Auch Top-Manager von großen Unternehmen liegen mal daneben. Aber wenn sie einen Fehler machen, sind gleich mehrstellige Millionenbeträge verloren. Der US-Professor Sydney Finkelstein von der renommierten Dartmouth-Universität stellt jedes Jahr die schlechtesten CEOs vor. Und er analysiert auch, welche Fehlentscheidungen dazu führten, dass sie einen Platz auf dem "Ehrentreppchen" ergattern konnten. Denn alle CEOs haben etwas gemeinsam.
Unfähige CEOs verschlafen Veränderungen
"Sie waren einfach unfähig, sich den veränderten Geschäftsbedingungen anzupassen", sagt Finkelstein. So konnten große Konkurrenten das Feld abräumen und ließen zum Beispiel Brian Dunn von Best Buy, einem amerikanischen Elektrofachmarkt, seinen Job verlieren. Der Markt veränderte sich - das erkannten die CEOs nur leider nicht.
Der zweite große Stolperstein: Auch CEOs konnten Privates und Berufliches nicht von einander trennen. So wie Aubrey McClendon, Vorsitzender und Gründer von Chesapeake Energy, dem größten Erdgas-Produzenten in den USA, der das Vertrauen der Anleger verspielte. Er nutzte gern den Firmenjet für Privatausflüge und ließ auch, so Finkelstein, Angestellte privat für sich arbeiten. Das gilt auch für Mark Pincus, den CEO des Spieleentwicklers Zynga, der mit seinen Aktienverkäufen Misstrauen aufkommen ließ.
Aber auch Mark Zuckerberg kam um eine mehr oder weniger ehrenvolle Erwähnung nicht herum. Finkelstein ist der Meinung, dass der Facebook-Gründer seine Führungsqualitäten noch nicht unter Beweis gestellt hat. Auf ihn dürfte vor allem die letzte Gemeinsamkeit aller Führungskräfte zutreffen: "Selbstüberschätzung reduziert die Effektivität als Führungskraft", sagt Finkelstein. "Alle gelisteten CEOs verfügten im Jahr 2012 über diesen Faktor." Lesen Sie, es in die Liste der schlechtesten 5 CEOs geschafft hat - und wer ehrenhalber erwähnt wird.
Spanische Misswirtschaft auf Platz 5
Auf den fünften Platz hat es Rodrigo Rato geschafft, der ehemalige spanische Finanzminister. 2010 wurde er CEO des in der Krise gegründeten spanischen Bankenverbandes Bankia - und trat im Mai 2012 zurück. Noch 2011 kündigte Rato einen Umsatz von 309 Millionen Euro an. Im Mai 2012 waren es dann drei Milliarden Euro Verlust. Momentan stünde Rato, so Finkelstein, wegen Betrugs unter Verdacht. Dass er mit Bankia scheiterte, liege entweder an Betrug oder an Ratos massiver Inkompetenz.
Spielend Platz 4
Um 75 Prozent fielen die Aktien der online-Spielefirma Zynga. Doch noch hält sich der CEO Mark Pincus - und landet bei Finkelstein auf dem vierten Platz. Der Professor vermutet, dass der Firma noch Schlimmeres bevorsteht. Die Top-Talente hätten die Firma bereits verlassen. Zudem ist Zynga zu 90 Prozent von Facebook abhängig: Wenn sich Facebook verändert, muss Zynga sich blitzschnell anpassen. Außerdem hat Pincus seine eigenen Anteile an der Firma sehr schnell abgestoßen - kein gutes Zeichen.
Keine schönen Aussichten für Avon
Auf Platz 3 ist Andrea Jung, CEO der Kosmetikfirma Avon bis April 2012. Laut Finkelstein hat sie sämtliche Ziele verfehlt. Die operationellen Probleme des Konzerns konnte sie nicht beheben, da sie eher von der Marketing-Seite Ahnung hatte. Der Marktwert der Firma verlor seit 2004 dramatisch an Wert: Inzwischen ist Avon mit etwa 6 Milliarden Dollar fast schon ein Schnäppchen. Schade, dass Jung damals die Firma nicht mit Gewinn verkauft hatte. Dieses Angebot schlug Jung aus - auch deshalb Platz Drei für Jung. Sie geht jetzt vielleicht nach Deutschland.
Klammert sich an seinen Posten: McClendon
Auf dem zweiten Platz landet Aubrey McClendon, immer noch CEO von Amerikas zweitgrößtem Erdgasproduzenten. Schon 2008 musste er alle seine Anteile an der Firma bis auf ein Prozent verkaufen. Der Vorstand nahm ihm den Titel Vorstandsvorsitzender - CEO ist McClendon aber immer noch. Die Aktien des Konzerns fielen derweil um 20 Prozent. Laut Finkelstein hat sich McClendon 500 Millionen Dollar geliehen, um die Firma zu retten - aber nicht von irgendwem, sondern von einer Firma, die Anteile an Chesapeake hatte. Weitere Bestechungsskandale umwehen McClendon, daher Platz 2.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wer die Liste anführt - und warum Zuckerberg beinah auf ihr stünde.
Der Schlechteste CEO 2012
Fünf Jahre führte Brian Dunn den Konzern Best Buy - ein amerikanischer Elektrofachmarkt - und musste im April abtreten. Laut Finkelstein hat Dunn die Zeichen der Zeit nicht erkannt und ließ sich von Konkurrenten wie Amazon und Apple das Wasser abgraben: Die Waren auch online anzubieten, das hat Dunn zunächst versäumt. Insgesamt hätten Dunn und seine Kollegen etwa 6,4 Milliarden Dollar verschleudert, meint Finkelstein. Außerdem konnte er wohl Berufliches und Privates nicht trennen. Böse Gerüchte um eine Affäre machten die Runde. Für gekonntes Scheitern: Platz Eins.
Groupon: Trend geht nach unten
Ehrenhalber erwähnt Finkelstein auch ihn: Andrew Mason, CEO von Groupon. 80 Prozent Wertverlust brachten Mason das ein. Auch sein Verhalten sei nicht professionell, erklärt Finkelstein. Kapuzenpullis und Bier hätten in Vorstandssitzungen nichts verloren. Das schaffe wenig Vertrauen in deren Führungsqualitäten und das Geschäftsmodell. Zu Gute hält Finkelstein ihm, dass er versucht, neue Geschäftsideen durchzusetzen.
Facebook zu diktatorisch
Das dürfte den Facebook-Gründer nicht freuen: Finkelstein erwähnt auch ihn unter den schlechtesten CEOs. Immerhin verlor die Facebook-Aktie 30 Prozent an Wert, kein gutes Zeichen. Auch dem Kapuzenpulli-tragenden Zuckerberg wirft Finkelstein schlechten Führungsstil vor. Sein Ego sei einfach zu groß, er habe eher eine Diktatur errichtet, anstatt eine gute Atmosphäre zu fördern. Vielleicht schafft Zuckerberg es ja 2013 auf die Liste.