Die größten Gefahren für die weltweite Industrie sind nach wie vor analog: Feuer, Stürme und menschliches Versagen richteten dort in den vergangenen fünf Jahren den größten Versicherungsschaden an. Allein in Deutschland machten Explosionen und Brände rund ein Viertel aller Verluste in der Industrie aus, die zwischen 2013 und 2018 von Versicherungen beglichen wurden. Das geht aus einer Analyse hervor, die der Industrie- und Spezialversicherer Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) Ende Dezember vorlegte.
"Die Explosionen bei BASF oder der Raffinerie in Ingolstadt sowie das Feuer in der Yachtwerft von Bremen sind sicherlich noch gut in Erinnerung", sagte AGCS-Schadenschef Philipp Cremer. "In der modernen Welt des 21. Jahrhunderts sind es weiter die traditionellen Gefahren, die sehr große Schäden verursachen." Zwar seien Explosionen und Brände nicht an der Tagesordnung. Doch wo sie aufträten, richteten sie auch großen Schaden an.
Für die Studie untersuchten die Autoren rund eine halbe Million Versicherungsfälle mit einem Gesamtschaden von 58 Milliarden Euro. Feuer und Explosionen machten weltweit rund 24 Prozent der Schadenssumme aus.
Weniger, dafür aber teurere Schäden
Der technische Fortschritt mache industrielle Prozesse zwar sicherer, sagte Cremer. Dafür richteten einzelne Vorfälle inzwischen größere Schäden an. Grund dafür sei die zunehmende Vernetzung von Produktionsketten. "Das führt zu einem Durchreichen der Schäden an viele dann betroffene Unternehmen in Form von Betriebsunterbrechungsschäden", sagte Cremer. Anlagen würden zudem komplexer und teurer - entsprechend teuer werde es dann im Falle eines Schadens.
Trotz der Dominanz herkömmlicher Risiken machten sich auch digitale Bedrohungen zunehmend bei den Versicherungsschäden bemerkbar. "Das muss nicht immer ein Hack sein", sagte Cremer. Auch Fehler und Störungen in der Betriebssoftware könnten zu Ausfällen im Betrieb führen. In den vergangenen fünf Jahren seien insgesamt 120 sogenannte Cyberclaims eingegangen.
"Und dann haben wir die Fälle mit großer Medienaufmerksamkeit, in denen etwa Daten von Kunden abgezogen werden." Hier sei Geschwindigkeit gefragt. "Es ist wichtig, dass man in solchen Fällen in den ersten 48 Stunden alles was man hat in Bewegung setzt, um das Datenleck zu stoppen", sagte Cremer. Er geht davon aus, dass Schäden im Cyberbereich in den kommenden Jahren deutlich an Bedeutung zunehmen werden.
Bei den untersuchten Schäden in der Studie handelt es sich den Autoren zufolge nur um diejenigen, die von den Versicherungen beglichen wurden. Die tatsächlichen Industrieschäden sind demnach deutlich größer, auch wenn die Lücke nicht so eklatant sei wie etwa bei Naturkatastrophen, bei denen auch viele unversicherte Privatleute betroffen seien.
Auffällig: Als zweithäufigste Ursache bei den Industrie-Versicherungsschäden führen die Autoren Flugzeugunfälle auf. Sie stehen für 14 Prozent der beglichenen Verluste sowie für 3 Prozent der Schadensfälle in dem Fünfjahres-Zeitraum insgesamt. Laut Cremer ist das vor allem darauf zurückzuführen, dass Schäden im Luftverkehr zum spezifischen Portfolio der AGCS als führender Luftfahrtversicherer gehören.
Nur eine einzige der zehn häufigsten Schadensursachen, die die Studie ausmacht, ist nicht menschengemacht: Stürme stehen für rund sieben Prozent der angemeldeten Verluste. "Die große Mehrheit sind auf technische oder menschliche Faktoren zurückzuführen", heißt es. (dpa/ad)