufwerke allerdings durch aktuelle 750 Gigabyte oder sogar ein Terabyte fassende Festplatten ersetzen.

Fazit

Das Jahr 2012 wird ein spannendes und interessantes Mac-Jahr werden. Die Highlights werden der neue Mac Pro und die Umstellung auf Intels Ivy-Bridge-Architektur sein, die sich durch fast alle Produktreihen ziehen wird. Besonders spannend wird das 15-Zoll Macbook Air werden, das im Frühjahr kommen soll, sofern die Gerüchteküche Recht hat. (Macwelt)