Unerwünschte Anrufe

Die Maschen der Telefonbetrüger

09.08.2024 von Jürgen  Hill
Unerwünschte Anrufe sind nicht nur nervig, sondern können auch teuer werden - der Betrug mit Telefon-Spam bleibt ein lohnendes Geschäft. Diese neuen Betrugsmaschen sind derzeit populär.
Unerwünschte, betrügerische Anrufe - beziehungsweise Telefon-Spam - nerven nicht nur, sondern können auch teuer werden.
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Auch 2024 versuchen sich Telefonbetrüger mit neuen Spamtricks oder sie greifen auf altbewährte Taktiken zurück. Welche neuen Vorgehensweisen auf die Nutzer zukommen und welche Telefontricks nie alt werden, verrät Spam-Schutz-Experte Thomas Wrobel von Clever Dialer. An die Telefonnummern ihrer potenziellen Opfer kommen die Betrüger oft, indem sie komplette Adressdatensätze mit Telefonnummern kaufen, oder Rufnummern automatisch nach dem Zufallsprinzip anrufen lassen.

Update April 2024:

Betrug mit Kryptowährungen

Enkeltrick, angebliche Gewinne, vermeintlich günstige Strom- oder Gasverträge - für regelmäßige Leser dieses Artikels sind das alte, bekannte Betrugsmaschen der Telefonspammer. Doch 2024 haben sich die Ganoven eine neue Masche einfallen lassen. Ihre Beute sind jetzt Kryptowährungen.

Wie die Masche mit dem Traum vom schnellen Reichtum funktioniert, veranschaulicht Clever Dialer an einem Fall aus Schwandorf. Dort wurde ein Ehepaar durch einen vermeintlichen Bankmitarbeiter um einen hohen fünfstelligen Betrag gebracht. Dazu überzeugte der Anrufer das Paar davon, 2.100 Euro in Bitcoins zu investieren.

Die Telefonspammer haben 2024 eine neue Masche: Betrug mit Kryptowährungen.
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Unter dem Vorwand, dass der Wert des Investments in kürzester Zeit um das 15-fache angestiegen sei, brachte er die Betroffenen dazu, ein spezielles Computerprogramm zu installieren. Anschließend sollten Sie am Rechner mehrere TAN-Nummern in das Programm eingeben. Mit diesen TANs räumte der Gauner dann die verschiedenen Konten der Betroffenen leer, indem er Abbuchungen durchführte.

Neu bei dieser Methode ist auch, dass nicht, wie bei Enkeltrick oder Gewinnspielen, Senioren im Fokus stehen, sondern vor allem die jüngeren Generationen angegangen werden. Für sie scheint die Verlockung vermeintlich hoher Renditen besonders groß zu sein und damit die Bereitschaft, in fragwürdige Projekte zu investieren.

Seit der Verschärfung des Telefonschutzgesetzes hat die Rufnummernerkennung eine höhere Relevanz bekommen. Es ist nur noch schwer möglich, angezeigte deutsche Telefonnummern zu manipulieren. Deshalb sollten Sie besonders argwöhnisch sein, wenn Sie Anrufe aus dem Ausland auf Ihrem Display sehen und dort keine Kontakte haben. Hoch im Kurs stehen bei den Betrügern nach wie vor britische Rufnummern.

Sollten Sie dennoch einmal einen der vermeintlichen Krypto-Broker an der Strippe haben, dann lassen Sie sich nicht bedrängen. Geben Sie vor Allem am Telefon keine sensiblen Daten wie IBAN, TAN-Nummern oder anderen personenbezogenen Informationen preis. Der Handel mit Kryptowährungen verläuft in der Regel über digitale Wallets oder Bankkonten. Deshalb ist eine vermeintliche Gewinnmaximierung am Telefon meist unseriös.

Update Dezember 2023:

Telefonspam aus Großbritannien

Zum Jahresende droht den Bürgern in Sachen Telefon-Spam Ungemach von ungewohnter Seite. Die Briten, die allgemeinhin als sehr höfliches Volk gelten, eroberten die ersten drei Plätze auf der Liste der nervigsten Telefonspammer. Die Trickbetrüger nervten unter den britischen Nummern +447851397260, +447707527817, +447762383547 laut Clever Dialer deutsche Telefonkunden mit massivem Telefonterror und unfreundlichen Anrufen. In der Regel handelte es sich bei den Anrufen um Kostenfallen, bei denen die Angerufenen ihre Kontodaten preisgeben sollten.

Doch auch an der deutschen Spam-Front ist von vorweihnachtlicher Ruhe wenig zu spüren. Hoch im Kurs stehen nach wie vor gefakte Anrufe, die eine vermeintliche Gewinnauszahlung versprechen. Mit Blick auf den Jahreswechsel und die dann oft kommende Stromrechnung sind auch vorgetäuschte Anrufe eines vermeintlich günstigeren Stromanbieters beliebt. "Den Gaunern ist jedes Mittel recht, um irgendwie an die sensiblen Daten zu gelangen", urteilt man bei Clever Dialer.

