Offshoring soll wachsen

Die Outsourcing-Trends 2010

23.12.2009 von Werner Kurzlechner
Adventszeit ist Glaskugelzeit. Heraus kommt eine überaus frohe Prognose für den Outsourcing-Markt und Social Media. Ein eher tristes 2010 erwartet hingegen führenden Service-Anbietern.
Globaler Markt: Schwacher Dollar hilft US-Export und schadet europäischen Anbietern. China holt im Offshoring gegenüber Indien auf.
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Wie jedes Jahr häufen sich vor Weihnachten die Trendmeldungen der Analysten, Berater und Software-Firmen. Das texanische Beratungsunternehmen EquaTerra macht sich dabei die nicht selbstverständliche Mühe zu differenzieren und nennt sowohl Aufwärts- als auch Abwärtsentwicklungen. Also gut und schlecht, möchte man meinen. Für ein Übergewicht des Wohlklangs sorgt allerdings, dass abklingende Krisensymptome unter der Rubrik "going down" geführt werden. "Rezessionsmüdigkeit hat eingesetzt", sagt CEO Mark Toon. "Gesprächsthema in den Unternehmen ist nicht mehr das Überleben des Niedergangs sondern das Fortsetzen des Aufschwungs."

Positiv gemeint ist auch eine andere Abwärtsmeldung: der sich fortversetzende Wertverfall des Dollars. Nordamerikanische Angebote werden durch die Inflation in den USA bekanntlich im internationalen Vergleich günstiger. "Ich erwarte, dass Kunden aus dem privaten wie dem öffentlichen Sektor weltweit mehr US-amerikanische Sourcing-Lösungen in Augenschein nehmen als bisher", sagt folgerichtig EquaTerra-Amerikachef Peter Iannone. Was für die Anbieter jenseits des Atlantik erfreulich ist, erschwert im Umkehrschluss die Wettbewerbsbedingungen für die Provider aus Europa.

So gibt es im globalen Ringen Sieger und Verlierer. Klarer sagt EquaTerra das für den Wettbewerb der Offshoring-Regionen. Indien als langjähriger Marktdominator verliert demnach weiter an Boden, weil beispielsweise die Konkurrenz aus Mittel- und Südamerika sowie den Philippinen aufholt. Vor allen Dingen aber schneidet sich China immer größere Stücke vom Kuchen ab. Bislang kommen die Aufträge dort vorwiegend aus asiatischen Volkswirtschaften wie zum Beispiel aus Japan, was EquaTerra mit der relativ geringen Sprachbarriere erklärt.

Überraschender als diese Einordnung der Offshoring-Regionen klingt die grundsätzlich positive Prognose über die weltweiten Outsourcing-Aktivitäten. "Anders als weithin angenommen, werden diese im kommenden Jahr wachsen", sagt Stan Lepeak, Geschäftsführer der Forschungsabteilung des Beratungshauses. Denn trotz vorsichtiger Aufschwungsstimmung werden die meisten Firmen weiter nach Wegen suchen, Kosten zu senken.

Alles raus? Outsourcing bleibt als Instrument zum Kostensenken in, aber auch intern gibt es Alternativen wie Shared Service Center.
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Eine aktuelle Umfrage des Unternehmens unter führenden Outsourcing-Anbietern bestätigt die unerwartet hohe Nachfrage der Anwender. Mehr als 75 Prozent der Provider sagen, dass sie derzeit eine steigende Anzahl an Projekten vorbereiten. Die Pipeline ist damit um zehn Prozentpunkte besser gefüllt als im vergangenen Quartal, sogar um beachtliche 34 Prozentpunkte größer als vor einem Jahr. Damals lähmte die allmählich durchschlagende Krise noch die Unternehmen.

2010 wohl kein Jahr der Mega-Deals

Allerdings prägen nach Ansicht von EquaTerra nicht unbedingt Mega-Deals das kommende Jahr. In 2009 sorgten bekanntlich vor allem einige Riesenprojekte der Telekommunikationsunternehmen für die Hochs des Outsourcing-Marktes. Im kommenden Jahr sehen die Experten aus Texas demgegenüber eine steigende Zahl kleiner Vorhaben, die sich auf das Auslagern von Kernprozessen konzentrieren. Anspruch der Anwender sei dabei, dass der Übergang weniger Zeit in Anspruch nimmt und möglichst schnell ein Return-on-Investment sichtbar wird.

Flankiert werden diese Bemühungen durch den Versuch, bestehende Beziehungen zu optimieren und bei den Vertragspartnern bessere Bedingungen auszuhandeln als momentan gegeben. Befördert wird das auf Anbieterseite durch wachsende Konkurrenz. Die größten Service-Anbieter wie HP, EDS, Dell, Perot, ACS und Xerox seien immer noch in der Konsolidierungsphase, so EquaTerra. Dies eröffne anderen Providern die Chance, im kommenden Jahr Marktanteile zu erobern.

Verschieben werden sich nach Einschätzung des Beratungshauses die Gewichte noch in verschiedener Hinsicht. Beim Infrastruktur-Outsourcing sei etwa eine hohe Marktreife erreicht. Deshalb sind in diesem Segment nicht unbedingt mehr die großen Sprünge zu erwarten.

Die Unternehmen schauen hierbei mittlerweile genau hin, mit wem sie sich einlassen. Nicht alleine der Preis ist das entscheidende Kriterium. Die Provider müssen auch mit Kundennähe und Flexibilität punkten, wenn sie Abschlüsse erzielen wollen. Als klares Wachstumsfeld macht EquaTerra demgegenüber das Auslagern des Beschaffungswesens aus.

Vom öffentlichen Sektor dürfte 2010 nicht der große Schub ausgehen. Um mehr Effizienz zu niedrigeren Kosten zu erzielen, schauen Politik und Behörden sich laut EquaTerra eher nach hausinternen Lösungen wie Shared Service Center um. Die im vergangenen Jahr drastisch umgekrempelte Finanzbranche kommt hingegen als Nachfrager von hohem Gewicht durchaus in Frage.

Firmen brauchen Regeln für Social Media

Abseits des Kernthemas Outsourcing wagt EquaTerra auch eine Prognose über Social Media. Tools aus diesem Bereich werden demnach im Geschäftsleben immer mehr gebräuchlich. "Die steigende Nutzung ist eine unausweichliche Tatsache", so Forschungschef Lepeak.

Deshalb kämen die Firmen nicht darum herum, hauseigene Regeln zu entwickeln. "Die Unternehmen sollten sich überlegen, wie sie den positiven Einfluss von Social Media maximieren können", so Lepeak.