Die EuroCIS ist so etwas wie der Branchentreffpunkt für Retail-IT in Deutschland. Man kennt sich, man schüttelt sich die Hände – Networking der guten alten Schule. Dieses Jahr waren die Veranstalter – die Messe Düsseldorf und das EHI Retail-Institut aus Köln so mutig, den Termin direkt parallel zur CeBIT zu legen.
Die Veranstalter geben sich optimistisch – dieses Jahr seien 190 Aussteller aus 22 Nationen in Düsseldorf gewesen, etwa zehn Prozent mehr als letztes Jahr, und die Zahl der Besucher sei bei 5.400 gelegen, davon deutlich mehr aus dem Ausland. Eine eigene Technologiemesse entspreche, so die Messe Düsseldorf, offenbar den Bedürfnissen der IT-Verantwortlichen und Entscheider.
Von einem Teil der Aussteller war allerdings zu hören, dass ihnen die Terminwahl doch nicht so gefallen habe. Bei Firmen, die auch in anderen Branchen aktiv sind, hätten die Verantwortlichen teilweise zwischen Düsseldorf (EuroCIS) und Hannover (CeBIT) hin und her pendeln müssen. Besucher beklagten sich, dass sie genau deswegen keine adäquaten Gesprächspartner an den Ständen gefunden hätten.
Inhaltlich ging es vor allem um Web-Technologien, die sich in der Prozesskette des Handels immer weiter durchsetzen. Zahlreiche Lösungen für den Einsatz von mobilen Technologien waren zu sehen, ebenso wie digitale Videoüberwachung, Self-Checkout oder Self-Scanning. Starken Zuspruch fand das EuroCIS Forum mit seinen Fachvorträgen, darunter über die Erfahrungen mit dem RFID-Projekt bei Gerry Weber (siehe CIO Retail-IT-Bericht).
Auszeichnungen für Albert Heijn und Manor
Um den Anspruch der Meinungsführerschaft bei Retail-IT noch zu bekräftigen, wurden dieses Jahr eine ganze Reihe von Preisauszeichnungen vorgenommen. So ehrte das EHI Retail Institute Albert Heijn mit dem "reta europe award 2010" in der Kategorie "Best In-Store Solution".
Damit sollte "die herausragende IT-Lösung" "Dynamic Graphical Electronic Shelf Labeling" des Niederländischen Einzelhändlers, die Toshiba Tec Europe zusammen mit seinen Partnern Capgemini und Impulselogic entwickelt hat, gewürdigt werden.
Die kundenspezifische Lösung mit elektronischen Regaletiketten (ESL) reduziere den Abfall von verderblichen Artikeln und steigere so die Profitabilität des Einzelhändlers. Um die Abschreibungen bei Frischware zu verringern, würden deren Abverkauf und die Bestände analysiert, mit vorab definierten Verkaufsmengen verglichen und die Preise geändert. Elektronische Regaletiketten und andere Bildschirme in der Filiale sollen die aktualisierten Artikelpreise anzeigen, die dann auch an den Kassensystemen abgerechnet werden.
Außerdem ging ein Preise an das Schweizer Warenhausunternehmen Manor für den Einsatz von "TweetMirror", einen interaktiven Spiegel, mit dem sich Kunden in verschiedenen Outfits und Perspektiven fotografieren und dann die Ergebnisse vergleichen können. Und der französischen Supermarktbetreiber Intermarché bekam eine Auszeichnung für ein von IBM entwickeltes Self-Checkout-System.
Das deutsche Modeunternehmen s.Oliver erhielt eine Auszeichnung für die Installation von Bildschirmen in der Nähe von Warteräumen in den 2.360 Shops. Das von der Online-Software AG und Vis-a-pix entwickelte System soll dabei das Geschlecht des Wartenden erkennen und Filme mit Kollektionen für die jeweilige Zielgruppe vorführen.
Rewe mit Prozess-Steuerung
Prämiert wurden ferner das portugiesische Handelsunternehmen Sonae für den Einsatz eines mobilen Portals, mit dem Angestellte kabellos Informationen an eine zentrale Stelle weitergeben können, ohne den Laden zu verlassen.
Die Rewe Informations-Systeme, der zentrale IT-Provider der Rewe Gruppe, gewann einen Preis für die Weiterentwicklung von ZAM (Zentrale Abbildung der Märkte), mit dem alle Prozesse im gesamten Unternehmen – Einzelhändler oder SB-Warenhaus – in einem einzigen System abgebildet und gesteuert werden können.
Gewinner des Wissenschaftspreise waren Absolventen von Bachelor- und Master-Studiengängen, Verfasser von Dissertationen sowie ein universitäres Kooperationsprojekt zwischen Handel und Industrie.