Die Betroffenen sind von dem Telefonterror zunehmend genervt, denn sie berichten teilweise von täglich mehrfachen Anrufen. Zudem seien die Anrufer bei ihren "dreisten Abzockversuchen mit unwahren Behauptungen" häufig auch noch sehr unfreundlich.

Update März 2023:

Gefakte Lottogewinne

Hoch im Kurs stehen derzeit gefakte Anrufe, die einen vermeintlichen Gewinn versprechen. So ist laut Clever Dialer die Anzahl der gemeldeten Anrufe, die einen scheinbaren Lottogewinn versprechen, weiter gestiegen. Besonders unangenehm wird es für Betroffene, wenn das Gegenüber am Telefon sogar personenbezogene Daten, wie etwa die Adresse, benennen kann.

So berichtet ein User, dass einer der angeblichen Gewinnspielbetreiber seine Adresse sowie Geburtsdatum hatte. Am Telefon sollte er dann das Geburtsjahr bestätigen. Als das potenzielle Opfer im Anschluss darum bat, ihm das Ganze schriftlich zukommen zu lassen, wurde sofort aufgelegt.

Genervte Nutzer berichten zudem von massivem Telefonterror mit etlichen Anrufen pro Tag. Weiterhin beliebt sind auch Werbe-Calls von angeblich günstigeren Stromanbietern. Im Februar wurden Leidtragende außerdem wieder vermehrt über Festnetzanschlüsse kontaktiert (75,4 Prozent). Telefonate ins Mobilfunknetz sind dagegen leicht zurückgegangen (24,6 Prozent).

Die Top 10 der Spam-Nummern

Die folgende Grafik zeigt die aktuelle Top 10 der Spam-Nummern. Zudem hat Clever Dialer den Anrufgrund in verschiedenen Kategorien zusammengefasst. Der Punkt "Blockierungen" in der Grafik gibt die Häufigkeit der von Betroffenen vorgenommenen Blockierungen im Vergleich zur Gesamtanzahl an.

Die Top 10 der Spam-Nummern.
Foto: Clever Dialer

Ferienzeit: Unerwünschte Anrufe aus dem Ausland haben Konjunktur

Um eine Rückverfolgung zu vermeiden und möglichst unbekannt zu bleiben, nutzen Spam-Anrufer ausländische Telefonnummern und rufen Verbraucher mit verschiedensten Vorwahlen an. Besonders in der Ferienzeit ist diese Methode beliebt und die Gefahr hoch, den Betrügern auf den Leim zu gehen. Könnte es sich doch bei dem Anruf um einen Notfall von Freunden, Bekannten oder Verwandten handeln, die gerade auf Reisen sind. Experten raten deshalb, erst zu überlegen, ob es wirklich einen triftigen Grund für einen Anruf aus diesem Land gibt.

Der Spitzenreiter für ausländische Anrufe 2021 war: Das Vereinigte Königreich. Die +44-Vorwahl ist die Nummer eins der ausländischen Spam-Anrufe und löst damit Österreich (+43) als Tabellenführer aus 2020 ab. Doch auch mit Anrufen aus der Schweiz (+41), den USA (+1) und Italien (+39) versuchen die Betrüger häufiger ihr Glück. Bei diesen Vorwahlen ist also Vorsicht geboten.

Vorsicht, wenn die 110 oder 112 anruft

Ebenso bedienen sich die Betrüger regelmäßig der Schockanruf-Masche. Sie geben sich am Telefon als Vertrauenspersonen aus und wollen mit erschütternden Informationen oder vermeintlichen Unglücksfällen spontane Übersprungshandlungen bei den Angerufenen erzeugen. Besonders gut funktioniert dieser Trick, wenn schon auf der Display-Anzeige der Betroffenen die Notrufnummer "110" angezeigt wird. Aber Achtung! Diese drei Ziffern sind lediglich eine Kurzwahlfunktion für Menschen in Notsituationen. Sollte die Polizei Anrufe tätigen, erscheint wie bei anderen auch eine herkömmliche Telefonnummer mit Ortsvorwahl. Wer also die "110" oder "112" aufleuchten sieht, kann den Anruf getrost ignorieren.

Die Europol-Fake-Masche

Sehr populär unter den Telefonbetrügern ist derzeit die Europol-Masche. Wie eine Welle scheint diese Masche derzeit über Deutschland zu schwappen. Bei der Bundesnetzagentur sollen schon zehntausende Beschwerden bezüglich dieser Masche eingegangen sein. Hierbei hört der Angerufene zuerst eine angebliche Bandansage von Europol, in der er darüber informiert wird, dass er Opfer eines Identitätsklaus geworden sei. Um weitere Informationen zu erhalten, soll dann eine Taste gedrückt werden. Im Gespräch berichten die vermeintlichen Europol-Beamten dann von verdächtigen Kontobewegungen im Namen des Opfers. Um das eigene Konto zu schützen, solle man doch sein Guthaben auf ein spezielles Europol-Konto überweisen.

