Eigentlich ist alles ganz einfach. "Entwickeln sie einen Führungs-Stil wie Captain Kirk", rät Forrester-Analyst Mike Gualtieri im Gespräch mit unserer amerikanischen Schwesterpublikation CIO.com. Was nicht heißt, dass man seinen Mitarbeitern die Ohren langziehen soll. Gualtieri bezieht sich auf neun Klagen, die er immer wieder über CIOs zu hören bekommt - oder aus eigener Erfahrung kennt: Vor seinem Wechsel an den Analysten-Schreibtisch hat er 20 Jahre lang als Software-Entwickler und IT-Architekt gearbeitet, zuletzt bei der Bank of America.
Konkret geht es um folgende Vorwürfe:
1. Der CIO ist ein Kontrolletti. Dazu der Analyst: "Wenn das stimmt, suchen sie sich einen Job in der Buchhaltung." Wenn es nicht stimmt, und ein CIO nur deswegen alles kontrolliert, weil er seinen Mitarbeitern nichts zutraut, sollte er Leute auswechseln. Anders komme er langfristig nicht weiter.
2. Der CIO ist nicht da. Wenn die Mitarbeiter gut sind und die Moral der Truppe stimmt, neigt mancher CIO dazu, sich öfter auf dem Golfplatz herumzutreiben als im Büro. Dafür hat man diesen Job nicht bekommen, so Gualtieri. Und: Mitarbeiter merken auch, wenn ihr Chef zwar körperlich präsent ist, aber innerlich abwesend.
3. Der CIO lässt sich alles aufschwatzen. In Washington D.C., hat Gualtieri ausgerechnet, kommen auf einen Senator 64 Lobbyisten. Er fragt sich, wie viele Verkäufer wohl auf einen CIO kommen. Laut den Klagen vieler IT-ler scheinen manche CIOs auf jeden Verkäufer-Trick hereinzufallen.
4. Der CIO ist ein Technik-Dinosaurier. Ein IT-Verantwortlicher darf und soll den Mitarbeitern aus seiner Erfahrung als Informatiker berichten. Er muss aber auch wissen, dass sich die Technologie ständig weiterentwickelt und der operative IT-Betrieb heute anders aussieht als zu seinen Zeiten.
5. Der CIO ist ein Technik-Freak. IT-ler respektieren Fachwissen. Der Job eines CIOs besteht aber nicht darin, dem Team zu erklären, wie es Codes schreiben oder Architekturen entwickeln soll. Das muss er ihnen selbst überlassen - seine Aufgabe ist es, strategische Entscheidungen zu treffen.
6. Der CIO will über Nacht Veränderungen sehen. Zaubern kann keiner. Und deswegen soll das auch niemand von seinen Mitarbeitern erwarten.
7. Der CIO behandelt Menschen wie Manövriermasse. Wer die Individualität und damit die verschiedenen Stärken seiner Mitarbeiter nicht respektiert, verliert ihren Respekt. Mike Gualtieri zieht einen launigen Vergleich: Doc Rivers, Coach der Boston Celtics, würde nie sagen: "Ich brauche zwei Guard-Einheiten", oder "Ich brauche eine Center-Einheit". Und das sollte ein CIO auch nicht machen. Merke: Jeder CIO ist immer nur so gut wie sein Team.
8. Der CIO macht auf Basis-Demokrat. Es zeugt von Stärke, versierte Mitarbeiter in ihrem Fachgebiet nach ihrer Meinung zu fragen. Es zeugt von Schwäche, alles mit allen bis zum Ende auszudiskutieren. Der CIO ist verantwortlich, also entscheidet er. Wer nicht weiß, wie das geht, sollte sich ein Beispiel an Captain Kirk nehmen. Und wer nie Star Trek gesehen hat, sollte überhaupt nicht als CIO arbeiten, so Gualtieri.
9. Der CIO versucht, CEO zu werden. Das gelingt den wenigsten, so der Forrester-Analyst. Wer Ambitionen in diese Richtung hat, sollte sie für sich behalten. Ein IT-Team arbeitet schlecht, wenn es den Eindruck haben muss, sein Chef sei auf dem Sprung.
Mike Gualtieris Fazit: Wie auch immer ein CIO führen mag - eines zeichnet alle erfolgreichen Manager aus: Sie haben sich die Anerkennung ihres Teams erarbeitet.