Unerwünschte Anrufe von "Apple" und "Amazon"

So schnell wie Online-Einkäufe bei Amazon abgewickelt sind, führen auch vermeintliche Amazon-Mitarbeiter in den USA Gutgläubige hinters Licht. Betroffene werden telefonisch auf einen nicht autorisierten Einkauf bei Amazon und die damit verbundene Rückerstattung hingewiesen. Dabei fiel angeblich die Rückerstattungssumme zu hoch aus und der Angerufene wird aufgefordert, die Differenz zu begleichen. Ein Amazon-Imitator bat sogar einmal um Hilfe, da ihm eine Kündigung drohe, sollte das Geld nicht beglichen werden.

Ähnlich verhält es sich bei mysteriösen Apple-Angestellten, die von einem kompromittierten iCloud-Konto oder einem kostenlosen iPad-Gewinn erzählen, um im nächsten Schritt zu versuchen, Zugang zu den Konten der Betroffenen zu erlangen. Hierzulande probierten es die Spam-Anrufer oft als Microsoft-Mitarbeiter, es ist aber davon auszugehen, dass die Betrüger sich auch hierzulande als Apple- oder Amazon-Mitarbeiter ausgeben werden. Also seien Sie skeptisch, wenn plötzlich Apple-, Amazon- oder Microsoft-Mitarbeiter bei Ihnen anrufen. Verweisen Sie auf E-Mail oder Post.

Betrügerische Anrufe vom BKA

Das Telefon klingelt und eine Computerstimme meldet sich - und dann ist ein Mitarbeiter des Bundeskriminalamts (BKA) dran. "Ihre Ausweisdokumente wurden bei einem Verbrechen benutzt. Melden Sie sich bei der folgenden Nummer". Die meisten Angerufenen stellen sich dann die Frage: "Hat sich irgendjemand an meinem Ausweis vergriffen?", "Nutzt ein Krimineller meinen Namen?".

Nach dem Schrecken rufen viele die angegebene Nummer an, um die Sache zu klären. Dabei handelt sich um einen Spam-Anruf der ganz üblen Sorte. Verbraucher sollten deshalb vor einem Anruf prüfen, ob die genannte Nummer wirklich zu einer Polizei-Dienststelle gehört.

Telefon-Spam-Klassiker Enkeltrick

Quasi der Evergreen unter den Spam-Maschen ist der sogenannte Enkeltrick, bei dem betagtere und leichtgläubige Senioren ausgetrickst werden. Dabei werden die Betroffenen aufgefordert, eine hohe Geldsumme zu überweisen mit der Begründung, dass sich ihre Enkel in Schwierigkeiten befinden. Auch Mietkosten oder notwendige Anschaffungen sind vielgenannte Gründe für eine Finanzspritze.

Der Erfolg des Tricks beruht auf der Gutgläubigkeit der Senioren und endet im schlimmsten Fall mit Datenklau oder Vermögensverlust. Der Trick zählt mit zu den häufigsten Telefon-Spam-Maschen.

Die Bitcoin-Telefon-Spam-Falle

Telefon-Betrüger versuchen - oftmals auch mit ausländischen Telefonnummern - Verbrauchern Bitcoins anzudrehen und gaukeln eine Online-Registrierung vor. Spam-Geplagte beschweren sich insbesondere über das aggressive und penetrante Vorgehen der Anrufer.

Gerade am Telefon sollte man sich auf keine unerwarteten Bank- oder Geldgeschäfte einlassen. Hierfür empfiehlt sich ein Gespräch mit dem persönlichen Bankberater oder die Nutzung der Apps der jeweiligen Anbieter.

Unerwünschte Anrufe sperren und Spammer abwehren

Doch die Spam-Opfer sind dem Telefonterror der Anwender nicht hilflos ausgeliefert. Schon einfache Tricks genügen, um die nervigen Betrüger in die Flucht zu schlagen - Schlagfertigkeit während des Spam-Anrufs vorausgesetzt. So hatte etwa ein potenzielles Opfer damit Erfolg, dass es am Telefon erzählte, bei der Polizei zu arbeiten. Schlagartig war das Gespräch ohne Ankündigung beendet. Eine andere Methode sind Gegenfragen. Wird etwa wegen der angeblichen Teilnahme an Gewinnspielen nach der Kontonummer gefragt, hilft oft die einfache Gegenfrage, "nennen Sie mir doch die vorliegenden Daten, um diese abgleichen zu können". Auch hier brechen die Betrüger das Telefonat meist ab.

Bedrängnis macht erfinderisch: Eine Betroffene dreht, wie Clever Dailer berichtet, den Spieß um und stellt die Geduld der Spam-Anrufer auf die Probe. Mit der Mission ihren nächsten Rekord am Telefon zu knacken, greift sie zum Hörer und das Geduldsspiel beginnt: Minutenlang wird das Notebook gesucht, Updates werden installiert, jeder Buchstabe muss einzeln buchstabiert werden, die falsche Mail wird angeklickt, es passieren Tippfehler und beginnt noch die Suche nach der Kreditkarte. Hier werden die Nerven der betrügerischen Call-Center-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen auf eine harte Probe gestellt.